Zahl der Demenz-Kranken verdoppelt sich bis 2050

Wenn die Erinnerung vergeht: Bis 2050 wird es mehr als 260.000 demenzkranke Menschen in Österreich geben
Anstieg auf rund 260.000 Menschen. Bedarf an Betreuung wird stark steigen.

Gesellschaft und Politik stehen vor einer ihrer größten sozialen und kulturellen Herausforderungen": Das ist eine der Hauptaussagen im "Österreichischen Demenzbericht 2014", der im Auftrag von Gesundheits- und Sozialministerium erstellt und Mittwoch präsentiert wurde. Die Fakten aus dem von der "Gesundheit Österreich GmbH" verfassten Bericht:

- Im Jahr 2000 lebten in Östereich rund 90.500 Menschen mit irgendeiner Form einer Demenz.

- Derzeit sind es bereits 130.000 Personen.

- Aufgrund der steigenden Lebenserwartung wird sich dies Zahl bis zum Jahr 2050 mehr als verdoppeln und auf 262.200 ansteigen, schreibt der Sozialpsychiater Univ.-Prof. Johannes Wancata von der MedUni Wien in dem Bericht. Der Großteil der Betroffenen ist älter als 80 Jahre und weiblich.

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Alzheimer
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Alzheimer
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Diabetes
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Student with pile of books learning in library
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Vernetztes Wohnen für Senioren
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Verdreifachung der Neuerkrankungen

Aber auch ein anderes Zahlenbeispiel zeigt die Dramatik der Entwicklung:

- Im Jahr 2000 gab es in Österreich rund 23.600 Demenz-Neuerkrankungen.

- Im Jahr 2050 werden es bereits rund 65.500 sein - nur in diesem einen Jahr.

Gleichzeitig wird die Zahl der erwerbsfähigen Bevölkerung zurückgehen. Die Folge: "Während im Jahr 2000 ein Demenzkranker auf etwa 60 Personen im erwerbsfähigen Alter kam, werden Mitte des 21. Jahrhunderts nur mehr etwa 17 erwerbsfähige Personen einem Menschen mit Demenz gegenüberstehen", heißt es in dem Bericht.

Weniger Angehörige für Betreuung

Die Folge: "Die Generationen, die sich als Kinder, Enkelkinder oder auch als professionelle Pflegekräfte um die bis dahin Erkrankten kümmern und diese versorgen könnten, werden der älteren Bevölkerung zahlenmäßig stark unterlegen sein", schreiben die Autoren. Gleichzeitig werden aus beruflichen Gründen "Kinder und Eltern häufig nicht mehr am selben Ort leben, womit familiäre Netzwerke deutlich brüchiger werden".

Dem steigenden Bedarf werde aus diesen Gründen "ein sinkendes Pflege- und Unterstützungspotenzial gegenüberstehen - so politisch nicht gegengesteuert wird". Und diese Lücke werde sich nicht allein durch professionelle Versorgungsangebote schließen lassen.

Der Demenzbericht soll die Basis für die geplante "nationale Demenzstrategie" sein. Diese soll politische Vorgaben enthalten, die es ermöglichen, eine optimale Betreuung der Betroffenen sowohl zuhause sowie in ambulanten und stationären Einrichtungen zu ermöglichen. Eine zentrale Rolle werden dabei auch Maßnahmen zur Entlastung der pflegenden Angehörigen sein.

Gesundheitsministerin: "Aus dem Off ins On holen"

Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser hat es selbst miterlebt: Mehrere Menschen in ihrem Umfeld „in der Altersgruppe 50 bis 70 Jahre“ sind im vergangenen Jahr an Demenz erkrankt: : „Ich habe gemerkt, was für ein Tabu das ist, welche Sorgen auftauchen, wenn Betroffene davon erfahren: ,Kann ich meinen Job behalten? Den Führerschein?'“
Es sei höchste Zeit, dass "die Demenz aus dem ,Off‘ ins ,On‘ geholt wird“, sagte Oberhauser Mittwoch bei der Präsentation des Berichts.

Viele Menschen würden erste Anzeichen ignorieren – „wenn sie plötzlich nicht mehr wissen, was sie im Badezimmer machen, wie sie kochen sollen". Es sei wichtig, dass Betroffene früher diagnostiziert werden: „Aber noch wichtiger ist, dass Angehörige Wege finden, damit umzugehen und dass sie Ansprechpartner finden.“

Sozialminister Rudolf Hundstorfer betonte ebenfalls die Rolle der pflegenden Angehörigen: "Hilfe brauchen sowohl der erkrankte Mensch wie auch die pflegenden Angehörigen, die von dieser Situation psychisch bis an ihre Grenzen gefordert werden."

Knapp 20 Staaten in Europa haben bereits nationale oder zumindest regionale Strategiepläne für Maßnahmen in der Betreuung von Demenzpatienten, sagte der deutsche Sozialwissenschafter Volker Hielscher. Die Sensibilisierung der Gesellschaft für dieses Thema sei dabei - neben verbesserten Angeboten für Betroffene und Betreuende - überall eines der wichtigsten Themen.

Eine Reportage über das Leben von 24-Stunden-Pflegerinnen finden Sie hier.

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