Familie Schlecker drohen bis zu zehn Jahre Haft

Familie Schlecker drohen bis zu zehn Jahre Haft
Für Anton Schlecker und seine Familie könnte es eng werden – auch für die involvierten Wirtschaftsprüfer.

Der ehemalige Drogeriemarkt-König Anton Schlecker ist tief gefallen. Wie der KURIER berichtete, hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart gegen den Firmengründer, seine Frau Christa, die Kinder Lars und Meike sowie gegen zwei Wirtschaftsprüfer Anklage erhoben. Sie verdächtigt die sechs Personen unter anderem der Untreue, des schweren Bankrotts und der unrichtigen Darstellung der wirtschaftlichen Lage des Konzerns. Die Strafdrohung beträgt bis zu zehn Jahre Haft.

Vermögen entzogen?

Der Firmenpatriarch aus Ehingen bei Ulm soll mithilfe seiner Frau und den Kindern dem Unternehmen Vermögenswerte in Millionen-Höhe entzogen haben, bevor es am 23. Jänner 2012 mit 36.000 Mitarbeitern Insolvenz beantragte. Dem Vernehmen nach werden die Vorwürfe bestritten. Die Anklage ist noch nicht rechtskräftig. Sie muss erst vom Landgericht Stuttgart zugelassen werden.

"Die mit der Anklage aufgeworfenen Fragen betreffen einen umfangreichen, komplexen und rechtlich schwer einzuordnenden Sachverhalt aus der Historie der Firma Schlecker", sagte der deutsche Star-Verteidiger Norbert Scharf, der den Senior vertritt, am Donnerstag.

Top-Strafverteidiger engagiert

Scharf zählt zu den Besten seines Faches. So hat er unter anderem für den Formel-1-Boss Bernie Ecclestone die Einstellung des Schmiergeldprozesses rund um den Verkauf von Anteilen am Formel-1-Konzern durch die BayernLB erreicht. Im Gegenzug zahlte Ecclestone 99 Millionen Dollar an die deutsche Staatskasse und eine Million an eine karitative Organisation. Ecclestone verließ danach als freier Mann, sprich als Unschuldiger, den Gerichtssaal.

Zahlungen auf Privatkonto

Die Anklagebehörde schießt sich aber auch auf die Schlecker-Kinder Lars (44) und Meike (42) ein. Sie sollen sich als faktische Geschäftsführer der deutschen LDG Logistik- und DienstleistungsgmbH 2011 mehrere Millionen Euro als Gewinn ausschütten lassen haben, obwohl diese in diesem Geschäftsjahr nur Verluste erwirtschaftete und bereits überschuldet gewesen sein soll. Auch sollen sie zwei Zahlungen (52.000 Euro) auf das Privatkonto der Mutter veranlasst haben – für Beraterleistungen, die diese aber nicht erbracht haben soll.

Von der deutschen BDG Bau- und DienstleistungsgmbH, bei der auch die beiden Schlecker-Kinder faktische Geschäftsführer gewesen sein sollen, sollen insgesamt rund 19.000 Euro auf ein Privatkonto der Mutter geflossen sein. Dem Vernehmen nach werden auch diese Vorwürfe bestritten.

Immo-Deals der Kinder

Die Schlecker-Kinder machten auch Geschäfte in Österreich. Am 17. Jänner 2012, sechs Tage vor der Insolvenz in Deutschland, kauften sie von einer österreichischen " SCHLECKER" Logistik-Service-Center GmbH die Liegenschaften der Zentrallager in Pöchlarn (Niederösterreich) und in Gröbming (Steiermark) sowie die Firmenzentrale in Pucking (Oberösterreich). Die Kaufverträge sind auch von Anton Schlecker unterzeichnet.

Für Pöchlarn mit einer Fläche von 24.405 Quadratmetern samt Gebäude zahlten sie laut Kaufvertrag 2,5 Millionen Euro netto. Umsatzsteuer wurde keine in Rechnung gestellt. Ende Mai 2014 verkauften sie diese Immobilie für 3,45 Millionen Euro an die LOGPoint GmbH weiter. Die Käuferfirma verpflichtete sich, in das Mietverhältnis mit Lidl Österreich einzutreten. Denn: Die Immobilie ist laut Vertrag vom 17. April 2014 an die Lebensmittelhandelskette Lidl vermietet.

Die Liegenschaft in Gröbming kauften die Geschwister um 2,7 Millionen Euro, und verkauften sie im August 2014 aber für nur 2,1 Millionen Euro an die Landgenossenschaft Ennstal eGen. Bei diesen beiden Immo-Deals ließen sich die Schlecker-Geschwister jeweils von sogenannten Machthabern vertreten. Das heißt: Sie waren nicht persönlich anwesend.

Die Liegenschaft in Pucking gehört ihnen laut Grundbuch nach wie vor je zur Hälfte. Laut Kaufvertrag zahlten sie am 17. Jänner 2012 für die Österreich-Zentrale mit 4918 Quadratmetern Grundfläche samt den darauf errichteten Bürogebäuden 1,8 Millionen Euro netto. Der Kaufpreis soll bis 31. Jänner 2012 bezahlt worden sein.

Neuer Eigentümer

Schlecker Österreich ging erst im zweiten Anlauf und unter einem neuen Eigentümer pleite. Im Sommer 2012 übernahm die Firma TAP dayli Vertriebs GmbH um Rudolf Haberleitner die Kette in Österreich und schlitterte ein Jahr später in die Insolvenz. Laut Alexander Meinschad vom Gläubigerschutzverband KSV1870 wurden 194 Millionen Euro Forderungen angemeldet. 102,38 Millionen Euro hat der Masseverwalter Rudolf Mitterlehner und seinen vier Kollegen bisher anerkannt. Im Verteilungstopf für die Gläubiger liegen derzeit 24,6 Millionen Euro.

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