Das kommt so: Seit Martin Kocher im Jänner 2021 für die ÖVP Arbeitsminister in der Bundesregierung wurde, ist der Posten des wissenschaftlichen Leiters am IHS vakant. Mitte Februar 2021 wurde mit der Nachfolgersuche begonnen. Erfolglos.
Zwei deutsche Spitzenökonomen, Lars Feld und Guntram Wolff, haben trotz vorheriger Bewerbung letztlich abgesagt, was einen nicht unerheblichen Schaden für das Renommee des Institutes bedeutet.
In der heutigen Kuratoriumssitzung wird der Chefposten also neu ausgeschrieben. Auch dieser Bewerbungsprozess wird wieder etliche Monate in Anspruch nehmen, unken Beobachter.
Für die Zwischenzeit will Fischler ebenfalls in der heutigen Sitzung einen interimistischen Leiter bestellen lassen. Das wird freilich nicht ohne heftigere Debatten abgehen, wie im Vorfeld zu hören war. Gewichtige Stimmen im Kuratorium wollen nicht einfach zur Tagesordnung übergehen und den in der Öffentlichkeit kaum bekannten Ökonomen Martin Wagner von der Universität Klagenfurt zum Interims-Chef ernennen.
Wagner (49) hat zwar aus seiner früheren Zeit am IHS die Unterstützung der Belegschaft. Und er hat neben seiner Uni-Tätigkeit etwa auch für die slowenische Nationalbank gearbeitet. Er kann aber nicht mit dem Ruf der Top-Ökonomen Lars Feld (Berater des deutschen Finanzministers Christian Lindner) oder Ex-Bruegel-Chef Guntram Wolff mithalten.
Und natürlich ist auch unklar, ob es Fischler gelingt, in den kommenden Monaten wieder einen echten Kapazunder für eine IHS-Bewerbung in Wien zu motivieren, oder ob Wagner dann von einer Interims- zu einer Dauerlösung wird.
Ein Mitglied des Kuratoriums sagte: „Eine hausinterne Interims-Lösung und davon unabhängig die Neuausschreibung für den neuen wissenschaftlichen Leiter wäre am IHS sicherlich besser angekommen. Klar, Fischler wird es nicht allen recht machen können, aber vom Prozedere her hat er bestimmt Erklärungsbedarf.“
In Kreisen der IHS-Geldgeber hieß es ebenfalls: „Es muss eine Manöverkritik stattfinden, was da alles schief gelaufen ist. Wir können nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.“
Als ob die Situation nicht verfahren genug wäre, soll auch die kaufmännische Leiterin des IHS, Eva Liebmann-Pesendorfer, dem Vernehmen nach das Institut verlassen wollen. Mit Liebmann-Pesendorfer führt Fischler derzeit noch gemeinsam das Haus.
Um renommierte Ökonomen zu einer Bewerbung für den IHS-Chefposten zu bewegen, wird es eine gemeinsame Ausschreibung mit der Uni Wien („Joint Appointment“) geben. Dort wird ein neuer Lehrstuhl für angewandte Ökonomie geschaffen. Der neue IHS-Chef soll also gleichzeitig auch eine Professur bekommen, damit der Job attraktiver wird. Freilich muss auch Interims-Chef Wagner, so er wirklich bestellt wird, eine Chance bekommen, sich für das IHS dauerhaft zu bewerben. Der gebürtige Amstettener will bestimmt nicht als Lückenbüßer nach Wien kommen.
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