Viele Unternehmen klagen, dass immer mehr Jugendliche schlecht ausgebildet ihre Lehrtätigkeit beginnen. Die Lage sei „sehr dramatisch“, bestätigt Mariana Kühnel, stellvertretende Generalsekretärin der Wirtschaftskammer Österreich, im KURIER-Gespräch. „Den Bewerbern für die Lehre fehlen die Grundkompetenzen“. Dies zeige auch stets die Pisa-Studie, bei der laufend die Ergebnisse nach unten gehen würden. Dies führe dazu, dass immer mehr Jugendliche in keine Ausbildung kommen und direkt in die Arbeitslose gehen würden.
Studiogespräch mit Mariana Kühnel über Lehrlingssituation
Kühnel stellt daher zwei Forderungen auf. „Wir müssen von der Schulpflicht wegkommen zur Bildungspflicht. Dass die Jugendlichen, wenn sie nicht gewisse Grundkompetenzen haben wie Rechnen, Schreiben, Lesen, dass sie die Schule einfach nicht verlassen dürfen.“
Und weiters müsse auch das kritische Denken bezüglich des Umgangs mit neuen Technologien forciert werden. „Da müssen unsere Betriebe massiv kompensieren“, sagt Kühnel. Daher habe die WKO eine digitale Aus- und Weiterbildungsplattform ins Leben gerufen. Diese trägt den Namen „wise up“ und ist seit rund einem Jahr online. Derzeit sind laut Kühnel mehr als 20.000 Kursangebote verfügbar. Darüber hinaus werden gerade gemeinsam mit Landeskammern und Sparten digitale Lerninhalte für 11 Lehrberufe erstellt. Vier davon (App-Entwicklung, Mechatronik, Metall- sowie Elektrotechnik) seien bereits online. In Kürze würden neben anderen Büro- sowie Einzelhandelskaufmann und Kfz-Technik folgen. „Die 11 Lehrberufe decken bereits 54 Prozent aller Lehrlinge in Österreich ab“, so Kühnel. An Inhalten für weitere Lehrberufe werde derzeit gearbeitet.
Zufriedenheit
Laut einer Market-Umfrage im Auftrag der WKÖ unter 510 Lehrlingen zeigten sich 80 Prozent mit ihrer Lehre zufrieden, 40 Prozent würden sich weiterbilden wollen. Es gebe so viele Lehranfänger wie zuletzt 2013. Noch immer kämpfe man aber ein bisschen mit dem Image der Lehre, so die WKÖ-Funktionärin. „Für viele ist sie eine Ausbildung zweiter Wahl. Aber sie ist eigentlich eine Jobgarantie. Wir haben kaum arbeitslose Jugendliche mit Lehrabschluss, auch durch den Fachkräftemangel.“ Kühnels Ziel sei, dass die schulische und berufliche Bildung wie in der Schweiz gleichwertig und durchlässig werden.
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