Kalendermacher aus Niederösterreich: Zeitlos in einer rastlosen Zeit

Eine Frau arbeitet an einer Maschine in einer Fabrik, umgeben von Kartons.
Der Familienbetrieb aus Niederösterreich stellt seit 100 Jahren Kalender aus Papier her. Das Geschäft läuft so gut wie eh und je, mittlerweile schon in fünfter Generation.

Seit mittlerweile 100 Jahren machen „Die Kalendermacher“ das, was sie am besten können: Sie stellen Kalender her. Aber wie gut verkaufen sich analoge Notizbücher und Kalender im digitalen Zeitalter?

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Fragt man Julie Steinschaden, läuft es so gut wie eh und je. Sie ist Kalendermacherin in fünfter Generation und glaubt freilich an die Produkte des Familienunternehmens. „Gewisse analoge Dinge gehen niemals ganz weg“, sagt sie im Gespräch mit dem KURIER. Und das gelte auch für Kalender aus Papier. Der Erfolg gibt ihr recht: Mehr als zehn Millionen Produkte stellen die Kalendermacher jährlich her.

Ein Mann und eine Frau stehen neben einem gerahmten Porträt einer älteren Dame.

Geschäftsführer Gerhard Steinschaden mit Tochter Julie und einem Bild ihrer Vorfahrin und Kalendermacher-Gründerin Louise Pitzinger.

Ein Lagerraum mit Regalen, Tischen und Kartons voller Waren.

Im Firmengebäude im niederösterreichischen Spillern befinden sich Büros und ein Lager. Hier werden auch kleine Bestellungen händisch namensgeprägt und veredelt.

Eine Frau bedient eine Buchbindemaschine in einer Druckerei.

Einige Mitarbeiter der "Kalendermacher" arbeiten schon seit Jahrzehnten beim Unternehmen. Sie sind auf die Arbeit an den alten Prägemaschinen spezialisiert.

Ein Mann bearbeitet einen Bilderrahmen mit einer Gehrungsmaschine.

Die Mitarbeiter veredeln die Kalender durch Namens- und Logoprägung oder sie bringen an den Ecken der gebundenen Kalender Metallabdeckungen an.

Eine Nahaufnahme von Stoffmusterkarten in verschiedenen Farben und Texturen.

Die Einbände der Kalender und Notizbücher bestehen großteils aus Lederimitat, das etwa aus Äpfeln hergestellt wird.

Ein Laser graviert den Schriftzug „Direct to Mind“ in ein rosafarbenes Notizbuch.

Neben der traditionellen Prägemethode bieten die Kalendermacher auch Lasergravur für ihre Produkte an.

Verkaufsschlager

Besonders gefragt seien Tischkalender. Mit ihnen macht das Unternehmen etwa die Hälfte des Umsatzes. Die Nachfrage danach sei seit vielen Jahren gleichbleibend – trotz der Digitalisierung. 

„In der schnelllebigen Welt können analoge Dinge uns erden. Und für manche ist das eben der Kalender, der immer an derselben Stelle auf dem Schreibtisch steht“, so Steinschaden. Das Interesse an gebundenen Kalendern sei rückläufig. Die Umsatzeinbußen werden aber durch die Notizbücher ausgeglichen, die seit 2018 verkauft werden.

Der Großteil der Kunden sind laut Steinschaden Unternehmen aus diversesten Branchen. Die Kalendermacher versuchen aber auch vermehrt Privatkunden  zu erreichen, etwa indem sie die Kalender im Vorjahr am Wiener Christkindlmarkt angeboten und vor Ort mit einem Laser personalisiert haben.

Überhaupt prägen und veredeln die Kalendermacher selbst nur kleine Bestellungen bis 500 Stück direkt am Firmensitz. Die Herstellung der Kalender und Notizbücher findet in anderen Produktionsstätten im Inland und den Nachbarstaaten statt. 

Dass das verwendete Recyclingpapier aus Österreich dafür Strecken bis zu 400 Kilometer zurücklegen muss, nehmen die Kalendermacher in Kauf. Es sei keine Option, weniger nachhaltige Rohstoffe aus dem Ausland zu verwenden, erklärt Steinschaden. 

Über Generationen

Apropos Ausland: Nach 15 Jahren Aufenthalt in Paris bei diversen Unternehmen kehrte sie Anfang 2021 in den elterlichen Betrieb zurück. Denn in Zukunft wird die 39-Jährige die Firma leiten. Ihr Vater und Geschäftsführer, Gerhard Steinschaden, der die Firma in den 90er-Jahren ausbaute und von Wien nach Spillern in Niederösterreich übersiedelte, denkt aber noch nicht über die Pension nach. „Ich ziehe mich zurück, wenn die Jungen so weit sind, dass sie die Firma übernehmen können“, sagt der 67-Jährige. 

Bis es so weit ist, arbeite man generationenübergreifend zusammen. Das verlaufe zwar nicht immer ganz reibungslos, doch alle Beteiligten würden von den unterschiedlichen Erfahrungen und Sichtweisen der anderen profitieren, ergänzt Julie Steinschaden. Bereits jetzt hat sie ihren ganz eigenen Zuständigkeitsbereich, aus dem ihr Vater sich heraushält. Dazu gehört vor allem die Modernisierung des Betriebs und das Marketing.

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Julie Steinschaden betont, dass sich Digitalisierung und analoge Produkte nicht ausschließen. Jeder Trend brauche einen Gegentrend und es bringe nichts, sich gegen den technischen Fortschritt zu wehren. Im Gegenteil: Sie möchte neuartige Technologien wie etwa Künstliche Intelligenz in Zukunft für das Unternehmen nutzen und so das Digitale und das Analoge verbinden.

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