Wifo: Inflation vor allem von Rohstoffpreisen getrieben

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Vor allem das teure Erdgas lässt das Preisniveau steigen. Straffung der Geldpolitik könnte Konjunkturerholung ausbremsen.

Die Inflation in Österreich wird weiterhin maßgeblich von den hohen Rohstoffpreisen getrieben, vor allem vom Erdgaspreis. Zur Hälfte wird der Anstieg des Preisniveaus vom Aufschwung der Weltwirtschaft und weltweiten Angebots- und Lieferengpässen verursacht, sagt das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) in seinem aktuellen Konjunkturbericht. Der heimische Arbeitsmarkt hat den vierten Lockdown weitgehend unbeschadet überstanden, nicht zuletzt dank der Kurzarbeit.

 

"Der Beitrag ungünstiger Angebotsschocks zur Inflation nahm 2021 sukzessive zu", erklärte der Autor des aktuellen Wifo-Konjunkturberichts, Stefan Schiman. "Das stellt die Zentralbanken vor schwierige Entscheidungen, da eine Straffung der Geldpolitik die Realwirtschaft zusätzlich belastet."

30 Prozent der Teuerung gehen auf Liefer- und Angebotsengpässe zurück

Die Inflation laut HVPI (harmonisierte Verbraucherpreisindex) stieg laut Schnellschätzung im Jänner 2022 im Euroraum auf 5,1 Prozent und in Österreich auf 4,6 Prozent (bzw. 5,1 Prozent laut VPI). 30 Prozent der Teuerung sind laut Wifo Liefer- und Angebotsengpässen geschuldet, 20 Prozent positiven Nachfrageimpulsen durch den Aufschwung der Weltwirtschaft.

Eine Straffung der Geldpolitik sei bei einer nachfrageseitigen Inflation eindeutiger geboten als bei einer angebotsseitigen, da letztere auch negative realwirtschaftliche Effekte habe.

Fed leitet Zinswende früher ein als EZB

In den USA sei der Anteil des nachfragebestimmten Preisauftriebs an der Gesamtinflation schon länger so hoch wie zuletzt im Euroraum. Daher leite die Federal Reserve die Zinswende früher ein als die EZB. Schon im März will die Fed die Anleihenkäufe beenden und den Leitzinssatz erhöhen. Im weiteren Jahresverlauf 2022 werden weitere Leitzinssatzerhöhungen und Anleihenverkäufe folgen.

Österreich ist eines der Länder mit stärkstem BIP-Rückgang

Österreich zählte im 4. Quartal 2021 - wie schon im Schlussquartal 2020 - zu den Euroländern mit dem stärksten BIP-Rückgang. Auch in Deutschland war die Wirtschaftsleistung rückläufig. Neben schärferen Lockdowns infolge der niedrigen Impfquoten waren dafür in beiden Ländern auch stärkere Lieferprobleme verantwortlich. Der österreichische Arbeitsmarkt hat den vierten Lockdown trotzdem gut überstanden.

Das liegt laut Wifo einerseits an der Kurzarbeit, andererseits seien viele ausländische Saisonarbeitskräfte gar nicht erst nach Österreich gekommen. In vielen Branchen beeinträchtige der Arbeitskräftemangel bereits die Geschäftstätigkeit.

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