Seit vergangenem Jahr hat sich Woolworth mit vier Standorten wieder in Österreich niedergelassen. Bis Ende des Jahres sollen mehr als 30 weitere folgen. Ivana Jezidzic, Chefin von Woolworth Österreich, erzählt im KURIER-Interview, wieso sie hierzulande großes Potenzial für den Billiganbieter sieht.
Kaufzurückhaltung in der Bevölkerung, Energiekrise und Co. – Woolworth will dennoch expandieren und die Anzahl seiner Geschäfte in den kommenden Jahren deutlich erhöhen. Wie kommt’s?
Ivana Jezidzic: Der Kunde ist preisbewusster und preissensibler geworden. Da kommt ein Diskonter wie Woolworth zum richtigen Zeitpunkt.
Im Gegensatz zu Deutschland kennt man Woolworth in Österreich noch nicht wirklich. Wie will man sich hierzulande etablieren?
Wir haben mittlerweile vier Filialen in Österreich, in Kapfenberg, Mürzzuschlag, Neunkirchen und in Eisenstadt. Viele Österreicher kannten uns noch von früher. In der Filiale in Kapfenberg haben wir sogar eine Mitarbeiterin im Team, die auch damals schon dabei war.
Bis Ende des Jahres sind noch rund weitere 30 Standorte in Österreich geplant. Welche Lagen hat man da im Auge?
30 Standorte sind das Ziel für 2024. Unsere Mission ist es, in den kleinen und mittelgroßen Städten die Lücke zu schließen, die durch den Wegfall von kleinen Händlern entstanden ist. Alle Standorte sind für uns interessant. Von 500 bis 200.000 Einwohnern. Aber auch Wien ist ein großes Thema, und für 2024 haben wir uns bereits einige Standorte gesichert.
Wieso hat man sich ausgerechnet für Eisenstadt als ersten Standort in Österreich entschieden?
Eisenstadt ist genau das, was wir verkörpern wollen. Eine typische mittelgroße österreichische Stadt und Kaufhaus-Feeling: Eine attraktive Warenpräsentation ohne Wühltische. Die Kunden sind zwar preisbewusst, erwarten aber immer noch gute Qualität. Unsere Eigenmarken können mit Markenartikeln konkurrieren und mithalten.
Apropos Kaufhaus-Feeling: Macht man sich bei Woolworth Gedanken wegen der Insolvenz der Galeria Karstadt Kaufhof Gruppe?
Wir bedauern die Situation sehr. Die Standorte in Deutschland, wo wir expandieren, sind interessant für uns. Weil wir das Konzept haben, dass unsere Filialen zu jeder Größe passen. Unser Expansionsteam wird schauen, welche Flächen für uns in Frage kommen.
In Österreich ist der niederländische Diskonter Action bereits etabliert. Ein beliebtes Geschäft, das jede Menge Markenprodukte und Eigenmarkenartikel anbietet. Braucht es da Woolworth noch?
Wir wollen als gehobener Non-Food-Diskonter wahrgenommen werden. Das einzigartige an unserem Konzept ist die Balance: Wir haben rund 30 Prozent Textilanteil und 70 Prozent Non-Food. Im Eigenmarkenbereich haben wir rund 10.000 Artikel im Sortiment.
Gerade im Textilbereich wird es zunehmend wichtiger, auf Nachhaltigkeit zu achten. Wie geht man bei Woolworth mit diesem Thema um?
Wir sind kein Modegeschäft. Wir haben uns auch nicht auf diesen Bereich spezialisiert. Wir sind ein Diskonter mit Textilangebot für den täglichen Bedarf. Im Eigenmarkenbereich können wir die Produkte kontrollieren, und wir schauen, dass wir nichts vernichten oder wegwerfen müssen. Wir achten auch zunehmend auf regionale Lieferanten: Zehn sind es derzeit aus Österreich. Aber wir stehen hier noch am Anfang. In fünf Jahren sieht das schon ganz anders aus.
Nämlich wie?
Hoffentlich mit noch mehr regionalen Lieferanten und mit einem Filialnetz von 140 Standorten in allen Landeshauptstädten und mittelgroßen Städten.
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