WIFO-Prognose: Flaute hält an, Felbermayr für Lohnerhöhung unter Inflation

WIFO-Prognose: Flaute hält an, Felbermayr für Lohnerhöhung unter Inflation
Das Sparpaket reicht nicht: Laut WIFO-Prognose wird Österreichs Budgetdefizit heuer 3,3 Prozent des BIP betragen. Die Rezession geht weiter, WIFO-Chef Felbermayr mit düsterem Ausblick.

Zusammenfassung

  • Österreichs Budgetdefizit wird 2023 3,3% des BIP betragen und ein EU-Defizitverfahren droht.
  • Die Wirtschaft schrumpft weiter, doch für 2026 wird ein Wachstum von 1,2% prognostiziert.
  • Die Arbeitslosenquote steigt bis 2025 auf 7,3%, soll jedoch 2026 wieder sinken.

Österreichs Wirtschaft wird auch heuer schrumpfen, die längste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg geht weiter. Das zeigen die neue Konjunkturprognosen von WIFO und IHS für 2025. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sinkt laut WIFO 2025 um 0,3 Prozent, das IHS erwartet 0,2 Prozent. Im Dezember hatte die Wirtschaftsforscher der Wirtschaft noch zartes Wachstum bescheinigt.

Warum daraus nichts wird: Produktion und Exporte gehen zurück, während der Konsum leicht steigen sollte. Der "Rückgang der Industrieproduktion im Euro-Raum" strahle weiterhin auf Österreich aus, heißt es im WIFO-Bericht.

Löhne und Pensionen: Felbermayr für Anpassung unter Inflationsrate

"Die neue Bundesregierung muss mutige Reformen auf den Weg bringen, um den Abschwung zu stoppen", sagt WIFO-Chef Gabriel Felbermayr. Ansonsten drohe Österreich ein verlorenes Jahrzehnt. Die Krise sei größtenteils hausgemacht und aufgrund der vielen Hilfszahlungen von Türkis-Grün noch nicht einmal richtig bei der Bevölkerung angekommen. "Das gute Bild bei den verfügbaren Einkommen ist nicht durch die reale Wirtschaftsleistung abgesichert."

Es bedürfe deshalb auch einer Anpassung von Löhnen und Sozialleistungen, fordert Feblermayr ein sozial verträgliches "Rendezvous mit der Realität". "Die Krisen haben uns ärmer gemacht, das darf man nicht vertuschen." Die Erhöhung der Pensionen und Beamtengehälter müssten sanft unter der Inflationsrate bleiben. 

Und die Löhne? Sollte die Lohnentwicklung auch 2026 mit der Inflationsrate wachsen, werde Österreich weiterhin nicht wettbewerbsfähig sein, warnt Felbermayr. 

IHS-Chef Holger Bonin schließt sich Felbermayrs "düsterem" Ausblick an. Die Herausforderung sei "groß genug", um zu rechtfertigen, dass die türkis-rot-pinke Regierung "in den Krisenmodus wechselt, ohne in Panik zu verfallen", so Bonin. Man könne beklagen, dass der "Kuchen" in Österreich nicht größer werden, ergänzt Bonin. Klar sei: "Wir werden ärmer." Und das könnten nicht nur der Staat und die Unternehmen abfedern.

Sparpaket reicht nicht

Wie wirken sich die schlechteren Wirtschaftsdaten auf das Budgetdefizit aus? Laut WIFO reicht das 6,4 Milliarden Euro schwere Sparpaket der Bundesregierung nicht aus, um das Defizit unter drei Prozent des BIP zu drücken.

Dieses werde trotz der Maßnahmen heuer voraussichtlich 3,3 und 2026 3,5 Prozent betragen. Ohne Sparpaket, so Felbermayr, wäre das Budgetdefizit bei 4,2 Prozent, dieses wirke also. Die WIFO-Prognose ist damit aber signifikant besser als jene der Nationalbank (OeNB), die Österreich sogar ein Defizit von 3,8 Prozent bescheinigt.

EU-Defizitverfahren steht bevor

Was beide Prognosen zeigen: Österreich droht damit erstmals ein EU-Defizitverfahren. Ein solches läuft derzeit gegen acht andere EU-Staaten. "Kein Beinbruch", befand bereits in der Vorwoche SPÖ-Finanzminister Markus Marterbauer, der tendenziell gegen weitere Sparmaßnahmen ist. Um ein Defizitverfahren abzuwenden, müsste Österreich wohl vier bis sechs weitere Milliarden einsparen. 

Ob man das Budget mit oder ohne Defizitverfahren konsolidiere, sei nicht entscheidend, betont auch Felbermayr. Auch er halte es für keinen Beinbruch. Er empfehle der Regierung jedenfalls, Kurs zu halten und das aktuelle Sparpaket umzusetzen.

Das WIFO hält bei der gesamtstaatlichen Budgetprognose übrigens die Bundesländer und Gemeinden für einen "bedeutenden Unsicherheitsfaktor". Im Finanzausgleich von 2024 bis 2028 seien "zwar beträchtliche Mittelaufstockungen für Klimaschutz, Gesundheit, Pflege und Elementarbildung vereinbart. Es ist dennoch ungewiss, ob und inwieweit die subnationalen Gebietskörperschaften angesichts der dynamischen Kostenentwicklung in diesen Feldern ihre budgetären Zielvorgaben erreichen werden", heißt es.

Inflation sinkt kaum

Zu den weiteren Rahmenbedingungen: Während die Inflation Anfang 2024 stark gesunken ist - auf 2,9 Prozent - ortet das WIFO heuer nur einen "langsamen" Rückgang auf einen Jahresschnitt von 2,7 Prozent. Gründe seien das Auslaufen der Strompreisbremse, der Anstieg der Netzentgelte und der CO2-Bepreisung. 2026 soll die Inflationsrate 2,1 Prozent betragen.

Bei der Inflationsbekämpfung habe sich auch das WIFO "zu spät" eingeschaltet und Maßnahmen gefordert, gibt Felbermayr ebenso "Fehler" zu.

Leichte Erholung ab 2026

Die "gute" Nachricht der Konjunkturprognose: Zur Jahreshälfte sei leichte Besserung in Sicht. 2026 soll die Wirtschaft laut WIFO wieder um 1,2 Prozent, laut IHS um 1,1 Prozent, also schwach wachsen. Dafür sehen die Forscher zwei Indikatoren: Deutschland wird 500 Milliarden in die Infrastruktur pumpen und schuldenbasiert Militärausgaben erhöhen. Das sollte auch Österreichs Wirtschaft stimulieren. "Das wir uns ein bisschen helfen, aber nicht retten", meint Felbermayr.

Zweitens: Eine Erholung der heimischen Bauwirtschaft sei absehbar. Die Wohnbauoffensive von Türkis-Grün, 2024 beschlossen, werde die Nachfrage heuer noch stützen und 2026 "ihre volle Wirkung entfalten".

Auswirkungen der US-Zollpolitik

Warum unterscheidet sich die letzte Prognose so stark von der neuen? International sorgt lauft WIFO die aggressive und erratische Zollpolitik der USA für Unsicherheit - und das erschwere auch die Prognoseerstellung.

"Die Zollerhöhungen der USA und die entsprechenden Gegenmaßnahmen der Handelspartner fielen drastischer aus, als in der WIFO-Prognose vom Dezember 2024 unterstellt", heißt es. Insbesondere seien die Zölle früher implementiert worden als angenommen.

Das hat Auswirkungen auf die gesamte Europäische Union. Die EU wächst heuer insgesamt nur um 1,3 Prozent, der Euro-Raum um 0,8 Prozent. Österreich liegt dennoch deutlich unter dem Durchschnitt, 2024 war man gemessen an der BIP-Entwicklung sogar das Schlusslicht in der EU. An einzelnen Branchen lasse sich die Schwäche der heimischen Industrie übrigens "kaum festmachen", heißt es.

Arbeitslosenquote "erreicht ihren Zenit"

Ein weiterer Negativtrend ließ sich bereits in den Vorjahren bei der Arbeitslosenquote beobachten. Diese stieg aufgrund der Rezession bereits 2023 um 0,1 Prozentpunkte auf 6,4 Prozent. 2024 beschleunigte sich der Anstieg auf 7 Prozent, 2025 sei mit einer weiteren Zunahme auf 7,3 Prozent zu rechnen. 

Heuer soll sie aber ihren "Zenit" erreichen: Da das WIFO 2026 von einer Besserung der Konjunktur ausgeht, soll auch die Arbeitslosigkeit auf 7,1 Prozent sinken. In Summe, so das Fazit, erweise sich der Arbeitsmarkt seit Krisenbeginn trotz allem als "relativ robust".

Kommentare