Wirbel in der Stadthalle
Die Stadt Wien hat nicht nur mit dem geplanten Bau der neuen Eventhalle, der Wien-Holding-Arena in Neu Marx, kein Glück. Die Vergabe des Großprojekts muss bekanntlich neu aufgesetzt werden.
Doch auch bei der „alten“ Stadthalle läuft es nicht rund. Die schlechte Stimmung hat in Österreich größtem Veranstaltungszentrum den Tiefpunkt erreicht. Für neuerliche Aufregung sorgt nach einigen Kündigungen jetzt ein Schreiben an die Compliance-Abteilung der Muttergesellschaft Wien Holding.
➤ Mehr lesen: Die Pläne der Wien Holding mit der "alten" Stadthalle
Absender sind zwei leitende Etagenchefs, ein Ehepaar, das für den Publikumsdienst zuständig war – rund 600 Billeteure und Garderoben-Kräfte. Sie sind nicht angestellt, sondern „fallweise Beschäftigte“ und halten für einen Stundenlohn von 10,50 bis 11,50 Euro den Betrieb bei Veranstaltungen aufrecht. Angestellt sind 139 Mitarbeiter.
Das durchaus selbstbewusste Ehepaar, gemeinsam 58 Jahre lang in der Stadthalle tätig, wurde über Nacht ohne Vorwarnung hinaus geworfen. Die beiden, die nicht angestellt waren, wurden auch mit Arbeitsverbot bei in der Stadthalle tätigen Fremdfirmen belegt. Für diesen Bereich ist Stadthallen-Geschäftsführer Matthäus Zelenka zuständig.
"Parieren"
In dem Schreiben, das dem KURIER vorliegt, wird Zelenka aus einer Konferenz der Etagenchefs über die Billeteure zitiert: „Wenn sie nicht parieren, gehören sie ausgetauscht“. Die Zelenka unterstehende Sprecherin der Stadthalle dementiert gegenüber dem KURIER, es habe keine Sitzung gegeben, in der diese Aussage getätigt wurde.
Der vormalige Ticketverkäufer Zelenka sitzt seit 2022 in der Chefetage der Wiener Stadthalle. Der KURIER berichtete bereits über die Unternehmenskultur, die seitdem in der Stadthalle herrscht.
Die Frau muss gehen
Zelenka gilt als cholerisch und dulde weder Widerspruch noch Kritik, Mitarbeiter berichten von einem regelrechten Klima der Angst. Ausgerechnet in einem Unternehmen, das zum Imperium des roten Rathauses gehört.
Außerdem mobbe Zelenka seine Kollegin, die 2019 bestellte kaufmännische Geschäftsführerin Carola Lindenbauer.
Mit Jahresbeginn 2024 kann Zelenka solo regieren, er wird Allein-Geschäftsführer. Die Position von Lindenbauer läuft mit Jahresende aus und wurde nicht mehr ausgeschrieben, berichtete der Falter als erstes Medium.
Sieht ganz so aus, als wollte die Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) unterstehende Wien Holding eine unbequeme Managerin loswerden, was freilich auch dementiert wird. Doch aus dem Aufsichtsrat der Projektgesellschaft für die neue Eventhalle wurde Lindenbauer längst hinaus komplimentiert. Der ORF-Manager Pius Strobl, der den Umbau des Küniglberges bravourös gemeistert hatte, ging später. Beide hatten sich wegen kritischer Fragen bei der Holding und Hanke nicht beliebt gemacht. Diese Projektgesellschaft dürfte 2024 aufgelöst werden.
Lindenbauer lieferte 2022 das wirtschaftlich beste Jahresergebnis der Stadthalle, auch 2023 läuft gut. Sie ist bereits 20 Jahre in Unternehmen der Wien Holding tätig und habe die Stadthalle gut und unaufgeregt durch die Corona-Krise geführt, wird ihr von Belegschaft und Kunden attestiert.
Die Holding jedoch steht entschlossen hinter Zelenka, von schlechter Stimmung will man nichts wissen. Zelenka beweise seit mehr als 12 Jahren in Holding-Unternehmen „hervorragenden Managementqualitäten“. In den laufenden Mitarbeiter-Gesprächen werde die „besonders offene, wertschätzende und unterstützende Zusammenarbeit“ explizit hervorgehoben“, betont die Stadthallen-Sprecherin. Und führt als weiteren Beweis an: 60 Mitarbeiter nahmen zuletzt an Workshops zum Themenkreis „Professionalität – Begeisterung – Dynamik“ teil, die Rückmeldungen seien „nachweislich positiv“.
Auf eine Neuausschreibung des zweiten Geschäftsführer-Jobs habe man aus „strategischen und ökonomischen Gründen verzichtet“, erklärt Holding-Sprecher Wolfgang Gatschnegg. Die Kulturbetriebe der Holding würden nur noch von einem Geschäftsführer geleitet.
Das Vier-Augen-Prinzip bleibe weiterhin durch die Stärkung der zweiten Führungsebene gewährleistet. Formal in Ordnung, aber Prokuristen sind natürlich nicht auf Augenhöhe mit einem Geschäftsführer, weil in einem Abhängigkeitsverhältnis. Wesentlich kleinere Holding-Firmen haben übrigens ein Chef-Duo. Selbst die Projektgesellschaft für die neue Holding-Arena hatte bis vor kurzem noch drei Geschäftsführer, einer wurde nun gekündigt.
hodoschek.andrea@gmail.com
Kommentare