Wirtschaftshistoriker: Washington will Europa schwächen
Der Brite Harold James gilt als einer der renommiertesten Wirtschaftshistoriker weltweit. Er schrieb Bücher über die Bedeutung der Deutschen Bank in der NS-Zeit und über das Ende der Globalisierung. Das sind auch die zwei wesentlichen Kernthemen seiner Arbeit: deutsche Geschichte und transatlantische Wirtschaftsbeziehungen.
Der Professor der US-amerikanischen Elite-Uni Princeton sorgte am Wochenende für Aufsehen. In einem Interview mit der Welt am Sonntag sagte James, dass die Angriffe der neuen US-Regierung unter Präsident Donald Trump auf die Handelspolitik anderer Länder schon bald einen neuen globalen Währungskrieg auslösen können. Trump treibe die Welt in einen "Teufelskreis von Währungskrieg und Protektionismus". Am Ende stünden ein Abwertungswettlauf und Protektionismus wie zuletzt in den Dreißigerjahren.
"Das Weiße Haus versucht, den Euro anzugreifen oder zu suggerieren, dass die Währungsunion zerfällt."
Zum ersten Mal seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ziele die Regierung in Washington darauf ab, Amerikas Handelspartner in Europa zu schwächen, sagt James. "Das Weiße Haus versucht, den Euro anzugreifen oder zu suggerieren, dass die Währungsunion zerfällt." Im Jahr 2010 gab James dem Süddeutschen Magazin ein Interview, in dem er sagte, dass Wissenschaftler zu tagespolitischen Fragen selten hinzugezogen werden. "Aber einige Politiker waren schon daran interessiert, Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen."
"Kaum positive Ergebnisse"
Zu Trump: Seit 80 Jahren habe kein US-Präsident derart isolationistische Töne angeschlagen wie Trump, erklärt James. "Die Rhetorik mag Teil der Verhandlungsstrategie sein. Aber sie wird wohl kaum positive Ergebnisse bringen." Denn je mehr Kapital wegen der Verunsicherung aus der EU in den Dollar-Raum fliehe, desto mehr steige der Kurs der US-Währung. Desto schwieriger werde es also für US-Unternehmen, konkurrenzfähig zu bleiben.
Trump werde darauf reagieren, indem er noch mehr Zölle und Beschränkungen für ausländische Unternehmen einführe – wie er es im Wahlkampf auch versprochen habe. Dadurch würden sich die Beziehungen aber noch verschlechtern, sagt der 61-jährige Historiker.
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