"Allergie-Impfungen" können trotz Covid-Impfung weitergeführt werden

Hasel und Erle provozieren derzeit die ersten Heuschnupfen.
Lungenärzte-Tagung: Kein erhöhtes Corona-Risiko für Allergiker. "Allergie-Impfungen" sind kein Hindernis für Covid-Schutzimpfung.

Wer von einer Allergie oder allergischen Asthma betroffen ist, hat kein erhöhtes Corona-Risiko. Im Vergleich zu gesunden Menschen ist weder die Ansteckungsgefahr größer noch besteht ein erhöhtes Risiko für einen schwereren Verlauf. Das erklärten Allergieexperten anlässlich der derzeit stattfindenden Jahrestagung der österreichischen Gesellschaft für Pneumologie.

Kein Problem gibt es auch, wenn zeitgleich mit einer allergenspezifischen Immuntherapie (AIT) - oft als "Allergie-Impfung" bezeichnet -  eine Covid-Schutzimpfung durchgeführt wird. "Eine solche Therapie muss wegen einer Covd-19-Impfung nicht beendet werden. Allergien sind also sicher keine Ausrede dafür, sich nicht gegen Covid-19 impfen zu lassen", wird der Allergieexperte Felix Wantke, Leiter des Floridsdorfer Allergiezentrums, in einer Aussendung zitiert.

Darüberhinaus ist die Covid-Impfung für den weitaus überwiegenden Teil der Allergiker und Asthmatiker unbedenklich.

Ebenfalls kein Risiko stellt die Corona-Schutzimpfung an sich dar: Die Impfung mit den derzeit verfügbaren Präparaten ist insgesamt für den weitaus überwiegenden Teil der Allergiker und Asthmatiker unbedenklich und daher jedenfalls zu empfehlen.

Aber auch im Hinblick auf die Frage, ob eine laufende allergenspezifische Immuntherapie zur Behandlung von Heuschnupfen oder allergischem Asthma weitergeführt werden kann, gibt es von Expertenseite grünes Licht: "Eine solche Therapie muss wegen einer Covid-19-Impfung nicht beendet werden. Allergien sind also sicher keine Ausrede dafür, sich nicht gegen COVID-19 impfen zu lassen", sagt Wantke.

"Viele Patienten haben Sorge", so Wantke, "dass die Covid-19-Impfung und die allergenspezifische Immuntherapie einander ausschließen". Dies sei aber nicht der Fall: "Unter einer laufenden spezifischen Immuntherapie kann man problemlos eine Corona-Impfung durchführen."

Abhärtung des Immunsystems

Bei der AIT wird das Immunsystem durch eine Art Allergie-Impfung mit dem unverträglichen Stoff, dem Allergen, für zukünftige Kontakte abgehärtet, um so in Zukunft allergische Reaktionen zu verhindern. Der Unterschied der beiden zur Verfügung stehenden Therapieformen, subkutan (unter die Haut) oder sublingual (unter die Zungen), liegt primär in der Anwendungform.

Bei der subkutanen Immuntherapie wird das Allergen mittels Injektion in das subkutane Fettgewebe injiziert. Bei der sublingualen Immuntherapie wird das Allergen über Tropfen- oder Schmelztabletten, die unter die Zunge geträufelt bzw. gelegt werden, verabreicht.

Während der wöchentlichen Aufdosierungsphase ist ein Abstand von fünf Tagen zur Corona-Impfung zu empfehlen, bei der Erhaltungsdosis zwei Wochen, sagt Wantke. Bei der sublingualen Therapie empfiehlt der Experte, drei Tage vor und nach der Covid-19-Impfung keine Tropfen oder Tabletten einzunehmen.

Um Arztbesuche in der Pandemiezeit zu minimieren, bietet sich die Verwendung von sublingualen Hochdosispräparaten an, soweit sie verfügbar sind, erklärt Wantke: "Wichtig ist es für die Patienten, zu wissen, dass die Immuntherapie bei Allergien kein Hinderungsgrund für eine Corona-Impfung ist."

Diese allergenspezifische Immuntherapie sei die einzige kausale Therapie der sogenannten Typ-1 Allergie. Sie eignet sich zur Behandlung von Rhinokonjunktivitis (durch Pollen, Hausstaubmilben oder Pilzsporen verursachter "Heuschnupfen") und leicht- bis mittelgradigem, allergischem Asthma bronchiale. Ab einer Beschwerdedauer von zwei Jahren, einer unzureichenden symptomatischen Therapie mit Medikamenten, keiner Möglichkeit, den Allergenen auszuweichen, positiver Familienanamnese und einem Alter ab fünf Jahren sollte die Therapie erwogen werden. "Es spricht nichts dagegen, subkutane und sublinguale Therapien auch zu kombinieren", so Wantke.

Bei der subkutanen Immuntherapie wird eine steigende Allergendosis so lange gespritzt, bis die sogenannte Erhaltungsdosis erreicht ist. Die Therapiedauer beträgt drei Jahre. Sublinguale Therapien erstrecken sich ebenfalls über drei Jahre, die Aufdosierungsphase kann hier mitunter entfallen. Wantke wies darauf hin, "dass aber für den Erfolg der Behandlung die Therapietreue der Patienten von entscheidender Bedeutung ist, aber leider oft zu wünschen übrig lässt".

Rechtzeitig beginnen

Bei saisonal bedingten Allergien ist es wichtig, rechtzeitig vor der jeweiligen Allergie-Saison mit der Immuntherapie zu beginnen, betont Wantke. Bei einer Allergie gegen Frühblüher zum Beispiel wäre genau jetzt im Herbst der richtige Zeitpunkt dafür. Im Frühjahr, wenn die Pollensaison da ist, ist es zu spät.

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