Wifo, IHS & Co.: Die Geldgeber hinter der Wirtschaftsforschung

Wachstum laut WIFO-Schnellschätzung bei 0,3 Prozent
Gut ein Dutzend Institute und ThinkTanks beschäftigen sich in Österreich mit Wirtschaftsforschung. Die Öffentliche Hand spielt als Geldgeber eine wichtige Rolle.

Der Markt der Wirtschaftsforschungsorganisationen und Thinktanks in Österreich wächst. Er umfasst derzeit gut ein Dutzend Institute, wie die APA erhoben hat.  Die Grenzen zwischen Interessenvertretung und wissenschaftlicher Tätigkeit verlaufen dabei fließend. Die beiden wichtigsten und größten Player am Markt sind das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) und das Institut für Höhere Studien (IHS). Ihr Anspruch ist es, wissenschaftliche Evidenz für ür die Politik in Fragen der Wirtschaftswissenschaften zu liefern.

Aber wie finanzieren sich die Institute und Thinktanks? Ein Überblick:

WIRTSCHAFTSFORSCHUNGSINSTITUT (WIFO) 13,6 Mio. Euro Jahresbudget 2020

Das Wifo verfügte 2020 über ein Jahresbudget von 13,6 Mio. Euro. Davon stammten 65 Prozent von Fördergebern. Die wichtigste Finanzierungsquelle war das Finanzministerium mit 4,2 Mio. Euro, gefolgt von der Nationalbank mit 1,7 Mio. Euro. Von den Sozialpartnern zusammen kamen 2,4 Mio. Euro, davon 787.500 Euro von der Wirtschaftskammer und 687.800 von der Arbeiterkammer. Die Bundesländer steuerten 429.000 Euro bei.

Wifo, IHS & Co.: Die Geldgeber hinter der Wirtschaftsforschung

Wifo-Chef Gabriel Felbermayr

INSTITUT FÜR HÖHERE STUDIEN (IHS) rund 10 Mio. Euro Budget

Das IHS hat verglichen mit dem Wifo eine etwas niedrigere Grundförderung von 40 Prozent des Jahresbudgets, die es von Finanzministerium und Nationalbank erhält. Den Rest erwirtschaftet das IHS am wissenschaftlichen Markt, bei Förderstellen sowie in der Auftragsforschung für Organisationen und Unternehmen.

COGNION FORSCHUNGSVERBUND 5 Mio. Euro Betriebsleistung bzw. Budget 2020

Der Cognion Forschungsverbund umfasst Economica, RSA und SpEA und finanziert sich zur Gänze aus Programm-, Antrags- und Auftragsforschung. Die Finanzmittel von Economica stammen aus supranationalen, europäischen und nationalen Quellen. Forschungsleistungen wurden in den Budgetjahren 2020 und 2021 für rund 120 Institutionen erbracht. Sie umfassen die Europäische Kommission, alle gebietskörperschaftlichen Ebenen (Bundesministerien, Landesregierungen, Städte und Gemeinden), Sozialpartnerorganisationen und Branchenverbände sowie eine Vielzahl von Unternehmen und gemeinnützigen Institutionen.

WIENER INSTITUT FÜR INTERNATIONALE WIRTSCHAFTSVERGLEICHE (WIIW) 3,67 Mio. Euro Jahresbudget 2020

Das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) verfügte 2020 über ein Budget von rund 3,67 Mio. Euro. Im Jahr 2021 waren es rund 3,85 Mio. Euro. Davon entfielen im Jahr 2020 54 Prozent auf öffentliche Subventionen. Weitere 40 Prozent des Budgets kommen aus den Einnahmen von Forschungsprojekten. Mitgliedsbeiträge und der Verkauf von Daten machen weitere 4 Prozent des Budgets aus. Die drei wichtigsten Geldgeber sind Finanzministerium, Nationalbank und die Gemeinde Wien.

KMU FORSCHUNG AUSTRIA 2,1 Mio. Euro Jahresbudget 2020

Die KMU Forschung Austria ist fast ausschließlich projektfinanziert. Es gibt keine Basis- oder Grundfinanzierung in größerem Umfang. Eine gewisse Basisförderung erhält das auf kleinere und mittlere Unternehmen fokussierte Institut über die ACR, die Austrian Cooperative Research. Der ARC-Anteil am Gesamtbudget liegt aber im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Die Projekte selbst werden von sehr unterschiedlichen Institutionen finanziert. Dazu zählen Ministerien, Teilorganisationen der Wirtschaftskammer, EU-Institutionen, das AMS, Förderagenturen und Förderfonds. Die finanzierende Institution wird in der jeweiligen Projektpublikationen genannt.

Franz Schellhorn

Franz Schellhorn, Agenda Austria

AGENDA AUSTRIA 1,7 Mio. Euro Jahresbudget 2020

Die Agenda Austria verfügt über keine öffentliche Grundfinanzierung und finanziert sich ausschließlich über Spenden. Keines der fördernden Mitglieder erreicht einen höheren Anteil am Gesamtbudget als 7 Prozent. Zum Förderkreis gehören Immobilienunternehmen, Banken, Versicherungen, Stiftungen sowie Industrielle.

MOMENTUM INSTITUT 1,6 Mio. Euro Jahresbudget 2020

Das Momentum Institut, gegründet 2019, erhielt 2020 und 2021 je 900.000 Euro von der Bundesarbeiterkammer. Weitere größere Zahlungen erfolgten 2020 von einer Stiftung des ÖGB und privaten Großspendern. Zuwendungen über 5.000 Euro werden namentlich vermerkt. Dazu kommen rund 2.000 Kleinspender.

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Barbara Blaha, Momentum Institut

ECO AUSTRIA 927.000 Jahresbudget 2020

Das Institut Eco Austria finanziert sich zu einem Drittel - 310.000 Euro - aus Mitgliedsbeiträgen, wovon der Großteil von der Industriellenvereinigung (IV) stammt. Die restlichen Mittel werden über einzelne Forschungsprojekte abgedeckt. Dazu gehören 126.000 Euro aus dem Finanzministerium für fünf Projekte und 52.000 Euro aus der Wirtschaftskammer für zwei Projekte. Weitere Aufträge werden für Ministerien, Länder, Unternehmen und Forschungsinstitute abgewickelt.

Weitere Institutionen sind das Industriewissenschaftlichen Institut (IWI), WPZ Research und das Austrian Economics Center (AEC).

Quelle: jeweils eigene Angaben

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