Diabetes: Schichtarbeit erhöht Risiko deutlich
Es ist nicht die erste Studie, die einen derartigen Zusammenhang zeigt - aber sie zeigt ihn deutlicher als viele andere: Schichtarbeiter - besonders Männer - haben ein höheres Risiko für Typ-2-Diabetes. Das bestätigt jetzt die Auswertung von Daten von zwölf internationalen Untersuchungen mit insgesamt mehr als 226.500 Teilnehmern. Über alle Studienteilnehmer hinweg war das Risiko um neun Prozent erhöht. Doch als sich die Studienautoren nur die Daten der Männer ansahen, waren sie einigermaßen überrascht: Bei ihnen war das Risiko um 35 Prozent erhöht. Ein kontinuierliches Wechseln zwischen Tag- und Nachtarbeit führte sogar zu einer Risikoerhöhung von 42 Prozent.
Die neue Studie wurde von Forschern der Huazhong University of Science and Technology in China durchgeführt und ist im Fachjournal "Occupational and Environmental Medicine" erschienen.
Ursachen ungeklärt
Warum Männer ein so deutlich höheres Risiko als Frauen haben, ist nicht geklärt. Möglicherweise spielt der Testosteronspiegel eine Rolle. Denn frühere Studien zeigten einen Zusammenhang zwischen einem niedrigen Testosteronspiegel und einem erhöhten Diabetesrisiko, so die Wisenschaftler. Eine Theorie lautet auch dahingehend, dass bei Nahrungsaufnahme spät in der Nacht der Körper die aufgenommene Energie leichter als Fett speichern kann - das würde das Risiko für Übergewicht und in der Folge auch Typ-2-Diabetes erhöhen. Generell dürfte der ständige Wechsel von Schlaf- und Essensmustern einen negativen Einfluss auf das Hormonsystem haben.
"Schichtarbeiter sollten über frühe Diabetes-Symptome aufgeklärt werden", sagte Prof. Zuxun Lu, einer der Studienautoren, zur BBC. Auch sollten regelmäßig ihr Blutzuckerspiegel, ihr Blutdruck und ihr Cholesterinspiegel untersucht werden. Firmen sollten Schichtarbeitsmodelle einführen, die für die Beschäftigten einen größtmöglichen Schutz bedeuten.
Schicharbeiter sollten auch ganz besonders auf ihr Gewicht, regelmäßige Bewegung und eine ausgewogene Ernährung achten.
Prognose: Deutlich mehr Fettleibige
Wie dramatisch die Entwicklung bei Übergewicht und Diabetes in Zukunft sein könnte, zeigt eine neue Untersuchung vom Rostocker Zentrum zur Erforschung des Demografischen Wandels. Sollte der von 1999 bis 2009 vorherrschende Trend weiter anhalten, gäbe es bis 2030 um 80 Prozent mehr fettleibige Menschen wie heute. Derzeit ist in Österreich knapp jeder fünfte Erwachsene fettleibig.
In Österreich leben derzeit bis zu 600.000 Typ-2-Diabetiker. Bei ihnen kommt es zur Insulinunterempfindlichkeit oder Insulinresistenz. Dadurch kann der Blutzucker nicht den Zellen in ausreichendem Maße als "Treibstoff" zur Verfügung gestellt werden. Die im Blut überreichlich vorhandene Glukose richtet Schäden an Gefäßen, Nerven und Organen an. Diese Schäden bleiben von vielen Patienten vorerst unbemerkt, heißt es bei der Österreichischen Diabetes-Gesellschaft.Und genau darin liegt die Gefahr: Spätfolgen der unentdeckten Zuckerkrankheit sind Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenversagen (in Folge Dialyse) und Erblindung. Im schlimmsten Fall endet der unbehandelte Diabetes tödlich.
Unterschätzt
„Typ-2-Diabetes ist die derzeit am meisten unterschätzte Krankheit“, sagt der Diabetologe Univ.-Prof. Bernhard Ludvik von der MedUni Wien. „Weil er nicht weh tut, haben viele Betroffene bei der Diagnose schon einen Folgeschaden. Sehr oft wird Diabetes überhaupt erst im Zuge eines Herzinfarktes festgestellt. Von den Infarktpatienten hat ein Drittel einen Diabetes und ein Drittel bereits ein Diabetes-Vorstadium.“
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