Alzheimer: Neuer Therapieansatz
Ist es eine neue Hoffnung für Alzheimerpatienten – Symptome mittels Hirnstimlation zu lindern? Das könnte vielleicht einmal ein neuer Therapieansatz werden. Verschiedenste Verfahren sind derzeit in Entwicklung, zum Beispiel die Anwendung elektromagnetischer Felder bzw. der Einsatz von Schwachstrom.
"Es gibt erste Hinweise auf positive Effekte, aber noch wissen wir viel zu wenig, es gibt noch kaum Daten dazu", sagt Univ.-Prof. Roland Beisteiner von der Uni-Klinik für Neurologie der MedUni Wien. Sein Team sucht jetzt Patienten mit leichteren Formen einer Demenzerkrankung für eine Studie, die erste grundlegende Fragen klären will.
Das Prinzip: Durch die Hirnstimulation werden die noch vorhandenen Gehirnfunktionen aktiviert und die Leistungsfähigkeit des Gehirns erhöht. Das bekannteste Verfahren ist die "transkranielle ("durch den Kopf hindurch") Magnetstimulation.
Schmerzfrei
Dabei erzeugt eine an den Kopf gehaltene Spule ein Magnetfeld, das die Hirnaktivierung auslösen soll. Der große Vorteil der verschiedenen, in Entwicklung befindlichen Verfahren ist, dass sie nicht-invasiv und schmerzfrei sind. Es erfolgt keinerlei Eingriff im Kopfbereich. Auch bei der Stimulation mit Schwachstrom werden lediglich Elektroden an die Kopfhaut angelegt. Medikamente sind nicht erforderlich.
Nicht verwechseln darf man dieses Verfahren mit der sogenannten "tiefen Hirnstimulation" bei Parkinson. Dabei werden Elektroden in das Gehirn implantiert. Überaktive Hirnareale werden mit geringer Stromstärke stimuliert – und dadurch gehemmt. Mithilfe dieser Methode können Bewegungsstörungen auch dann noch verbessert werden, wenn die Wirkung der Parkinsonmedikamente nachgelassen hat.
Erste Studien zur nicht eingreifenden, oberflächlichen Hirnstimulation gibt es aus anderen Bereichen: Sie kann möglicherweise die Kreativität bzw. die Lern- und Konzentrationsfähigkeit verbessern, Depressions- und Angstsymptome lindern und die Rehabilitation etwa nach einem Schlaganfall begünstigen. Aber auch hier ist es für endgültige Aussagen noch zu früh. "In dieser derzeitigen frühen Phase sind zum Thema Alzheimer überhaupt keine Aussagen über die Wirksamkeit möglich", sagt Beisteiner: "Aber natürlich haben wir die Hoffnung, dass das ein neuer Ansatz für eine Therapie sein könnte, die besonders in der Frühphase Symptome lindern und den Krankheitsverlauf zumindest bremsen kann. Ob das tatsächlich so ist, wird man aber erst in einigen Jahren sagen können."
Voraussetzung für eine Studienteilnahme ist eine fachärztliche Diagnose einer leichten Demenz. "Der sogenannte MMSE-Testwert (Mini-Mental State Examination) sollte möglichst 20 oder höher sein. Andere Hirnerkrankungen dürfen nicht bestehen." (eine Telefonnummer für nähere Informationen finden Sie am Textende).
Bei Studien mit neuen Medikamenten zur Alzheimer-Therapie gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Rückschläge. Mit den derzeit zugelassenen Präparaten kann die Erkrankung aber nur für einen gewissen, begrenzten Zeitraum verzögert, nicht jedoch gestoppt werden.
Hoffnung wird auch in die Entwicklung von therapeutischen Impfstoffen gesetzt, die in der Frühphase der Erkrankung verabreicht werden könnten. Trotz erster klinischer Studien wird es hier aber ebenfalls noch etliche Jahre dauern, bis ein Erfolg abzuschätzen ist.
INFO
Studieninteressenten können sich von Mo.-Fr. von 9 bis 12 Uhr an der Universitätsklinik für Neurologie der MedUni Wien ausschließlich unter 01 / 40 400 - 34080 anmelden.
Rund 130.000 Menschen in Österreich sind derzeit von der Alzheimer-Krankheit betroffen. Bis 2050 könnten es wegen der steigenden Lebenserwartung bis zu 270.000 sein. Durch einen besseren Lebensstil der heute noch Jüngeren könnte der Anstieg möglicherweise geringer ausfallen.
Sieben Risikofaktoren
Als „The Big Seven“ gelten: Diabetes, Bluthochdruck und starkes Übergewicht in der Lebensmitte, Bewegungsmangel, Depression, Rauchen sowie als siebenter Faktor niedriges Bildungsniveau und geringe geistige Aktivität.
www.alzheimer-selbsthilfe.at
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