Erste Ernte im Garten Eden-ISS
Das wird wohl nix mit Erdbeeren mit Schlag im Weltall. Besser schaut es da schon mit Tzatziki aus. „Gurken gedeihen gut. Paprika und besonders Erdbeeren sind dagegen anspruchsvoller in der Pflege.“ Daniel Schubert, der Projektleiter des Eden-ISS-Gewächshauses zieht erste Bilanz über die Ernte im Gewächshaus in der Antarktis. Etwa 100 Kilo frisches Gemüse sind es geworden: Paul Zabel (Bild unten) hat im ewigen Eis auf einer Anbaufläche von insgesamt etwa 13 m² bisher 35 kg Gurken, 39 kg Salat, 17 kg Tomaten, sieben Kilo Kohlrabi und vier Kilo Radieschen geerntet. Und das, obwohl er von sich selbst sagt, bisher nur ein bisschen auf dem Balkon gegärtnert sowie von Oma und Opa gelernt und keinen grünen Daumen zu haben.
Rückblick
Alles begann 2011 als das Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) anfing, nachzudenken, unter welchen künstlichen Bedingungen Grünzeug am besten gedeiht. Man richtete ein Labor ein, schickte Forscher Zabel – den einzigen Freiwilligen für die Mission in die Kälte – auf die Wageningen-Universität in den Niederlanden, um die Kunst der Pflanzenzucht in Gewächshäusern zu erlernen und setzte ihn in den Alpen aus. Zweck: ein herausforderndes Überlebenstraining, schließlich muss sich nicht nur das Grünzeug, sondern auch Zabel ein Jahr lang im ewigen Eis behaupten.
Mittlerweile hat der Neo-Gärtner vier Monate im Südpol-Gewächshaus geschafft; und dabei Temperaturen um minus 45 Grad und einem tagelangen Sturm getrotzt, während dem er nicht aus seiner Wohnung raus konnte. In dieser Zeit musste das Gewächshaus drei Tage lang von Bremen aus ferngesteuert werden – die Nährstoffe aus dem ausgeklügelten Pumpsystem, Temperatur, Luftfeuchtigkeit und LED-Lampen, die Tag und Nacht simulieren (Bild unten).
„Oft musste ich nachts oder am Wochenende reagieren.“ Was soll’s, das sei Teil des Jobs: „Ein Gewächshaus auf einem anderen Planeten soll auch durchgehend in Betrieb sein. Daher sind die technischen Ausfälle und Reparaturen wertvolle wissenschaftliche Erkenntnisse für uns.“ Denn der Härtetest der Gewächshaustechnik im antarktischen Winter ist wesentlicher Bestandteil des Gemüsezucht-Experiments – der Probegalopp für noch viel extremere Missionen und für künftige Pflanzenzucht auf Mond- und Mars sowie für die Nahrungsmittelproduktion in klimatisch anspruchsvollen Regionen der Erde.
Darum hat das EDEN-ISS Gewächshaus auch einen geschlossenen Kreislauf – alles Wasser, das nicht in den Früchten und Pflanzen steckt, kann wiederverwendet werden. „Die Arbeit im Gewächshaus ist sehr intensiv“, erzählt Zabel. „Etwa die Hälfte meiner Zeit bin ich mit Aussaat, Pflanzenpflege und Ernte beschäftigt, die andere Hälfte kümmere ich mich um die technischen Systeme sowie um die rund 40 Experimente. Diese Kombination aus Biologie und Technik ist schon faszinierend. Ein Agraringenieur kennt sich vielleicht besser mit Pflanzen aus, hätte sich aber die Technik des Gewächshauses aneignen müssen.“
Die einzige externe Unterstützung für Zabel kommt aus der nahegelegenen Neumayer-Station III in Gestalt der Stromversorgung. Dafür liefert der Neo-Gärtner sein Gemüse (Bild oben) an die zehn Überwinterer auf der vom Alfred Wegener Institut betriebenen Forschungsstation. Mittwinter wurde bereits mit einem gemeinsamen Festmahl gefeiert. Zabel: „Für die Forscher ist die wochenlange Dunkelheit der Polarnacht eine große Herausforderung. Es fühlt sich schon wie auf einem anderen Planeten an, wenn man nicht mehr zwischen Tag und Nacht unterscheiden kann.“
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