Angst, Depression: Frühe Hilfe ist entscheidend
"Wie erkenne ich bei einer Angststörung, welche Psychotherapierichtung für mich die richtige ist?" – das fragte einer der 230 Teilnehmer beim Gesundheitstalk "Angst und Depression" von KURIER, MedUni Wien und Novartis im Van-Swieten-Saal der MedUni Wien.
"Wann müssen Eltern hellhörig werden?", war ein weiteres Thema der Diskussion. Etwa dann, wenn ein Kind nicht mehr in die Schule gehen will. "Schauen Sie zunächst, ob es nur einen einzelnen konkreten Anlass gibt – etwa eine Schularbeit, auf die das Kind nicht vorbereitet war", sagte Univ.-Prof. Gabriele Fischer (Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der MedUni Wien).
"Oder gibt es noch andere Merkmale – etwa Schlafstörungen. " Ein Warnzeichen kann auch ein sehr frühzeitiger Beginn mit dem Zigarettenkonsum sein: "Das kann manchmal ein eigener Bewältigungsmechanismus sein, wenn sich Jugendliche unrund fühlen und glauben, mit Belastungen nicht zurecht zu kommen."
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"Eine unser zentralen Botschaften ist: Trauen Sie sich zu uns, wenn sie unsicher sind", betonten Fischer und Doering unisono. Für viele Menschen bedeute es immer noch eine enorme Überwindung – "eine Hürde" –, einen Psychiater oder Psychotherapeuten aufzusuchen: "Aber wenn man krank ist oder einen entsprechenden Verdacht hat, darf man keine Scham haben, sich zu erkundigen und Hilfe in Anspruch zu nehmen."
Später heißt schlechter
Das betonte auch Rudolf P. Wagner, Geschäftsführer von pro mente Wien. "Zwischen dem ersten Auftreten von Symptomen und der ersten Behandlung vergehen leider oft Jahre. Aber je später die Therapie einsetzt, umso schlechter ist der Verlauf – auch bei psychischen Erkrankungen."
Aber gerade für Menschen, die schon verunsichert und in einem Gemütszustand sind, mit dem sie eigentlich nicht zu recht kommen – sei es Angst, Niedergeschlagenheit oder Antriebslosigkeit – sei es nicht selbstverständlich, dass sie sich Hilfe holen: pro mente biete Beratung und auch Begleitung an: "Wenn ich mit jemandem reden kann, der eine Erkrankung aus eigener Anschauung kennt, fühle ich mich ernst genommen. Das ist eine gute Eintrittspforte, um sich beraten zu lassen, was einem weiterhelfen könnte."
"Wie sage ich es meinem Partner?"
Und dann komme die nächste Hürde: "Wie sage ich es meinem Partner, wenn ich den Eindruck habe, dass er depressiv ist? Ertrage ich das überhaupt? Da brauchen sehr viele Angehörige Hilfe und Unterstützung." Eine Anlaufstelle sind z. B. die hpe-Vereine (Hilfe für Angehörige psychisch Erkrankter).
"Ganz stark betroffen sind oft junge Frauen mit kleinen Kindern", so Fischer. Ein neues Angebot für sie ist das Rehabilitationszentrum für psychiatrische und Vater-Mutter-Kind-Rehabilitation in Wildbad Einöd, Steiermark. Es ist das erste psychiatrische Rehabilitationszentrum in Österreich.
Depression, Angst: Warum es Betroffene oft so schwer haben
Vorschau: Nächster Gesundheitstalk im Mai
Der nächste Gesundheitstalk findet am 17.5., 18,30 Uhr, wieder im Van-Swieten-Saal der MedUni Wien, 1090 Wien, Van-Swieten-Gasse 1a, statt. Thema : "Wechseljahre: Nur Frauensache?"
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