Wofür die Hypo Milliarden braucht

APA2099974-2 - 29032010 - KLAGENFURT - ÖSTERREICH: Wolken über der Zentrale der Hypo Group Alpe Adria-Bank in Klagenfurt am Sonntag, 28. März 2010. APA-FOTO: GERT EGGENBERGER
Die Bank hat zu wenig Kapital, um Bewertungsverluste im Halbjahr zu decken. Sie braucht Geld vom Steuerzahler.

Am Wochenende hat Finanzministerin Maria Fekter den Plan zur Abwicklung der notverstaatlichten Hypo-Alpe-Adria-Bank nach Brüssel gesandt. Am Montag schon kam eine neue Hiobsbotschaft von der Bank. Wenn sie nicht rasch Hunderte Millionen Euro aus der Staatskasse bekäme, könne sie gar keine Halbjahresbilanz erstellen, teilte die Bank sinngemäß mit. Anders ausgedrückt: Ohne Geld von den Steuerzahlern ist die Hypo pleite.

Warum der Staat die Hypo nicht gleich in die Insolvenz schickt und wohin das viele Geld fließt, versucht der KURIER im Folgenden zu beantworten.

Wie viel Geld braucht die Hypo jetzt?

Die genaue Zahl steht noch nicht fest. Es werden aber wohl mindestens 700 Millionen Euro sein. Diese Summe jedenfalls hat Finanzministerin Maria Fekter bereits im Budget 2013 für die Hypo reserviert.

Warum kommt die Meldung unmittelbar nach der Absendung des Briefes an Brüssel?

In dem Brief detailliert Fekter die Vorschläge Österreichs für die Abwicklung der Hypo. Die Hauptpunkte: Der Verkauf der Österreich-Tochter wird bis Jahresende abgeschlossen sein. Die Balkan-Tochterbanken werden bis Mitte 2015 veräußert und die Italien-Tochter wird ab Juli 2013 kein neues Geschäft mehr machen. Aus diesen drei Punkten ergibt sich für die Hypo ein zwingender Abwertungsbedarf aller Tochterbanken.

Wofür genau braucht die Hypo den Staatszuschuss?

Der Abwertungsbedarf ist so groß, dass die Bank im Halbjahr einen enormen Verlust schreibt. Diesen Verlust kann sie aus ihrem Eigenkapital aber nicht decken, ohne unter die gesetzlich vorgeschriebene Eigenkapitalgrenze zu fallen. Mit dem Staatsgeld wird der Verlust abgedeckt.

Wie hoch ist der Halbjahresverlust?

Die Wirtschaftsprüfer sind noch am Rechnen. Aber in groben Zügen kann man das Minus schon abschätzen. Der Verkauf der Österreich-Tochter an die indische Srei-Gruppe ist derzeit im Gang. 65,5 Millionen Euro sollen die Inder zahlen, mit etwa dem doppelten Wert steht die Österreich-Tochter in der Hypo-Bilanz. Daraus entstehen also rund 60 Millionen Euro Bewertungsverlust. Die Balkan-Töchter stehen mit 1,35 Milliarden Euro in der Bilanz. Geschätzter Verkaufswert: weniger als eine Milliarde. Bewertungsverlust: zumindest 400 Millionen Euro.

Die Italien-Tochter wiederum steht mit 350 Millionen Euro in den Hypo-Büchern. Sie soll auf die Hälfte schrumpfen und dann verkauft werden. Geschätzter Verkaufswert der geschrumpften Bank: 200 bis 250 Millionen. Ergibt in Summe knapp mehr als 700 Millionen Euro Abgang.

Warum lässt der Staat die Hypo nicht gleich pleitegehen?

Eine sofortige Schließung der Hypo würde enorme Verluste verursachen. Denn alle Töchter müssten auf null abgeschrieben werden. Außerdem schreibt die Bank im eigentlichen Bankgeschäft Gewinne, der Verlust stammt aus den Abwertungen. Zudem würde mit der Insolvenz das Problem der staatsgarantierten Anleihen im Volumen von 16 Milliarden Euro schlagend. Einen Teil könnte die Bank aus eigener Kraft tilgen, geschätzte fünf bis sechs Milliarden müsste der Staat schultern.

Findet die Bank mit den 700 Millionen Euro Staatsgeld das Auslangen?

Wahrscheinlich nicht. Die 700 Millionen braucht sie für die Halbjahresbilanz. Im Gesamtjahr dürfte die Bank etwa zwei bis 2,5 Milliarden Euro brauchen – außer sie gründet eine Bad Bank.

Wieso sinkt der Kapitalbedarf mit einer Bad Bank?

Eine Bad Bank braucht viel weniger Eigenkapital als eine Bank.

Warum wurde dann noch keine Bad Bank gegründet?

Die Bank-Vorstände wollten das schon vor einem Jahr machen. Fekter war dagegen, weil eine Bad Bank die Staatsschulden erhöht. Die Hypo sitzt auf bis zu 17 Milliarden Euro an faulen Krediten und derzeit schlecht verkäuflichen Immobilien. Diese Summe würde in die Bad Bank und damit schnurstracks in die Staatsschulden fließen. Sofortige Ausgaben wären damit aber nicht verbunden. Der Zuschuss, der ohne Bad Bank an die Hypo fließt, ist allerdings eine direkte Staatsausgabe.

Bad Bank

Banken, die in schweren Kapitalnöten stecken, können eine Bad Bank gründen. In diese werden alle uneinbringlichen Kredite und schlecht verkäuflichen Beteiligungen eingebracht. Die Bad Bank macht kein neues Bankgeschäft.

Eigenkapital

Banken brauchen laut Gesetz ein bestimmtes Mindestmaß an Eigenkapital, das sich am Geschäftsvolumen orientiert. Eine Bad Bank gilt nicht mehr als Bank und braucht daher weniger Eigenkapital. Das ist der wesentliche Vorteil.

Beteiligungsmodell

Die Finanzministerin will, dass sich Österreichs Banken an einer Hypo Bad Bank mehrheitlich beteiligen. So würden die Staatsschulden nicht steigen. Im besten Fall verdienen die Banken, wenn etwa Immobilien in der Bad Bank doch gut verkauft werden.

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