Startschuss für das größte Auge in den Himmel

Dimensionen wie ein Hochhaus: Modell des geplanten Teleskops in Chile.
Das "Extremely Large Telescope" soll bewohnbare Planeten aufspüren. Österreich ist beteiligt.

Es ist nicht einfach nur ein "telescopio grande", ein großes Teleskop. Es ist "un telescopio extremadamente grande" – also ein extrem großes Auge ins All, dessen Grundstein gestern, Freitag, gelegt wurde. Auf dem 3048 Meter hohen Gipfel des Cerro Armazones in Chiles Atacamawüste wird bis 2024 das größte optische Teleskop der Welt, das "Extremely Large Telescope" (ELT) der Europäischen Südsternwarte (ESO), errichtet. Und es ist nicht nur das größte. Es ist auch "el más potente" – das leistungsstärkste der Welt. Oder, wie die ESO-Astronomen stolz sagen: "Es ist das größte Auge, das die Menschheit auf den Himmel richtet."

Die wichtigsten Fakten:

Das ELT wird mit fünf riesigen Spiegeln ausgestattet sein. Der größte, mit 39 Metern Durchmesser, wird aus 800 Teilstücken mit 1,4 Metern Durchmesser bestehen.

Der Hauptspiegel wird vier bis fünf Mal größer sein als jene bei den heute stärksten Teleskopen.

Er wird 13-mal mehr Licht einfangen können, was viel schärfere Bilder ermöglicht.

Eines der Hauptziele ist die Erkundung von Exoplaneten (extrasolare Planeten) außerhalb unseres Sonnensystems, auf denen es Leben geben könnte.

Ab 2024 soll das Teleskop sein erstes Sternenlicht einfangen.

Aber auch die Natur der Dunklen Materie soll etwas erhellt werden.

Die Baukosten betragen rund 1,1 Milliarden Euro.

Dank der sogenannten Humboldt-Strömung ist die Region fast ständig wolkenfrei. Die Wolken bleiben entweder über dem Pazifischen Ozean oder auf der argentinischen Seite der Anden.

Störende Lichtquellen etwa von einer naheliegenden Stadt gibt es keine.

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Startschuss für das größte Auge in den Himmel
grafik, Foto: ESO

Das Europäische Teleskop ist nicht das einzige Projekt, um den Himmel besser zu erkunden. In den USA gibt es zwei Initiativen: Die "Carnegie Institution for Science" will bis 2021 ebenfalls in Chile das "Giant Magellan Telescope" (GMT) errichten. Und auf Hawaii soll bis 2022 ein "Thirty Meter Telescope" (TMT) – eine Initiative des California Institute of Technology (Caltech) mit kanadischen Universitäten – entstehen – dieser Zeitplan könnte sich aber verzögern.

Führende Organisation

Österreich ist einer der 16 Gründungsstaaten (15 europäische Länder und Brasilien) der Europäischen Südsternwarte. Hauptsitz dieser führenden europäischen Organisation für astronomische Forschung ist Garching bei München. Schon heute hat sie drei Beobachtungsstandorte in der Atacamawüste: Darunter mit dem Very Large Telescope (VLT) das weltweit leistungsfähigste Observatorium für Beobachtungen im Bereich des sichtbaren Lichts.

Derzeit findet ein weltweites Astronomen-Rennen statt, um den ersten tatsächlich bewohnbaren Exoplaneten zu finden – Schlagzeilen dazu gab es in der vergangenen Zeit mehrere. Dieses Ziel könnte im nächsten Jahrzehnt erreicht werden, sind die Astronomen zuversichtlich. Die ESO hat mit ihrem neuen Projekt gute Karten.

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