"Mogelpackung"? Wie stark die WKO-Gehälter wirklich steigen

++ THEMENBILD ++ WKÖ LENKT EIN: GEHALTSPLUS WIRD NACH KRITIK AUF 2,1 PROZENT HALBIERT
Nach massiver Kritik erhalten WKO-Mitarbeiter 2026 im Durchschnitt "nur" eine Gehaltserhöhung von 2,1 Prozent. Warum sie damit dennoch sehr gut aussteigen.

Zusammenfassung

  • Die Gehälter der WKO-Mitarbeiter steigen 2026 im Durchschnitt um 2,1 Prozent, wobei die volle Erhöhung von 4,2 Prozent erst ab Juli greift.
  • Im Gegensatz zu Beamtengehältern, die unter der Inflationsrate bleiben, liegt die WKO-Anpassung am Jahresende über der Inflation und sorgt für Kritik als "Mogelpackung".
  • Spitzenfunktionäre der WKO unterliegen gesetzlichen Gehaltsobergrenzen, wobei der Rechnungshof nun Doppelbezüge und Gebarung prüft.

Die Aufregung war groß, als zu Wochenbeginn bekannt wurde, dass die Gehälter der Wirtschaftskammer-Mitarbeiter kommendes Jahr um 4,2 Prozent steigen sollen. Immerhin werden sowohl die Pensionen, die Beamtengehälter, aber auch Gehälter in den wohl meisten Branchen 2026 unter der Inflationsrate von 3,5 Prozent steigen. Und: Ausgerechnet Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer wurde in den vergangenen Monaten nicht müde, zu betonen: Der Staat sei zu fett geworden, die Lohnstückkosten zu hoch.

Wie lässt sich so ein Widerspruch erklären? "Man kann doch nicht glauben, dass ich eine gespaltene Persönlichkeit bin", sagt Mahrer am Mittwoch im KURIER. Das Plus von 4,2 Prozent sei durch einen Automatismus zustande gekommen. Dieser Wert sei "durchgesickert" und nicht in Stein gemeißelt gewesen. Nun will sich Mahrer "durchgesetzt" haben, wie er betont. Welche Lösung gefunden wurde und wie die Zahlen zu verstehen sind:

Wie stark steigen die Gehälter der WKO-Mitarbeiter kommendes Jahr?

Er habe mit den Landespräsidenten der WKO beschlossen, dass die Gehälter österreichweit im Durchschnitt nur um 2,1 Prozent steigen würden. Das Modell: Im ersten Halbjahr steigen die Gehälter gar nicht, ab 1. Juli dann aber um die vollen 4,2 Prozent. "Es ist ähnlich wie bei Beamten ein Durchschnitts-Durchrechnungsmodell", sagt Mahrer.

Ist der Vergleich mit den Beamten wirklich angebracht? 

Nein. Die Beamtengehälter steigen zwar auch ab Juli 2026, allerdings nur um 3,3 Prozent. Und danach bis Ende 2028 noch je zweimal um ein Prozent: mit August 2027 und Dezember 2028. Kurzum: Das Gehaltsniveau der Beamtengehälter dürfte drei Jahre lange unter der Inflationsrate steigen. Die Folge: langfristiger Kaufkraftverlust.

Wo liegt der Unterschied zum WKO-Modell?

Strukturell werden Mitarbeiter der Wirtschaftskammer eine Gehaltsanpassung bekommen, die mit Jahresende über der Inflationsrate liegt. Und auf Basis dieser Gehälter setzt auch die neue Lohnerhöhung an. Oder, wie es Ex-Neos-Politiker und Unternehmensberater Gerald Loacker auf X formuliert: "Die Gehälter in der WKO werden um 4,2 % erhöht – nur eben 6 Monate später. Das heißt, am 01.01.2027 erfolgt eine Erhöhung auf Bezüge, die um 4,2 % höher sind als jetzt. Der Verzicht betrifft sechs Monate, sonst nichts."

Für den Präsidenten der Industriellenvereinigung Wien, Christian Pochtler, handelt es sich daher um eine "Mogelpackung". Er glaube nicht, dass der gefundene Anpassungsmodus in zwei Schritten "den Unmut und das Unverständnis vieler Unternehmen" besonders mildern werde, "eher im Gegenteil".

Wie viel verdienen die Spitzenfunktionäre der Wirtschaftskammer?

Bei den Spitzenfunktionären gibt es gesetzliche Obergrenzen. Diese sind im Bundesverfassungsgesetzes über die Begrenzung von Bezügen öffentlicher Funktionäre geregelt: Auf Bundesebene sind die Kammerbezüge der Spitzenfunktionäre mit 140 Prozent eines Nationalratsgehalts gedeckelt, auf Landesebene mit 130 Prozent. WKO-Präsident Mahrer kommt auf eine monatliche Entschädigung von rund 15.000 Euro. Als Präsident der Nationalbank erhält er zusätzlich 88.000 Euro jährlich. Der Rechnungshof kündigte nun gegenüber dem ORF an, die Doppelbezüge und die Gebarung der Wirtschaftskammer zu prüfen.

Im Gegensatz zu Mahrer haben die meisten Spitzenfunktionäre auf Landesebene noch Luft nach oben - auch wenn es für Politiker nächstes Jahr eine Nulllohnrunde geben wird und damit auch die Bemessungsgrundlage für die Spitzenfunktionäre nicht steigt. So sorgte für Aufregung, dass die Entschädigung für die Tiroler Wirtschaftskammer-Präsidentin Barbara Thaler von 7.000 auf 10.000 Euro monatlich - und damit auf das Niveau des Salzburger Kammer-Präsidenten Peter Buchmüller - angehoben wird.

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