Hammerschmid will Schulen Verantwortung übertragen

Neo-Ministerin Hammerschmid
Die neue Ministerin sieht in der Autonomie der Unis ein Vorbild für die Schulen.

Sonja Hammerschmid gibt sich öffentlichkeitsscheu. Interview-Anfragen von Journalisten beantwortet das Büro der neuen Bildungsministerin derzeit erst gar nicht. Die Neo-Politikerin überlegt wohl noch, wie sie ihre Aufgaben angehen will.

Wohin die bildungspolitische Reise gehen soll, skizzierte sie am gestrigen Montag in der Diplomatischen Akademie, wo sich Wissenschaftler aus dem deutschsprachigen Raum bei einer Tagung der Österreichischen Forschungsgemeinschaft (ÖFG) trafen.

Experten

Auf eben diese Experten will Hammerschmid setzen: "Meine Politik soll faktenbasiert sein. Deshalb brauche ich ihre Erkenntnisse, ihr Wissen", sagte sie in Richtung der Forscher. Soll heißen: Schluss mit ideologischen Endlos-Debatten, stattdessen eine Reform, die auf wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen beruht. Der nationale Bildungsbericht, der vergangene Woche veröffentlicht wurde, war für die Ministerin deshalb ein "Einstiegsgeschenk", weil er die Daten liefert, auf die das Ministerium aufbauen kann.

Fachleute sind für Hammerschmid aber nicht nur die Wissenschaftler, sondern auch die Menschen, die in den Bildungseinrichtungen arbeiten: "Ich werde demnächst einige Schulen besuchen, um zu erkunden, wo die Problemfelder liegen", kündigte sie an. Und lobt erneut die Lehrer: "Begeisterte Pädagogen sind die Experten, die wir brauchen", ist sie überzeugt.

Verantwortung

Eine Reform, die Hammerschmid allerdings sehr rasch in Angriff nehmen will, ist die Schulautonomie: "Ich will den Standorten mehr Verantwortung übertragen. Natürlich bedingt Autonomie auch mehr Kontrolle über die Leistung vor Ort." Dass Autonomie funktioniert, habe sie an den Universitäten erlebt: "Die hat für alle Vorteile gebracht: für die Lehrenden genau so wie für die Studierenden."

Wie die Autonomie aussehen könnte, dazu sagte Hammerschmid noch nichts. Bisher war diese eher eine Mogelpackung, weil den Schulen zu viele Vorgaben gemacht wurden. In der noch unter Vorgängerin Gabriele Heinisch-Hosek verabschiedeten Bildungsreform (siehe unten) war Autonomie zwar ein zentraler Punkt. Doch die Schulleitung soll wieder nur "mitentscheiden" können, wer neuer Lehrer wird. Auch finanziell bekämen Schulen noch immer zu wenig Spielraum. Detto dürfen sie beim Lehrplan kaum von den Vorgaben abweichen.

Mathe-Matura

Keinen Kommentar gibt es zum Thema Mathematik-Matura. Da hatte ein Erlass für Kritik gesorgt, nachdem Landesschulbehörden verpflichtet wurden, vorerst keine Ergebnisse zu veröffentlichen. "Wir lernen aus dem Vorjahr, als irreführende Daten veröffentlicht wurden. Heuer wollen wir warten, bis wir valide Daten haben."

Arbeiterkind Nach der Schule studierte die Oberösterreicherin Biologie und Genetik. Sie wechselte dann ins Forschungsmanagement, wo sie beim Wirtschaftsservice aws (Förderbank der Republik) den Bereich Technologie leitete.

Rektorin 2010 wurde die heute 47-Jährige Rektorin der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Bemerkenswert daran war, dass sie an die Spitze der Universität bestellt wurde, ohne zuvor eine Professur zu haben.

uniko-Chefin 2015 wurde Hammerschmid dann als erste Frau zur Vorsitzenden der uniko gewählt. Die uniko, vormals Rektorenkonferenz, ist der Dachverband aller Universitäten.

Heinisch-Hoseks Erbe 2015 verhandelte die damalige Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) eine Bildungsreform. Die „Einigung“ zwischen Bund und Ländern über die Eckpunkte wurde im November präsentiert.

Zeitplan Bisher ist erst einer von sechs Teilen fertig verhandelt, alle anderen Punkte sind weiter strittig.


Reformschritte Die wichtigsten Punkte der geplanten Bildungsreform betreffen eine Aufwertung der Kindergarten-Pädagogik, eine bessere Schuleingangsphase, mehr Schul-Autonomie, eine Ausweitung der gemeinsamen Schule und Reformschritte in der Verwaltung. Unklar ist, ob die neue Ministerin Hammerschmid die Reform wie geplant umsetzen oder neu verhandeln will.

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