Wifo: Steuerliche Anreize sollen Flächenverbrauch drosseln

Wifo: Steuerliche Anreize sollen Flächenverbrauch drosseln
Täglich werden elf Hektar Fläche verbaut, gleichzeitig stehen 40.000 Hektar Immo-Flächen leer

An der Ortseinfahrt ein Kreisverkehr, daneben ein Gewerbepark mit deutlich mehr Parkplätzen als Kunden. In vielen Teilen Österreichs ist das die Realität. Doch das Zubetonieren von Äckern und Wiesen wird immer mehr zum politischen Streitthema. Geschäftstüchtige Bürgermeister auf der einen Seite, Umweltschützer auf der anderen. Die Hagelversicherung fordert nun mit Unterstützung des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) steuerliche Anreize, um die Flächenverbauung im Land von derzeit 11 Hektar pro Tag auf den von der Regierung festgesetzten Zielwert von 2,5 Hektar pro Tag zu reduzieren.

 "Es findet eine schleichende Zerstörung unserer Natur durch Verbauung statt", sagte Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung, Kurt Weinberger. Das gefährde die österreichische Lebensmittelproduktion, wirke sich auf die Biodiversität aus und verschärfe die Folgen der Extremwetterereignisse.

Hohe Supermarktdichte

Weinberger kritisiert, dass im jetzigen System jeder Bürgermeister ein Anreizsystem hat, Genehmigungen für Gewerbezentren zu erteilen, weil er daraus Einnahmen lukriert: „Wir haben aber in Österreich ohnedies bereits die höchste Anzahl an Supermärkten pro 100.000 Einwohner in Europa, nämlich 60. In Deutschland mit einer geordneteren Raumordnung sind es 40.“

Aus Sicht von Weinberger müsste die Kommunalsteuer als Bundessteuer eingehoben und im Zuge des Finanzausgleichs an (ökologische) Kriterien gekoppelt verteilt werden. „Das jetzige zahnlose System der Flächenwidmungsabänderung auf Landesebene müsse durch einen weisungsfreien Raumordnungsbeirat, der für die Gemeinden die Umwidmungen genehmigt, effizienter und unabhängiger geregelt werden“, so Weinberger.

Wifo-Expertin Margit Schratzenstaller verweist zudem darauf, dass österreichweit insgesamt geschätzte 40.000 Hektar Industrie-, Gewerbe- und Wohnimmobilien leer stehen.

Eine Fläche in etwa so groß wie die Stadt Wien. Eine verpflichtende österreichweite Leerstandsabgabe sowie die Wiedereinführung der Zweckwidmung des Wohnbauförderungsbeitrages und die Verwendung eines Teils der Mittel für Altbausanierung können helfen, den Leerstand einzudämmen, plädiert die Wifo-Ökonomin.

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