Crossfit: Hardcore Turnstunde

Crossfit: Hardcore Turnstunde
Stark, schnell, ausdauernd, beweglich: Crossfit, die hammerharte Trendsportart, verspricht Alltagsfitness bis ins hohe Alter. Medizinbälle und Lkw-Reifen gehören genauso zum Training wie Liegestütz und Kniebeuge. Eine Grenzerfahrung.

Der große Raum ohne Fenster erinnert an eine Lagerhalle oder Lkw-Garage. An der Wand lehnt ein Lkw-Reifen. Kein Zufall, er ist Trainingsgerät. Sieben Uhr morgens, im Keller eines Wiener Altbaus der Josefstädter Straße. 15 Frauen und Männer wärmen sich auf – für das, was da noch kommt. Mit Armkreisen, Hüpfen und Kniebeugen. Schaut noch nicht anstrengend aus, ist es aber. Helena Planicka, 50, zieht ihre Übungen durch, auch das harte 20-Minuten-Workout of the Day (WOD), bei dem es darum geht, möglichst viele Wiederholungen in einer bestimmten Zeit zu schaffen: Kettlebell-Schwünge – dynamisches Schwingen von Gewichten – Burpees, eine Art Springen in den Liegestütz und Medizinbälle-an-die-Wand-Werfen gehören dazu.

Kein Platz für Musik-Berieselung

Crossfit: Hardcore Turnstunde
Wen das an Zirkeltraining und Schulsportstunden erinnert, liegt richtig. Genau daran orientiert sich Crossfit. Der Schweiß ist echt, Spiegel gibt es keine, kein Platz für eine Vitamin-Bar, Musik-Berieselung, Ego-Show. Bei den Übungen unterstützt man einander, Team-Work. Feuert einander an, übrigens ohne militärisches Gebrüll, wie man meinen könnte, wurde doch das hammerharte Training für U.S.-Marines entwickelt. Jetzt soll es die Massen bewegen. Jeder, der es macht und darüber spricht, kann sich das vorstellen.

„Ich bin in diesem Sport zuhause angekommen“, sagt Helena Planicka, 1,64 Meter, zierlich, drahtig, stark. Sie erzählt, dass sie vor einem Jahr 75 Kilo wog, selbst Hosen in Größe 42 nicht mehr passten. Im Jänner 2012, als knapp 50-Jährige, beschloss sie, das zu ändern. Fitness-Studio kam nicht in Frage. Zu fad. Immer die gleichen Übungen. Die ersten Kilos verlor sie durch bessere Ernährung und Laufen. Doch zufrieden ist sie erst, seit sie Crossfit macht. „Ich brauche wenig Zeit dafür, trainiere gemeinsam mit anderen und es ist immer spannend, was der Trainer sich für uns einfallen lässt.“ Helena Planicka ist mit ihrer Begeisterung nicht alleine. Das Trainingskonzept kommt an. Weltweit gibt es fast 5.000 „Boxen“, so werden die Trainingsräume in umgebauten Lagerhallen, Kellern, Garagen genannt. Für 2013 werden 6.000 prognostiziert, und die Crossfit-Community auf Facebook spricht weltweit die gleiche Sprache.

„Dieses Training kann einem Beweglichkeit und Kraft bis ins hohe Alter geben“

Crossfit: Hardcore Turnstunde
Die Box in der Josefstädter Straße ist inzwischen zu klein. Eine neue Halle in Klosterneuburg eröffnet heute. In der Schottenfeldgasse soll es ab Jänner eine weitere geben. Das Erfolgsgeheimnis von Cross-Training? Es macht schnell, stark und beweglich, schult die Koordination und Ausdauer. Ein Fitness-Rundumpaket. Und das ist der Unterschied zu anderen Sportarten. Der schnelle Läufer, dem die Kraft fehlt, sein Kind hochzuheben oder der Strongman, der Autos umschmeißt, aber keine 400 Meter zu Fuß gehen kann, ohne aus der Puste zu kommen, sind Extrem-Beispiele für einseitigen Sport. Drücken aber aus, dass ein schneller Körper kein starker Körper sein muss und umgekehrt. Allumfassende Alltagsfitness. Wer würde das nicht wollen?

„Dieses Training kann einem Beweglichkeit und Kraft bis ins hohe Alter geben“, sagt Roland Prager, diplomierter Fitnesstrainer und ehemaliger Kraftdreikampf-Weltmeister, der schon das ÖSV-Ski-Team fit gemacht hat und sein spezielles Training auch Firmen als Teambuilding-Maßnahme empfiehlt. So wie die Crossfit-Trainer ist er überzeugt von der Mischung seines Zirkeltrainings. Die Geräte sind die gleichen. Der Unterschied: Er packt sie in den „Crosszone Powerbus“ und lädt jeden, der will, zur „Sunday Madness“ ins Freie, bei jedem Wetter. Eine Art Fun-Variante, die nicht nur Spaß macht, sondern auch für ordentlichen Muskelkater sorgt. Und der gehört einfach dazu.

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