Wohnkredite: "Bankmanager werden besachwaltet"
Das Finanzmarktstabilitätsgremium (FMSG) will zwar die umstrittenen Kriterien für die Vergabe von Wohnkrediten lockern, doch auch diese stoßen auf heftige Kritik. Der Chef der Raiffeisen Landesbank Niederösterreich-Wien, Michael Höllerer, bezeichnete die Änderungen als „absolut unbefriedigend“.
Die Verordnung, die es nicht brauche, besachwalte die Tätigkeit von Bankmanagern.
Vor drei Jahren wäre die Verordnung „wahrscheinlich nachvollziehbarer gewesen“. Höllerer wies am Mittwoch im Klub der Wirtschaftspublizisten auf die äußerst geringe Ausfallquote bei Wohnraum-Krediten hin. Ein Streitpunkt ist die Zwischenfinanzierungen beim Verkauf einer alten und dem Kauf einer größeren, neuen Immobilie. Höllerer plädiert dafür, den Wert der „alten“ Immobilie zur Gänze als Sicherheit anzuerkennen, das FMSG dagegen will nur 80 Prozent des Marktwertes als Eigenkapital für den Erwerb von neuem Wohnraum zulassen.
Um weiterhin Wohnungseigentum zu unterstützen, werde die Bank Alternativprodukte zum klassischen Wohnkredit anbieten. So die Einbeziehung mehrer Generationen, wenn beispielsweise Eltern ihren Kindern finanziell aushelfen.
Neuaufstellung der Bank
Höllerer will mit einem neuen Vorstandsteam, das ab 1. März an Bord ist, die Bank umbauen. Von der Erste Group kommt Claudia Süssenbacher, von der Raiffeisen Bank International (RBI) Roland Mechtler. Der Vorstand der Raiffeisen Holding NÖ-Wien wird auf zwei Vorstände verkleinert, Süssenbacher und Höllerer.
Im Fokus der Neuausrichtung der RLB stehen „absolute Kundenzentrierung, Innovation sowie Resilienz und Wachstum“, betonte Höllerer. Im Unternehmensbereich wolle sich die Bank auf kleine und mittelständische Unternehmen mit Wachstumspotenzial konzentrieren. Ein dafür mit fünf Millionen Euro dotierter Fonds werde bald aufgestockt. Den Unternehmen wird Mezzaninkapital zur Verfügung gestellt, eine Mischform aus Eigen- und Fremdkapital. Im Privatkunden-Geschäft wolle man „persönliche Nähe mit Digitalisierung verknüpfen“ und die Wertschöpfung erhöhen.
Die RLB NÖ-Wien werde künftig Leistungen über das klassische Bankgeschäft hinaus anbieten. Als Schwerpunkte ortet Höllinger den Bereich Pflege und Gesundheit und die Energieversorgung. Die Bank engagiert sich in NÖ bei kommunalen Energiegenossenschaften, deren Zahl von derzeit zehn bis Jahresende verdoppelt werden soll. Die Nachfrage der Bürgermeister sei enorm. Das Thema sei für die Bank kein Geschäft, „wir sehen das aber in unserer regionalen Verantwortung“.
Höllerer will die Zusammenarbeit mit den Raiffeisenbanken verstärken, hier ortet er in NÖ noch Potenzial. Obwohl sehr herausfordernd, sei 2022 operativ ein gutes Jahr gewesen, die Kapitalausstattung sei „stark und stabil“. 2023 sehe er „mit großer Zuversicht“.
Nicht kommentieren wollte Höllerer das Russland-Geschäft der RBI, deren größter Aktionär die Landesbank ist. Er wollte auch keinen Zeitrahmen für eine Entscheidung nennen.
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