Grillwürstel (aus Schweine- und Rindfleisch) wurden sogar um minus 60 Prozent verschleudert. Woher das Fleisch kam, war auf der Packung übrigens nicht ersichtlich, prangert der WWF an. Laut seinen Erhebungen kommt zumindest jeder fünfte Aktionsartikel aus dem Ausland. Besonders oft im Abverkauf ist demnach Schweinefleisch, gefolgt von gemischten Fleischprodukten aus Schwein und Rind.
Adi Marksteiner, Fleischexperte in der Landwirtschaftskammer, wären freilich konstante Preise am liebsten. Aufgrund der internationalen Warenströme spielt es das aber nicht, erläutert er.
Einer der großen Abnehmer von europäischen Schweinefleisch ist China. Schätzungen zufolge sollen die Exporte ins Land der Mitte heuer ein Volumen von vier Milliarden Kilo erreichen. Zum Vergleich – im Jahr 2017 waren es noch 1,3 Mrd. Kilo. Als China zuletzt wegen der Schweinepest in Deutschland einen Importstopp auf Schwein verhängte, waren die Deutschen mit einer Überproduktion konfrontiert. Und drückten diese in den europäischen Markt – was am Kontinent die Preise in den Keller geschickt hat. In den vergangenen drei Monaten sind die Erzeugerpreise aber wieder um ein Viertel gestiegen, weiß Marksteiner.
Die WWF-Studie relativiert der Landwirtschaftsvertreter: „Entscheidend sind letztlich nicht die Prozente, sondern der Abverkaufspreis.“ Und dieser hätte sich zuletzt tendenziell verbessert. „Vor zwei Jahren wurde Schwein noch um 2,99 das Kilo im Supermarkt verschleudert, jetzt sehen wir Aktionspreise von 4,99 Euro.“ Auch der Verkauf „von ganzen Schultern unter dem Selbstkostenpreis“ habe sich aufgehört und die Aktionszeiträume seien kürzer, lobt er die Handelshäuser.
Diese scheinen sich übrigens verstärkt neue Lockartikel zu suchen, berichten Lieferanten. Zwar gehört Fleisch – wie Bier – traditionell zu jenen Produkten, die versehen mit Prozenten Frequenz bringen. Aber die Rabattitis zieht sich längst durch alle Sortimente. Manche argwöhnen sogar, dass der Fokus vom Fleisch weggeht. Mit ein Grund sei, dass die Agrarministerin heuer die – bereits im November 2018 angekündigte – Bauern-Ombudsstelle einrichten möchte. An diese sollen sich Bauern und Erzeugergemeinschaften wenden, die sich von Handelsmanagern über den Tisch gezogen fühlen. In Einkaufsabteilungen würde jetzt die Angst umgehen, dass das eigene Handelshaus mit dem Vorwurf von Machtmissbrauch an den Pranger gestellt werden könnte.
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