Unmut über WKO: "Kammer wird von vielen nur noch als Abzocke gesehen"

WKO
Großer Unmut und Ruf nach Konsequenzen quer durch alle Branchen. Viele fordern eine Neuaufstellung der Strukturen.

Die Empörung vieler Unternehmerinnen und Unternehmer über die jüngsten Vorkommnisse in der Wirtschaftskammer (WKO) ist riesig, zeigt ein Rundruf des KURIER. 

Viele fordern als Konsequenz eine Radikalreform samt einer Neuaufstellung der Strukturen. „Wäre die Wirtschaftskammer ein freiwilliger Verein, möchte ich nicht wissen, wie viele Austritte es jetzt gegeben hätte“, sagt etwa Kapsch-Firmenchef und der ehemalige IV-Präsident Georg Kapsch

Man könne in einem Unternehmen, dem es schlecht gehe, nicht die Vorstandsgagen erhöhen, das gehe einfach nicht. Angesichts solcher Vorkommnisse würden sich viele Unternehmer zu Recht fragen, warum sie da noch dabei sein sollen und das alles mitfinanzieren müssen. Kapsch spricht sich für einen Radikalumbau der Kammerstruktur aus.

„Die WKO redet seit Jahrzehnten von Reformen, passiert ist seit Leitl gar nix mehr. Das waren höchstens Adaptierungen des Ist-Zustandes“. Wer aber von der Regierung ständig Reformen einforderte, müsse mit gutem Beispiel vorangehen. „Die Struktur der Kammer stammt noch aus dem Ständestaat, da muss alles grundsätzlich neu gedacht und vereinfacht werden“. 

Kammer-Rebellen

Kapsch hat bereits 2008 gemeinsam mit der voestalpine, der Heinzel- und Prinzhorn-Gruppe die Pflichtmitgliedschaft gerichtlich angefochten und sich damals geweigert, die Kammerumlage zu zahlen. Die „Kammer-Rebellen“ blitzten aber vor dem Höchstgericht ab, die Umlage wurde damals reformiert.

Voestalpine: 10 Millionen für WKO

Man zahle mehr als 10 Mio. Euro an Beiträgen, die in den vergangenen Jahren stark gestiegen seien, sagte voestalpine-Chef Herbert Eibensteiner. Er erwarte sich, dass die Wirtschaftskammer an ihrer Struktur arbeite, um effizienter zu werden und Einsparungspotenziale zu finden. „Wir in den Betrieben machen das permanent“, so Eibensteiner, „das verlangen wir auch von der WKO“. Für Sebastian Heinzel, Chef der Heinzel-Gruppe, sollte die Reform „am besten mit einem weißen Blatt Papier starten, nicht beim Status Quo.“

Firmenvertreter aus anderen Branchen fordern am Mittwoch auch ganz konkret Mahrers Rücktritt samt einen Neuanfang in der Wirtschaftskammer. Walter Heindl vom gleichnamigen Schokolade-Produzenten sagt: „Die Kammer wird von vielen Unternehmern nur noch als Abzocke gesehen. Der Imageschaden ist groß, Mahrer wird um einen Rücktritt nicht herumkommen.“

Ähnlich argumentiert Doris Felber von der Wiener Großbäckerei Felber: „Präsident Mahrer muss für das Dilemma, welches er verursacht hat, die Konsequenzen ziehen.“ Für mehr Konkurrenz und für die Abschaffung der Pflichtmitgliedschaft wird ebenfalls plädiert.  Die die WKÖ habe sich in den letzten Jahren leider nur ins Negative entwickelt.

Als Unternehmen habe man Mitbewerber und müsse sich von der Konkurrenz absetzen. Die WKO müsse das nicht. „Es gibt null Fortschritt oder Innovation“, sagt Öklo-Gründer Nikolaos Bogianzidi

Vor allem die Erhöhungen der Funktionärsgagen sieht Hartwig Löger, Chef der Vienna Insurance Group (VIG), als „extrem unglücklich“. Gerade in einer Zeit, wo es für alle in Österreich notwendig sei, zu sparen. „Auch die Kommunikation darüber war schlecht.“ Zugleich streut er den Mitarbeitenden Rosen. "„Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Wirtschaftskammer machen tagtäglich einen guten Job.“

Es gibt aber auch mehrfach Lob, vor allem für die Außenhandelsstellen der WKO, etwa von Michele Falchetto, der mit seiner Wiener Firma Moduletto Notizbücher herstellt. Man habe im Ausland Probleme mit Lieferungen gehabt und sei gut und kompetent beraten worden. Die WKO werde durch ihre Mitarbeiter repräsentiert und die seien sehr hilfsbereit.

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