Mahrer gesteht Fehler ein: "Es können sich alle gerne an mir abarbeiten"

Harald Mahrer
WKO-Präsident "spürt" nach der Gehaltserhöhung für Mitarbeiter sehr viel Kritik. Im Interview spricht er über Feinde und warum der Rechnungshof seine Bezüge prüft.

KURIER: Am Montag wird die Gehaltserhöhung von 4,2 Prozent für Wirtschaftskammer-Mitarbeiter publik, am Mittwoch sprechen Sie ein „Machtwort“ und von 2,1 Prozent, dann sprechen Kritiker von „Taschenspielertrick“ und „Mogelpackung, denn die 4,2-Prozent-Erhöhung wird nicht halbiert, sondern nur ausgesetzt. Dann wird bekannt, dass die Funktionsentschädigungen der Länderkammern um bis zu 60 % steigen und Ihre Bezüge als Präsident der WKO und der OeNB vom Rechnungshof geprüft werden. Ist das Murphys Law oder kommt noch was?

Harald Mahrer: Ich versuche sehr reflektiert zu sein: Ich spüre, sehe und höre sehr viel Kritik. Und ich kann diese Kritik auch verstehen, ich kann sie annehmen und ich kann sie förmlich erfühlen. Ich habe Fehler gemacht und vielleicht in der Hitze des Gefechtes auch zum Teil sichtlich unpräzise kommuniziert. Ich bemühe mich immer sehr präzise zu sein, aber das ist mir misslungen. Das tut mir leid, denn es hat etwas ausgelöst. 

Was hat es ausgelöst? 

Es hat bei manchen den Eindruck erweckt, dass wir eine Mogelpackung kommunizieren. Aber das ist nicht der Fall. Ich bin der oberste Vertreter der Sozialpartner – ich kommuniziere keine Mogelpackung.

Sie sind Kommunikationsprofi, haben ein großes Team. Der Fehler ist passiert und nicht wieder eingefangen worden. Sie haben von Halbierung gesprochen, in Wahrheit ist es aber eine Aussetzung der Erhöhung. 

Wenn in der Kommunikation das Wort „durchschnittlich“ fehlt, dann interpretieren die Menschen das anders. Im KURIER habe ich es am Mittwoch erklärt. Es scheint anderswo aber anders interpretiert worden zu sein, wofür ich mich entschuldige bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die nun auch in der Kritik stehen. Ich spüre eine große Welle der Verunsicherung, die mich auch emotional betroffen macht. Wir wollten Vertrauen schaffen und Berechenbarkeit und das Gegenteil ist leider passiert. 

Machen Sie jetzt Tabula Rasa? Sie könnten sich nicht nur entschuldigen, sondern auch die ebenfalls kritisierten unterschiedlichen Länderkammern-Zulagen vereinheitlichen!

Wir haben als Kammer eine föderale Struktur und haben gerade erst –  ich betone nochmals auf Wunsch der Grünen Wirtschaft – für Transparenz und Einheitlichkeit gesorgt. Alles ist erstmals nachvollziehbar und einsehbar. Das ist gerade mal sechs Monate her. Aber natürlich kann man Modelle immer wieder weiterentwickeln. 

Sie könnten auch die Kammerumlagen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten reduzieren!

Das haben wir in der Kammer immer wieder getan, bereits unter meinem Vorgänger Christoph Leitl und zuletzt nach Covid am Beginn des Jahres 2024. 

KURIER-Grafik

Ihre Gehälter in der Kammer und Oesterreichischen Nationalbank werden vom Rechnungshof dahingehend überprüft, ob sie den Höchstgrenzen des Bezügebegrenzungsgesetzes entsprechen oder nicht. Warum ausgerechnet jetzt?

Warum ausgerechnet jetzt? Eine spannende Frage. Ich gehe davon aus, dass alles rechtens ist, auch, weil ich mich auf die Rechtsexperten der OeNB und des Bundeskanzleramts verlasse.

Sind Sie Manager oder ein Politiker?

Ich bin kein Politiker. Ich bin als Präsident der Wirtschaftskammer der oberste Interessensvertreter der Unternehmer und auch als Aufsichtsratsvorsitzender der Nationalbank kein Politiker. Das ist eine Spitzenaufsichtsratsfunktion, so wie in jeder Bank, in jedem großen börsennotierten Unternehmen. Es ist jedenfalls keine politische Funktion.

Mahrer gesteht Fehler ein: "Es können sich alle gerne an mir abarbeiten"

Haben Sie Feinde?

Als jemand, der sehr prononciert Dinge anspricht, die in der Republik zu ändern sind, habe ich mir sicher nicht nur Freunde gemacht. Ich gestehe immer auch Fehler ein, wenn ich sie mache und stehe für Transparenz. Ja, ich verdiene gut. Mit sehr viel Verantwortung und persönlicher Haftung. Würde man mein Einkommen in Vergleich setzen mit Vorstandsmitgliedern großer österreichischer Betriebe, liegt das eher im unteren Bereich. Es steht sicher in einer nachvollziehbaren Relation. 

Wie viel verdienen Sie pro Monat?

28.500 Euro brutto, zwölf Mal im Jahr, weil ich aus drei Funktionen Bezüge erhalte. Eine Funktionsentschädigung der Wirtschaftskammer Österreich als Präsident, eine Funktionsentschädigung als Präsident des Wirtschaftsbundes und von dem vollkommen unabhängig eine Aufsichtsratvergütung für meine Tätigkeit als Vorsitzender des Aufsichtsrats der Nationalbank. Diese Position heißt in der OeNB Präsident des Generalrats. 

Bleiben Sie Präsident der Wirtschaftskammer?

Ja. Es können sich auch gerne alle an mir abarbeiten. Das gehört dazu, wenn man an der Spitze steht.  Was ich aber nicht zulasse: Dass das alles nun auch auf dem Rücken unserer 5.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und unserer tausenden Funktionäre passiert, die täglich einen hervorragenden Job machen. Dagegen verwehre ich mich.  

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