Forscher sagen: "Homöopathie wirkt nicht besser als Placebo"

Forscher sagen: "Homöopathie wirkt nicht besser als Placebo"
Australische Studie entfacht neuerlich die Debatte um Kritik an Homöopathie.

Die Studienautoren sind nicht irgendwer, daher sorgt ihr Befund für Aufsehen. Das National Health and Medical Research Council (NHMRC) ist das höchste Gremium für medizinische Forschung in Australien. Und die Forscher dieser mit rund 700 Millionen Dollar dotierten Einrichtung fanden in einer am Mittwoch veröffentlichten, umfangreichen Studie keinen Beweis, dass homöopathische Behandlungen effektiv seien. Sie fanden "keine Beweise für die Behauptung, dass Homöopathie besser wirke als ein Placebo", sagte NHMRC-Leiter Warwick Anderson.

In Australien gab es am Donnerstag Kritik an der Studienauswahl, etwa, dass nur Übersichtsarbeiten ausgewertet wurden und nicht die primären Studien. Übersichtsarbeiten mit unterschiedlichen Ergebnissen gebe es viele. Und: Von der NHMRC konsultierte Experten forderten die Einbeziehung von Homöopathie-Experten in die Untersuchung. "Die NHMRC entschied sich dann dafür, diese Expertenmeinungen zu ignorieren", schreibt CMA-Leiter Carl Gibson in seiner Aussendung.

Für ihre Meta-Analyse hatten die Forscher insgesamt 225 Studien über Homöopathie analysiert. Mit Globuli oder Tropfen evidenzbasierte und sichere Therapien zu ersetzen, könne sogar die Gesundheit gefährden, so die Schlussfolgerung. Die ganze Studie können Sie hier nachlesen.

Es ist nicht die erste Studie, die zu negativen Ergebnissen kommt. Bereits im Jahr 2013 wurden in der Schweiz 111 Studien untersucht: Auch hier waren die Ergebnisse sehr durchwachsen. Ob Homöopathie funktioniert oder nicht, ist zu einem ideologischen Kampfschauplatz geworden. Auch die australischen Forscher vom NHMRC äußern ihre Hoffnung, dass ihre Ergebnisse die Menschen dazu bringen, ihre (positive) Meinung zu Homöopathie zu überdenken und private Krankenversicherungen Kostenübernahmen einstellen. Anders als in Österreich, wo nur Ärzte Homöopathie praktizieren dürfen, sind die Anbieter in Australien nicht geregelt.

Studie nicht völlig neu

Für die Fachwelt ist die australische Studie nicht neu – und umstritten. Der österreichische Biochemiker und Homöopath Friedrich Dellmour kritisiert, sie enthalte "gravierende Mängel". Die Daten seien zum Teil seit 2013 bekannt. Bereits 2014 kritisierte unter anderem das britische Homeopathic Research Institute, dass viele Studien von der Auswertung ausgeschlossen wurden. Zudem wurden Übersichtsarbeiten ausgewertet, ohne darin die untersuchten, primären Studien zu prüfen. Dellmour weist auch auf die Problematik sogenannter "Regierungsstudien" hin. "Regierungsabteilungen haben in der Regel keine homöopathischen Experten, auch in Australien."

Das stört auch Univ.-Prof. Michael Frass. "Man muss mit Fachleuten arbeiten, die Ausbildung und entsprechende Erfahrung haben." Der ausgebildete Internist leitet an der MedUni Wien die Homöopathische Spezialambulanz für maligne Erkrankungen. Er berichtet, dass Krebspatienten durch homöopathische Unterstützung etwa ihre Chemotherapien besser vertragen. Andere Befürworter berichten wiederum von positiven Erfahrungen bei Kindern sowie bei Allergien. Und dem Argument, Globuli seien Placebos, die allein durch die erhaltene Zuwendung wirken, widersprechen unter anderem Studien mit deutschen Kühen. Bei ihnen zeigte sich die homöopathische Therapie bei Euterentzündungen nahezu gleichwertig gegenüber Antibiotika.

Design

Zur klassischen wissenschaftlichen Überprüfung, ob Homöopathie wirkt oder nicht, seien übliche Studiendesigns allerdings nicht geeignet, betont Frass. "In der Homöopathie schauen wir nicht auf einen Punkt, sondern auf den ganzen Menschen. Da hat man dann auch eine Vielfalt an Symptomen. Das kann man nicht vergleichen." Man könne nicht eins zu eins dieselben Methoden anwenden. Er vergleicht dies mit Benzin- und Diesel-Pkw. "Beides sind für sich gut funktionierende Systeme. Man kann auch nicht einfach die Kraftstoffe austauschen."

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Forscher sagen: "Homöopathie wirkt nicht besser als Placebo"
Diskutieren Sie amDonnerstag 12. März zwischen 16 und 18 UhraufKURIER.at/gesundheitmit dem Internisten und Homöopathen Univ.-Prof. Michael Frass. Er leitet an der Medizinischen Universität Wien die Homöopathische Spezialambulanz für maligne Erkrankungen.
  • Wirkung: Homöopathie wirkt ganzheitlich, erklären die Befürworter. Und zwar nach der bei Kritikern umstrittenen Regulationstherapie. Nach der Ähnlichkeitsregel werden Globuli oder Tropfen verordnet: Eine Arznei heilt jene Beschwerden an Kranken, die denen ähnlich sind, die sie an Gesunden hervorrufen. Die Mittel; aus dem Pflanzen- und Tierreich werden potenziert (verschüttelt und verdünnt). Für Kritiker kann Homöopathie genau deshalb nicht funktionieren - durch das Verdünnen sei die Ursprungssubstanz nicht mehr im Trägermittel (Globuli oder Flüssiglösung) enthalten.
  • Ausbildung: Anders als etwa in Australien dürfen in Österreich nur Ärzte homöopathisch arbeiten. In dieser „klassischen Homöopathie“ werden individuell Einzelarzneien ausgewählt. Komplexmittel (aus mehreren potenzierten Arzneien zusammengesetzte Medikamente) basieren vorrangig auf Erfahrungswerten.
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