Coronavirus: Schnelltests bei Verdachtsfällen an Schulen ausweiten
Seit Ende der Herbstferien läuft in Niederösterreich, Tirol und Kärnten ein Pilotprojekt zum Einsatz von Antigentests, um Covid-19-Verdachtsfälle an den Schulen möglichst schnell abzuklären. Nach Testung der Logistik soll das Projekt nun mit Anfang Dezember bundesweit ausgerollt werden, hat Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Mödling angekündigt. Zudem soll ein mobiler Testbus Schulen anfahren, an denen es bereits positive Fälle gibt.
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"Covid-Verdachtsfälle sollen den schulischen Alltag so wenig wie möglich stören. Denn wenn Kinder oder Lehrpersonen lange auf eine Testung oder eine Befundung warten, ist das für den Unterricht alles andere als vorteilhaft. Die negativen Effekte sind signifikant", betonte Faßmann. Sein Ziel sei eine "virusrobuste Schule", und dafür brauche es eine Abklärung von Verdachtsfällen.
In Wien sind bereits seit September mobile Teams mit Gurgeltests im Einsatz, um Verdachtsfälle an Schulen abzuklären. Von den 5.900 Personen, die in einem Monat getestet wurden, waren 3,5 Prozent positiv. Nun gehe das Ministerium einen Schritt weiter und starte mit Antigen-Schnelltests.
Wird ein Schüler oder Lehrer aufgrund von Symptomen als Covid-19-Verdachtsfall eingestuft, kommt ein mobiles Team mit medizinischem Fachpersonal an die Schule und nimmt einen Nasen-Rachen-Abstrich für einen Antigen-Schnelltest. Ein Labor ist zur Auswertung nicht notwendig, das Ergebnis liegt nach wenigen Minuten vor.
Ist das Testergebnis negativ, kann der normale Unterricht fortgesetzt werden. Es sind weder weitere Tests noch Quarantäne nötig. Bei einem positiven Ergebnis werden wie üblich die Gesundheitsbehörden informiert und die Maßnahmekette in Gang gesetzt. Die Behörden entscheiden über eine Quarantäne und auch darüber, wie mit den Kontaktpersonen verfahren wird.
Bei Unter-14-Jährigen ist für die Testung eine Einverständniserklärung der Eltern nötig, diese werden im Verdachtsfall auch informiert und können bei der Testung anwesend sein. Eltern, deren Kinder sich mit möglichen Covid-19-Symptomen zuhause befinden, empfiehlt das Ministerium, einen Antigentest beim Hausarzt durchzuführen.
"Insgesamt entlasten wir mit diesen Schnelltests die Kinder, die Eltern, die Schule, denn bisher war das Warten ausgesprochen unangenehm", so Faßmann. Auch das Problem mit den Kontaktpersonen werde entschärft. Wenn ein Verdachtsfall sich schnell als negativ herausstelle, gebe es hier auch keine K1-Personen mehr. Neben den drei Pilotregionen Niederösterreich, Tirol und Kärnten wird das Verfahren auch in Vorarlberg bereits angewendet, ab Dezember soll ein bundesweiter Einsatz möglich sein.
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Zusätzlich zu den Antigentests bei Verdachtsfällen testet das Bildungsressort bei einem Pilotprojekt in Mödling nun auch einen neuen mobilen Testbus, in dem die Proben per RT-LAMP-Methode ausgewertet werden. Gedacht ist er für jene Standorte, an denen bereits ein positiver Fall vorliegt, um ein Screening bei den Kontaktpersonen durchzuführen. Die Quarantäne erspart ihnen das zwar nicht, sie wissen aber schnell, ob sie sich angesteckt haben.
Die Probe wird in diesem Fall mittels Gurgelwassertechnik genommen, die Auswertung durch medizinisch geschultes Personal erfolgt im mobilen Bus-Labor vor der Schule. Nach rund einer Stunde ist das Ergebnis da. In Niederösterreich ist es einem PCR-Test gleichgestellt, es ist also kein weiterer Test nötig.
Mit der im Bus eingesetzten RT-LAMP-Methode, die von Forschern am Vienna BioCenter entwickelt wurde, kann das Erbgut des Sars-CoV-2-Virus ohne Einsatz von Hightech-Laborgeräten und ohne aufwendige Vorbehandlung "einfach und schnell" nachgewiesen werden, wie in einem Informationsblatt des BioCenter betont wird. Wie beim PCR-Test, der als Standardverfahren für den Nachweis des Coronavirus eingesetzt wird, weist auch das Reverse-Transcription Loop-mediated isothermal AMPplification-Verfahren (RT-LAMP-Verfahren) direkt das Erbgut des Virus nach. Von der Probe bis zum Resultat dauert es etwa 45 Minuten, bei der PCR-Variante sind es drei bis vier Stunden. Der RT-LAMP-Test ist zudem deutlich billiger.
Bericht aus dem Pilotprojekt
Ein solches Pilotprojekt, das in Tirol derzeit in den Bezirken Innsbruck-Stadt und Innsbruck-Land durchgeführt wird, soll durch die schnelle Testung mit mobilen Teams "den ordentlichen Schulbetrieb aufrechterhalten", betonte auch Tiroler Bildungslandesrätin Beate Palfrader (ÖVP). am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Innsbruck.
Das gelinge etwa dadurch, dass der Schüler bei einem negativen Test im Unterricht bleiben könne, erklärte Palfrader. Der entscheidende Vorteil dabei sei sowohl Tempo des Tests als auch dessen Form, fügte Landesschulärztin Claudia Mark hinzu. Der ursprünglich in den Schulen lancierte "Gurgeltest" sei nämlich ebenfalls ein PCR-Test, für die den man ein Labor zur Auswertung benötige. Das falle beim Antigentest weg, man erhalte bereits vor Ort in den Schulen ein Ergebnis, so die Landesschulärztin.
Auch sei der Nasenabstrich, der für den Schnelltest vonnöten ist, beispielsweise bei Kindern leichter durchzuführen, meinte Mark. "Das hauchdünne Stäbchen kitzelt höchstens und führt nicht, wie bei einem PCR-Test, zu einem etwaigen Würgereflex", führte sie aus. Bei den bisher erfolgten drei Einsätzen des mobilen Teams haben sich jedenfalls insgesamt herausgestellt, dass der Test "weniger belastend als der Rachenabstrich" sei, betonte Mark.
Mit dieser Teststrategie wolle man nunmehr die Schulen "so lange wie möglich offenhalten", meinte auch der Bildungsdirektor für Tirol, Paul Gappmaier. Dem mobilen Team wurden zwei Fahrzeuge, eine Leitstelle und eine Administrationskraft und 5.000 Schnelltests zur Verfügung gestellt, sagte der Bildungsdirektor. In den jeweiligen Schulen könne dadurch nach erfolgtem Test bereits nach 15 bis 20 Minuten gesagt werden, ob der Schüler "corona-gesund" sei oder nicht, so Gappmaier.
Das Problem bei diesen Maßnahmen gegen die drohenden Schulschließungen ist derzeit noch der Rücklauf der notwendigen Einverständniserklärungen für die Schnelltests seitens der Eltern und der Jugendlichen. Insgesamt sind laut Gappmaier und Mark mit Stand vom 4. November lediglich 34,66 Prozent der Erklärungen unterschrieben eingegangen. Eine Zahl, die auch den Präsidenten des Landeselternverbandes, Christoph Drexler, dazu animierte, einen Appell an die Eltern zu richten. "Die Testungen sind in Bezug auf das Offenhalten der Schule ganz einfach sinnvoll", meinte er.
Diese Zahl der Einverständniserklärungen sei in jedem Fall noch "optimierbar" meinte Gappmaier, während Palfrader sich erneut für das Offenhalten der Schulen aussprach. "Notfalls eben eingeschränkt", meinte sie. Von einem "kompletten Lockdown für Schulen" ging sie darüber hinaus nicht aus. Für den Fall, dass der Bund anders entscheide, sei man aber "gerüstet", meinte die Landesrätin.
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