Russische Gaslieferungen nach Europa um 27 Prozent gesunken

Die Zukunft? Flüssiggas aus Tracking: Ein US-Schiff auf dem Wegn zum LNG-Hafen Swinoujscie in Polen
Deutschland will noch heuer Terminals für Flüssiggas in Betrieb nehmen und die Verfahren rapide beschleunigen.


Wie der russische Energiekonzern Gazprom am Sonntag mitteilte, wurden zwischen Jänner und April insgesamt 50,1 Milliarden Kubikmeter Gas in die Türkei und in die EU-Länder geliefert - und damit knapp 27 Prozent weniger als im selben Zeitraum des Vorjahres. Bei den Gaslieferungen nach China verzeichnete Gazprom dagegen einen Anstieg um 60 Prozent.


Nähere Angaben zu den Gründen für den Rückgang der Lieferungen in die EU und die Türkei machte Gazprom nicht. Das Unternehmen erklärte lediglich, die Gaslieferungen „unter vollständiger Einhaltung der vertraglichen Verpflichtungen“ fortzusetzen.
Die Gasreserven in den unterirdischen Gasspeichern in der EU betragen laut Gazprom 6,9 Milliarden Kubikmeter. „Um das von der Europäischen Union gesetzte Füllziel von 90 Prozent zu erreichen, müssen die Unternehmen weitere 56 Millionen Kubikmeter Gas aufnehmen.“


Im vergangenen Jahr hatte Gazprom einen Rekord-Nettogewinn in Höhe von rund 2,16 Milliarden Rubel (laut aktuellem Kurs rund 28 Milliarden Euro) verzeichnet.

Deutschland plant weitere  LNG-Terminals

Die deutsche Bundesregierung hat für die Beschaffung von vier schwimmenden Flüssiggas-Terminals 2,94 Milliarden Euro im Haushalt eingeplant, wurde am Sonntag aus dem Wirtschaftsministerium bekannt.  „Die entsprechenden Verträge sind auf der Zielgeraden“, heißt es weiter. Eine Inbetriebnahme der Anlagen zur LNG-Anlandung und Regasifizierung sei schnellstmöglich über die Unternehmen RWE und Uniper vorgesehen.


Zwei Standortentscheidungen seien zugunsten von Wilhelmshaven und Brunsbüttel bereits gefallen. Die Arbeiten in Wilhelmshaven begännen schon in Kürze und sollen noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Anfang 2023 sei dann die Inbetriebnahme in Brunsbüttel vorgesehen. Als weitere Standorte zur Stationierung einer schwimmenden LNG-Anlage kämen Stade, Rostock, Hamburg-Moorburg oder Eemshaven in den Niederlanden in Betracht, heißt es weiter. In Hamburg könne bis Jahresende ein schwimmendes LNG-Terminal in Betrieb gehen, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher der „Welt“.

Keine Umweltverträglichkeitsprüfungen

Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums ist zudem ein LNG-Beschleunigungsgesetz geplant, mit dem es den Genehmigungsbehörden unter bestimmten Bedingungen vorübergehend ermöglicht werden soll, von Verfahrensanforderungen wie etwa Umweltverträglichkeits-Prüfungen abzusehen. Dies soll einen schnelleren Bau ermöglichen. Nötig ist auch eine Anbindung der schwimmenden LNG-Terminals an das Gasnetz. Die schwimmenden Anlagen sollen eine schnellere Unabhängigkeit von russischem Pipelinegas ermöglichen und die Zeit überbrücken, bis stationäre Anlagen gebaut werden können.

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