Arme und sozial Benachteiligte leben kürzer als Begüterte

Arme und sozial Benachteiligte leben kürzer als Begüterte
Die gesundheitliche Ungleichheit wurde nicht kleiner, betonen Experten beim Forum Alpbach.

Ungleichheit macht krank – das zeigt sich auch an der Lebenserwartung. Im Schnitt leben sozial benachteiligte Männer in Österreich um 5,4 Jahre kürzer als begüterte, bei Frauen sind es 2,6 Jahre. Im OECD-Schnitt ist die Lebenserwartung bei sozial Schwachen um 7,6 bzw. 4,1 Jahre geringer. Dieses Beispiel zeigt, dass die "Schlucht" zwischen Arm und Reich unübersehbar ist.

Von den dringendsten Gesundheitsmaßnahmen – etwa gegen Adipositas und das Rauchen – würden nicht nur die sozial Schwachen profitieren, sondern auch die Staaten. "15 Prozent der Sozialausgaben und 20 Prozent der Gesundheitsausgaben in Ländern mit mittlerem bis hohem BIP (Bruttoinlandsprodukt) ließen sich einsparen", erklärte Francesca Colombo, Leiterin der Gesundheitsabteilung der OECD am Dienstag zum Abschluss der Alpbacher Gesundheitsgespräche in Tirol. Ungleichheit gehe nicht nur mit hohen sozialen Kosten einher, sondern behindere auch die Entwicklung eines Staates und die Demokratie.

Gesundheitsausgaben sind finanzierbar

Würde man die Ungleichheit im Gesundheitswesen effizient bekämpfen, ließe sich ein hoher "Gewinn" für die Staaten erzielen. Die Gesundheitsausgaben seien – entgegen der Meinung mancher – in den kommenden Jahren sehr wohl finanzierbar, sagte auch Charles Normand, Vorsitzender des europäischen Komitees zur Beobachtung von Gesundheitswesen und Gesundheitspolitik. Die meisten Staaten, auch Österreich, seien zwischen 2005 und 2015 insgesamt reicher geworden.

Die Kosten der Gesundheitsaufgaben dürften aber nicht auf das Individuum abgewälzt werden: "Höhere Kosten für privat finanzierte Leistungen bedeuten weniger Versorgung für mehr Menschen." Zugangshindernisse zu Gesundheitsleistungen sind oft historisch bedingt, irrational und unsinnig, betonte der Fachmann aus Irland.

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