Augenhochdruck: Neue Methode gegen "Grünen Star"

Die neue Methode ist eine Alternative zu den Tropfen.
Mini-Implantate als neue Behandlungsmethode: "Abflussröhrchen" verringern den Druck.

Es sei eine Krankheit, die "wie ein Dieb in der Nacht kommt", sagt einmal ein Augenarzt: Oft bleibt sie lange unentdeckt: "Man merkt – ohne regelmäßigen Augenarztbesuch – einen Schaden oft erst dann, wenn er schon weit fortgeschritten ist", sagt Prim. Univ.-Prof. Michael Amon, Leiter der Augenabteilung im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien.

Standardtherapie sind Medikamente, die in den Bindehautsack getropft werden. Sie reduzieren die Produktion von Kammerwasser verbessern dessen Abfluss – beides senkt den Druck im Augeninneren. "Häufig werden die Tropfen nicht gut vertragen, viele Patienten klagen über Reizungen und allergische Reaktionen. Und lebenslang die Augen einzutropfen fällt vielen nicht leicht."

Augenhochdruck: Neue Methode gegen "Grünen Star"
Prim. Univ.-Prof. Dr.Michael Amon, Vorstand der Áugenabteilung im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Wíen untersucht einen jungen Patienten.
Schon bisher gab es Alternativen: Therapien mit Laser etwa (durch den Laser wird das Gewebe gespannt und der Abfluss erleichtert), "aber diese Behandlungen müssen in der Regel nach ein bis zwei Jahren wiederholt werden." Führen Tropfen oder Laser nicht zu einer ausreichenden Drucksenkung, gibt es eine etablierte Standardoperation (Trabekulektomie): Dabei wird chirurgisch ein künstlicher Abfluss für überschüssiges Kammerwasser geschaffen.

Seit kurzem stehen neue Methoden zur Verfügung: Eine davon sind Mini-Implantate in Form von winzigen Röhrchen. Sie werden unterhalb der Bindehaut eingesetzt (siehe Grafik). "Durch dieses Ableitungssystem kann das Kammerwasser aus dem Auge in das Venensystem abfließen", sagt Amon. Diese Röhrchen aus Hydrogel (ein Art Gele) werden mit einem Mini-Schnitt minimalinvasiv implantiert – eine Naht ist im Gegensatz zur herkömmlichen Operation nicht erforderlich.

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Grafik

Kürzerer Eingriff

Ein weiterer Vorteil : "Dieser Eingriff ist kürzer, die Operationstechnik ist einfacher md die Komplikationsrate ist geringer." Zwar kann mit der klassischen OP eine noch stärkere Drucksenkung erreicht werden – "und sie wird für Patienten im fortgeschrittenen Stadium auch weiterhin der Goldstandard bleiben."

Aber auch die Mini-Implantate würden den Druck nachhaltig reduzieren und seien für die meisten Patienten in einem früheren Krankheitsstadium völlig ausreichend: "Sollte die Wirkung zu schwach sein, kann man zusätzlich immer noch den herkömmlichen Eingriff durchführen oder auch noch eine Tropfentherapie durchführen." An der Augenabteilung der Barmherzigen Brüder haben bisher rund 100 Patienten ein solches Implantat erhalten: "Unsere Erfahrungen nach dem ersten Jahr sind sehr positiv. Der Eingriff ist sehr sicher und für viele Patienten eine interessante Alternative." Er gehe davon aus, dass die meisten Patienten mit den Mini-Implantaten ihren Augendruck längerfristig senken können.

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Das Glaukom werde von vielen Menschen unterschätzt und wegen der Bezeichnung "Grüner Star" oft mit dem harmlosen "grauen Star" – einer Linsentrübung – verwechselt, heißt es bei der Österreichischen Gesellschaft für Ophthalmologie (Augenheilkunde). Aber während der harmlose graue Star durch die Sehverschlechterung früh erkannt und durch eine Operation meist eine Besserung erreicht wird, kann ein unerkanntes Glaukom zur völligen Erblindung führen.

In den USA könnte bald eine erste Gentherapie gegen eine seltene genetische Sehstörung zugelassen werden. Bei dieser Netzhautanomalie fehlt ein Enzym, das notwendig ist, um ein am Tag ausgebleichtes Sehpigment (Farbstoff, der der Aufnahme von Licht dient) zu reaktivieren. Verantwortlich dafür ist eine Mutation in einem speziellen Gen. Bei der Therapie werden intakte Versionen dieses Gens in Virenhüllen verpackt (sie dienen als "Transporter" in die Zellen) und unter die Netzhaut injiziert.

Die Virenhüllen infizieren die Zellen, die intakten Gen-Versionen werden abgeladen und bringen die Produktion des fehlenden Enzyms in Gange. "Das ist ein interessanter Ansatz, aber die Entwicklung befindet sich noch in einem sehr frühen Stadium", so Michael Amon. "Bisher hat man diesen Patienten gesagt, ihre Erkrankung ist vererbt, da kann man wenig machen." Die Therapie kann abgestorbene Sehzellen nicht wiederbeleben – aber das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen.

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