OMV: Ungewöhnlicher Briefwechsel zwischen den Chefs
Das kann ja noch heiter werden. Kaum ist Mark Garrett als neuer Aufsichtsratsvorsitzender der OMV im Amt, beginnt ein Briefwechsel mit Vorstandschef Rainer Seele – der, gelinde gesagt, ziemlich ungewöhnlich ist.
Seele und der Vorstand würden sich dagegen wehren, dass der Aufsichtsrat unter Garret seine Kompetenzen verbreitere, berichtete Bloomberg diese Woche. In einem Brief an einige Großaktionäre habe der Vorstand laut Bloomberg thematisiert, dass der Einfluss des Aufsichtsrats unter Garrett eingeschränkt werden sollte, um auf Vorstandsebene eine breite Entscheidungspower abzusichern.
Unterschiedliche Vorstellungen?
Begonnen hat es mit einem Brief von Garrett an Seele, in dem der Aufsichtsratschef seine Vorstellungen der Zusammenarbeit darlegte. Dürfte bei Seele nicht besonders gut angekommen sein. Der CEO und der restliche Vorstand schrieben Garrett retour, die Entscheidungskompetenz müsse bei Seele bleiben.
Der Briefwechsel sorgt in Investorenkreisen für Befremden. Dass sich Aufsichtsrat und Vorstand gegenseitig ihre Kompetenzen erklären, kommt ja eher selten vor. Ein OMV-Sprecher wollte dazu gegenüber dem KURIER keinen Kommentar abgeben.
Seele war von der Bestellung des neuen Chairman überrascht worden. Aufsichtsratsvorsitzender Wolfgang Berndt wurde auch wegen seines freundlichen Verhältnisses zu Seele verabschiedet. Um die Borealis-Integration zu managen, wollen die Eigentümer mehr Expertise im Aufsichtsrat. Garrett war Chef der Borealis, sein Nachfolger dort, Alfred Stern, dürfte wie berichtet in den OMV-Vorstand aufrücken. Garrett und Stern gelten international als Top-Manager.
Einen Tag nach dem Bloomberg-Bericht kalmierte Seele dann in einem Interview, die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Aufsichtsrat werde fortgesetzt: „Mark is a great guy“.
Verkaufs-Entscheidung
Im Dezember soll der Verkauf der 287 OMV-Tankstellen in Deutschland entschieden werden. Der geplante Verkaufserlös von 400 bis 500 Millionen Euro fließt in die Finanzierung des rund vier Milliarden Euro schweren Borealis-Deals.
In deutschen Branchenkreisen wird kolportiert, dass von den mehr als 40 Interessenten zwei Bieter im Endspurt seien. Die polnische Mineralölgruppe PKN Orlen, Eigentümer der Aral-Tankstellen im Norden Deutschlands. Sowie die EG Group (Euro Garages), ein britischer Tankstellenbetreiber. Der russische Rosneft-Konzern mit dem ehemaligen deutschen SPD-Kanzler und Seele-Freund Gerhard Schröder als Chairman soll aus dem Rennen sein.
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