Arbeiten am Wochenende: Gut für die Erholung?
Das Ergebnis dieser Studie klingt aufs Erste überraschend: Arbeit in der Freizeit kann unter bestimmten Umständen den Erholungseffekt fördern. Das haben Psychologen in einer Studie mit Tagebuchaufzeichnungen jetzt herausgefunden. Die Regel sollte es aber nicht werden.
Etwas Unerledigtes noch zu beenden, einen Abgabetermn einhalten, sich für eine Sitzung gut vorzubereiten: Die Gründe, weshalb Menschen auch am Wochenende arbeiten, sind vielfältig. Aber für einen optimalen Erholungseffekt und Ausgleich - Stichwort "Work-Life-Balance" - galt es bisher als eher ungünstig, auch am Wochenende zu arbeiten. Doch die Studie der Universität Rostock kommt jetzt zu einem anderen Ergebnis: "Erholung und Arbeit am Wochenende schließen sich keinesfalls aus und können mit einer gelungenen Work-Life-Balance vereinbar sein", sagt Oliver Weigelt, Organisations- und Personalpsychologie der Universität Rostock und Hauptautor der Studie, in einer Mitteilung der Deutschen Gesellschaft für Psychologie.
Tagebucheintragungen über drei Monate
Das Psychologenteam ließ 83 Berufstätige aus unterschiedlichen Branchen, die nebenei Psychologie studierten, über drei Monate hinweg jeden Freitag und Montag Tagebuch führen. Die Befragten machten jeden Freitag eine Liste ihrer unerledigten Aufgaben am Ende der Arbeitswoche. Am Montag sollten sie dann angeben, ob sie im Verlauf des Wochenendes in ihrer Freizeit gearbeitet hatten und wie gut sie sich am Wochenende erholen konnten. Diejenigen, die gearbeitet hatten, nannten auch die Gründe dafür - und wie weit sie durch die Arbeit in der Freizeit vorangekommen sind, also zum Beispiel unerledigte Aufgaben abschließen konnten.
Das Ergebnis: Jene, die am Wochenende gearbeitet hatten, konnten sich tatsächlich auch schlechter erholen. Aber: Waren zu Beginn des Wochenendes besonders viele Aufgaben unerledigt, war der Erholungseffekt ebenfalls schlecht. „Je mehr unerledigte Aufgaben sich am Freitag aufgetürmt haben, umso schlechter können Arbeitnehmer am Wochenende abschalten und Erholung tanken, weil sie in Gedanken noch bei der Arbeit sind. Gleichzeitig führen unerledigte Aufgaben auch zu mehr Arbeit in der Freizeit“, sagte Weigel in einer Aussendung der Universität Rostock.
Konnten aber über das Wochenende einige oder sogar alle Aufgaben erledigt werden, gelangen auch die Erholung und besonders das Abschalten von der Arbeit ingesamt besser.
Zwiespältiges Ergebnis
Weigelt: "Auf den ersten Blick ist Arbeit in der Freizeit damit eigentlich nicht zu empfehlen. Wenn man aber berücksichtigt, dass Freizeitarbeit auch Chancen bietet, Unerledigtes abzuschließen und dadurch die innere Ruhe am Wochenende wiederzugewinnen, dann ergibt sich ein weit positiveres Bild."
Co-Autorin Christine Syrek, Arbeits- und Organisationspsychologin an der Universität Bamberg: "Wer auf seine Work-Life-Balance achten, aber dennoch am Wochenende arbeiten möchte, tut also gut daran, Aufgaben abzuschließen, sich also in einer produktiven Weise mit der Arbeit zu befassen."
"Unerledigtes erschwert das gedankliche Abschalten von der Arbeit in der Freizeit und regt zum Weiterarbeiten an", so Weigelt: "Gelingt es in der Freizeit aber, mit den unerledigten Aufgaben voranzukommen, kann man die verbleibende Freizeit umso mehr genießen."
Die Originalstudie ist im Fachmagazin International Journal of Environmental Research an Public Health erschienen.
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