Köstinger: "Fleisch müsste eigentlich um ein Drittel teurer sein"

PK "ARBEITSMARKT UND ÖFFNUNGEN": KÖSTINGER
Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger plädiert für höhere Fleischpreise, um Überleben der Bauern zu sichern. Handel sieht keinen Handlungsbedarf.

Landwirtschafts- und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger fordert einen deutlich höheren Fleischpreis. "Fleisch müsste eigentlich um ein Drittel teurer sein, nur so können die Bauern vernünftig wirtschaften", sagt Köstinger in der kommenden Ausgabe des Nachrichtenmagazins profil. Der Handel aber drücke die Preise, dies müsse sich ändern.

Die Landwirtschaftsministerin appellierte auch an die Bevölkerung, ihre Konsumgewohnheiten zu überdenken. "Wir haben Griller um 800 Euro im Garten stehen und legen eine Bratwurst um 80 Cent drauf. Das ist nicht vereinbar mit den hohen Produktionsstandards, die wir in der Landwirtschaft in Österreich haben", betont Köstinger auch im Ö1-Morgenjournal.

"Beispiellose Rabattschlacht"

120 Millionen Euro werden laut Köstinger pro Jahr in "Tierwohl"-Ställe investiert, die Nachfrage bei Bäuerinnen und Bauern danach sei groß, aber "die Rabattschlacht der Lebensmittelkonzerne ist eine beispiellose". Die Dumping-Preise würden nachhaltiges Produzieren, artgerechte Tierhaltung "fast verunmöglichen".

Mindestpreise schließt Elisabeth Köstinger aus, zumal selbige nicht mit dem EU-Wettbewerbsrecht vereinbar sind. Die Landwirtschaftsministerin appelliert an "die Moral der Konzerne, die einerseits das Bild der bäuerlichen Produktion bemühen, auf der anderen Seite aber genau jene kaputt machen".

"Fleisch für jede Geldbörse"

Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes, argumentiert die Preise. Auf Ö1-Nachfrage lässt er wissen: "Die Preise diktiert nicht der österreichische Lebensmittelhandel, sondern der EU- und Weltmarkt". Die Preissituation derzeit sei auf die Lockdowns und die geschlossene Gastronomie zurückzuführen. Der Handel selbst sei, so Will, "für alle Menschen da. Gerade in der Corona-Krise müssen ein Drittel der Menschen deutliche finanzielle Einbußen hinnehmen. Daher bieten wir im Handel für jede Geldbörse Fleisch an." Man sehe daher im Handel keinen Handlungsbedarf, sondern "nur die Hoffnung, dass es nicht mehr zu harten Lockdowns kommt". 

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