In Österreich fallen ohne Niederwild, also ohne Feldhasen oder Fasane, im Jahr mehr als 8.000 Tonnen Wildbret an. Im Detail sind das z. B. 3.700 Tonnen Reh, 3.000 Tonnen Hirsch, 1.200 Tonnen Wildschwein oder 400 Tonnen Gams.
Die Jäger können auf die Abschüsse nicht verzichten. Denn die Abschusspläne für das Wild müssen auch in Zeiten der Pandemie erfüllt werden. „Wir müssen die Jäger dafür sensibilisieren, dass sie auch den Absatz sicherstellen, bevor sie den behördlichen Abschussverpflichtungen nachkommen.“
Daher wurden neue Vertriebswege beschritten. Die Wildbrettinitiative (wild-östereich.at beziehungsweise wild minus das jeweilige Bundesland.at) ist ein Modell für die Direktvermarktung von Lebensmitteln ähnlich dem der Landwirte. Die Bauern versuchen ja auch ihre Produkte verstärkt direkt an den Endverbraucher abzugeben.
Mehr Regionalität
„Es gibt ein Umdenken der Konsumenten in Richtung Regionalität. Das Interesse ist um vieles größer, als wir gedacht haben“, freut sich Leitner. Er ist daher mit dem bisherigen Ergebnis der Direktvermarktung sehr zufrieden und spricht vom „tollen Erfolg“ der Genussplattform „Wildes Österreich“.
In der Presseinformation wird auch der Präsident des Akademischen Instituts für Ernährungsmedizin, Kurt Widhalm, zitiert: „Die natürliche Ernährung der Wildtiere und ihre ständige Bewegung in der freien Natur ist der Grund, weshalb Wildfleisch frei von künstlichen Zusätzen ist und zugleich einen Gehalt an hochwertigem Eiweiß aufweist.“
Voraussetzung für den erfolgreichen Verkauf im Direktvertrieb ist die professionelle Verarbeitung. Das Fleisch muss den Konsumenten vakuumverpackt und küchenfertig angeboten werden. Der zusätzliche Arbeitsaufwand lohnt sich, betont Leitner. „Natürlich ist Direktvermarktung arbeitsintensiv, aber es bleibt in der Geldbörse auch etwas über.“
In der Vergangenheit haben vor allem Importe für niedrige Preise gesorgt, weiß der Landesjägermeister. „Für so ein hochwertiges Lebensmittel, wie es Wildbret ist, waren die Preise auch in den vergangenen Jahren niedrig. Das hat auch damit zu tun, dass viel Wildfleisch aus dem Ausland importiert wurde. Das ist meistens Zuchtwild aus Gattern, das im Ausland womöglich auch noch mit Antibiotika behandelt wurde.“
Doch der Konsument weiß oft nicht, ob das Reh in der freien Wildbahn oder im Gatter aufgewachsen ist. Leitner will das ändern: „Wir haben nach wie vor ein großes Problem. Im gesamten Lebensmittelbereich wird die Kennzeichnungspflicht verschärft. Nicht jedoch beim Wildbret. Aus meiner Sicht müsste ein Zuchttier, das im Gatter aufgezogen wird, auch entsprechend deklariert werden. “
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