Alzheimer startet 20 Jahre vor den ersten Symptomen

100.000 Menschen in Österreich sind von einer Demenz betroffen.
Der "stummen" Krankheitsphase muss mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden, betonen Experten. Substanz aus Weizenkeimen hat positive Effekte auf das Gedächtnis.

Alzheimer ist - nach Schlaganfall und Migräne - bereits am dritten Platz der neurologischen Erkrankungen, die für die meisten durch die jeweilige Krankheit beeinträchtigten Lebensjahre verantwortlich sind. Wobei weltweit die globale Krankheitslast speziell durch Demenz stark im Ansteigen ist. Das zeigen neue Daten der "Global Burden of Disease"-Studie.

Da sich die Erkrankung lange vor dem Auftreten klinischer Symptome entwickelt, müsse dieser "stummen" Phase besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden, sagen Experten anlässlich des heutigen Welt-Alzheimer-Tages. Dies auch, weil bis 2025 mit der Verfügbarkeit von Therapien gerechnet wird, die in das Krankheitsgeschehen eingreifen und das Auftreten klinischer Symptome verhindern oder zumindest verzögern sollen. Davon gehen zumindest führende Alzheimer-Experten aus.

In Österreich sind derzeit geschätzte 100.000 Menschen an Morbus Alzheimer erkrankt, bis 2050 ist ein Anstieg auf 230.000 Betroffene prognostiziert.

Kontinuierlicher Prozess

Neue Erkenntnisse führen dau, dass man sich bei Alzheimer vom Konzept klar definierter Krankheitsstadien verabschieden müsse. Vielmehr müsse die Erkrankung als ein vielfältiger und facettenreicher Prozess - im Sinne eines kontinuerlichen Verlaufs - verstanden werden.

"Der Krankheitsprozess kann über 20 Jahre oder mehr andauern", sagt Univ.-Prof. Peter Dal-Bianco, Präsident der Österreichischen Alzheimer-Gesellschaft. Zunächst gibt es eine symptomfreie Phase. Darauf folgt eine Phase, die zwar auch noch ohne merkbare Symptome verläuft, wo sich aber in verschiedenen Untersuchungen (z.B. MRT - Magnetresonanztomographie) bereits pathologische Veränderungen zeigen. Erst relativ spät kommt es dann auch zu den kognitiven und funktionellen Beeinträchtigungen.

"Gehirngesunde Ernährung"

Deutsche Wissenschafter publizierten jetzt Daten, wonach sich die Substanz Spermidin - sie ist u.a. in Weizenkeimen enthalten - positiv auf das Gedächtnis auswirkt - wenn sie in Kapseln eingenommen wird. "Wir konnten zeigen, dass sich Gedächtnisleistungen bereits nach dreimonatiger Einnahme tendenziell verbessern, bei sehr guter Verträglichkeit der Kapseln", so Agnes Flöel von der Neurologische Universitätsklinik Greifswald.

Auch Grazer Wissenschafter konnten schon positive Effekte von Spermidin auf das Gedächtnis nachweisen.

"Nahrungsergänzungsmittel können aber nie eine ausgewogene Ernährung ersetzen", betont Flöel. Grundsätzlich sei es günstig, viel Obst, Gemüse und ungesättigte Fettsäuren zu sich zu nehmen und beim Zucker zu sparen. "Außerdem spielt es eine Rolle, wie viel man isst", so Flöel. "In Studien führte eine Kalorienrestriktion, vor allem der Reiz des Fastens, zu besseren Gedächtnisleistungen."

Ein aktiver Lebensstil kann zumindest einen Teil der Alzheimer-Erkrankungen verhindern, sind Experten überzeugt.

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