Wifo erwartet Höhepunkt des Preisauftriebs im Jänner 2022

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Ökonomen sehen hohe Inflation als vorübergehendes Phänomen, zum Großteil aufgrund von Basis- und Sondereffekten.

Der starke Anstieg der Verbraucherpreise ist nach Ansicht des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) zu einem großen Teil auf Basis- und Sondereffekte zurückzuführen, die wiederum eine direkte Folge der Coronakrise sind. Jetzt boomen die Industrieproduktion und der internationale Warenhandel - der erhöhte Energiebedarf hat zu starken Preissprüngen geführt. Den Höhepunkt der Teuerungswelle erwarten die Wirtschaftsforscher im Jänner 2022, danach sollte sich die Lage entspannen.

Schnellere Erholung

Durch die coronabedingte Rezession brachen die Weltmarktpreise für Rohstoffe und Vorprodukte im Frühjahr 2020 ein - am deutlichsten war das bei Rohöl der Fall, wo der Preis für die US-Sorte WTI an einem Tag sogar negativ war. Der Preis der Nordseesorte Brent fiel im April 2020 auf unter 10 Dollar pro Fass.

Weil die Haushaltseinkommen durch staatliche Hilfen stabilisiert wurden, kam es laut Wifo zu einer Verlagerung der privaten Konsumnachfrage vor allem auf dauerhafte Konsumgüter, wovon die Sachgütererzeugung und die Bauwirtschaft profitierten. Dadurch stieg die Nachfrage nach Rohstoffen und Vorprodukten, die Weltmarktpreise zogen ab Jahresmitte 2020 an.

Die Weltwirtschaft, die bereits in den Jahren 2017 bis 2019 das stärkste Wachstum seit der Wirtschaftskrise 2009 verzeichnet hatte, erholte sich schneller als erwartet, es kam zu einem Boom in der Industrieproduktion und auch der internationale Warenhandel nahm stark zu.

Hoher Gaspreis

Der Ölpreis erholte sich ab Mitte Mai 2020 und kletterte bis Oktober 2021 auf 84 Dollar pro Barrel. Für 2022/23 erwartet das Wifo im Jahresdurchschnitt einen Brent-Preis von 69 bzw. 66 Dollar je Fass.

Für den starken Anstieg des Gaspreises im europäischen Großhandel sehen die Wifo-Ökonomen mehrere Gründe. Der kalte Winter 2020/21 habe zu einer stärkeren Nachfrage geführt, gleichzeitig hätten auch die Stromerzeuger mehr Gas gebraucht, weil vor allem die Offshore-Windkraftanlagen weniger Strom liefern konnten als erwartet.

Da China alte Kohlekraftwerke durch Gaskraftwerke ersetzte, wurde auch Flüssig-Erdgas teurer. Das Angebot konnte mit der höheren Nachfrage nicht Schritt halten, weil zum Beispiel die britischen Nordsee-Gasfelder erschöpft sind und norwegische und russische Produktionsanlagen über mehrere Monate außer Betrieb waren.

Beschleunigung

Die Gasproduzenten lieferten die vereinbarten Mengen, aber konnten auf die gestiegene Nachfrage nicht rasch genug reagieren. Weil zur Stromerzeugung teureres Gas eingesetzt werden musste, kam es in der Folge auch zu einem starken Strompreisanstieg.

Das Wifo erwartet, dass der stärkere Preisauftrieb in Österreich noch bis zum Frühjahr 2022 anhalten und sich danach abschwächen wird. Für das Gesamtjahr 2021 wird mit einer Inflationsrate von 2,8 Prozent gerechnet, wobei sich die Teuerung im Dezember auf 4,5 Prozent beschleunigen dürfte. Die Reallöhne werden 2021 durch den rezessionsbedingt niedrigen Nominallohnabschluss (1,3 Prozent) im Herbst 2020 und die höhere Inflation sinken.

Den Höhepunkt der Inflationsentwicklung erwarten die Wirtschaftsforscher im Jänner 2022 bei 5 Prozent. Im gesamten Jahr 2022 sollte das Preisniveau um 3,3 Prozent steigen, wozu die ab Juli 2022 geltende CO2-Bepreisung nach Wifo-Berechnungen mit gut 0,1 Prozentpunkten beitragen wird. Für 2023 wird in Österreich mit einer Inflationsrate von 2 1/4 Prozent gerechnet.

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