Wo in Österreich Millionen vor der Finanz versteckt werden
Es war einer der spektakulärsten Fälle der Steuerfahnder der vergangenen Jahre. Ein Après-Ski-Lokal im Pongau hortete Unsummen an Schwarzgeld. Insgesamt 3,5 Millionen Euro – verteilt auf Sparbücher und Bargeld – hielt der Wirt vor der Finanz versteckt.
Bei einer Hausdurchsuchung machten die Beamten den rekordverdächtigen Fund. Sogar in einem Sakko im Kleiderkasten des Betreibers steckten knapp 35.000 Euro. Damit nicht genug, wurde auch eine illegale Handfeuerwaffe entdeckt. Der Wirt war geständig. Im vergangenen Jahr musste er sich vor Gericht verantworten und wurde zu einer Abgabennachforderung in Höhe von mehr als 3,2 Millionen Euro und zu einer Geldstrafe von mehr als 3,5 Millionen Euro verdonnert.
Es ist nur einer von insgesamt 221 abgeschlossenen Fällen der Steuerfahndung im Jahr 2021. Vier von zehn Fällen betreffen dabei die Baubranche. Insgesamt 45 Hausdurchsuchungen führten die Beamten an 158 Einsatzorten durch. Dabei wurden mehr als 65.000 Gigabyte an Daten sichergestellt.
Die elf Fahndungsteams haben im Vorjahr für Mehreinnahmen von gut 56 Millionen Euro gesorgt. Zusätzlich drohen den Beschuldigten gerichtliche Geldstrafen von rund 100 Millionen Euro. Ein Vergleich: Im Jahr 2011 wurden 61 Millionen Euro an Nachzahlungen erzielt. „Steuerhinterziehung ist kein Kavaliersdelikt, sondern fügt ehrlichen Unternehmen großen Schaden zu“, hält Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) fest.
Geheime Oldtimer-Sammlung
Auf den ersten Blick unverdächtig wirkte wohl auch ein Kärntner Estrich-Verleger. Doch auch er soll zusammen mit seiner Sekretärin rund 2,5 Millionen Euro am Fiskus vorbeigeschlichen haben.
Auf die Schliche kamen die Steuerfahnder dem Unternehmer wegen einer Anzeige, der umfassendes Beweismaterial beigelegt wurde. So soll er Teile des Betriebsgeländes verwendet haben, um sich eine Oldtimer-Sammlung anzulegen. Mit dieser dürfte er lukrativ gehandelt haben. Die Beamten entdeckten 75 Autos, großteils der Marke Jaguar.
Nach der Hausdurchsuchung im Vorjahr warten nun Nachzahlungen und ein Gerichtsverfahren auf die Beschuldigten. Ihnen drohen eine Geldstrafe von fünf Millionen Euro sowie bis zu vier Jahre Haft.
„Rechnungssplitting“
Dreist ging auch ein Zulieferer im Dentalbereich vor. Er teilte seine Ausgangsrechnungen. Ein Teil wurde korrekt verbucht, der andere als Barverkauf. Dieses illegale „Rechnungssplitting“ nutzten zahlreiche Zahnärzte, um nur einen Teil der Einkäufe in die Buchhaltung aufzunehmen.
Die Folge: Überprüfungen in allen Bundesländern. Sieben Zahnärzten wurde bereits auf den Zahn gefühlt, fünf weitere Dentisten sollen folgen. Der Schaden beläuft sich auf 2,5 Millionen Euro. Es drohen Geldstrafen von bis zu 500.000 Euro.
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