SLAV-Gruppe: Mega-Pleite um ukrainische Oligarchen

SLAV-Gruppe: Mega-Pleite um ukrainische Oligarchen
Die Wiener SLAV-Gruppe der Brüder Andriy und Sergiy Klyuyev hat im schlimmsten Fall rund 304,81 Millionen Euro Schulden.

Die ukrainischen Oligarchen Andriy und Sergiy Klyuyev machen unfreiwillig wieder fette Schlagzeilen. Am Montag haben ihre Wiener Unternehmen SLAV Handel, Vertretung und Beteiligung AG, SLAV Beteiligung GmbH und die SLAV Aero am Handelsgericht Wien die Eröffnung von Konkursverfahren beantragt. Das bestätigten die drei Gläubigerschutzverbände AKV, Creditreform und KSV1870 dem KURIER.

Rückzugsraum Österreich

Die SLAV-Unternehmensgruppe, die vor einigen Jahren die Bank Burgenland übernehmen wollte, wurde im Jahr 1994 vom Brüderpaar Klyuyev, auch Kljujew, als klassische Industrie- und Investmentholding gegründet. Die Oligarchen, die als Weggefährten des früheren ukrainischen Präsidenten Wiktor Janukowytsch (auch Viktor Janukowitsch) gelten, handelten unter anderem mit Stahlprodukten und Kohle. „Österreich wurde aufgrund seiner Funktion als Drehscheibe zwischen Ost und West und der Stellung Österreichs als Investor im osteuropäischen Raum als Sitz gewählt“, heißt es im Insolvenzantrag der SLAV AG. „Das Brüderpaar zog sich ab dem Jahr 2006 vollständig aus dem operativen Betrieb zurück und wurde die Führung einem professionellen Management überlassen.“

Dubioses Firmennetz

Die SLAV Handel, Vertretung und Beteiligung AG entwickelte sich an der Spitze der SLAV-Gruppe seit ihrer Gründung über den Zeitraum von zwei Jahrzehnten bis zum Jahr 2013 zu einer weitverzweigten Beteiligungs- und Handelsgesellschaft deren Gesellschaften in allen Teilen der Welt und insbesondere der Ukraine mehr als 4000 Mitarbeiter beschäftigte, heißt es weiter.

"Unterteilt in die beiden ,'Divisionen' Industrie & Handel und Investment, ist die SLAV-Gruppe vor allem in den Bereichen der Produktion von Nichteisenmetallen, Maschinenbau, internationalem Handel und Investment tätig, während die Antragstellerin selbst sich neben ihrer Holdingfunktion vor allem im Handelsbereich und hier wiederum im Bereich der erneuerbaren Energie betätigt."

Die SLAV-Gruppe und damit verbunden die Antragstellerin expandierten von ihrer Gründung bis zu den Jahren 2013und 2014 stetig und entwickelten sich in wirtschaftlicher Hinsicht sehr positiv, so die Gruppe. Die SLAV profitierte dabei vor allem auch von der erfolgreichen ,,lndustrie-Division" der SLAV-Gruppe und vor allem den Niederlassungen in der Ukraine.

Auslöser Krim-Krise

"Mit Beginn der politischen und in Folge daraus resultierenden wirtschaftlichen Krise in der Ukraine im Jahre 2013 und insbesondere mit der Annexion der Halbinsel Krim Anfang 2014 erfuhr die positive Entwicklung der Antragstellerin einen Rückschlag", heißt es im Antrag weiter. Zugleich soll "aufgrund der angespannten Situation auf dem ukrainischen Bankensektor und der damit in Zusammenhang stehenden zurückhaltenden Kreditvergabe eines der bedeutendsten Handelsgeschäfte der SLAV-Gruppe selbst mit dem staatlichen chinesischen Baukonzern CNBM nicht mehr in ausreichendem Maße auf Kundenseite fremdfinanziert werden, was, da mangels Fremdkapital die Forderungen der CNBM gegenüber der Antragstellerin nicht bedient werden konnten, hohe Verbindlichkeiten nach sich zog".

Ukraine-Sanktionen

"Darüber hinaus wurde aufgrund der von den USA und der EU in Reaktion auf die Krise in der Ukraine verhängten Sanktionen das Vermögen der beiden Eigentümer der Antragstellerin Mitte 2014 eingefroren", heißt es weiter. "In weiterer Folge konnten die Geschäfte der SLAV AG nur noch unter Aufsicht der Österreichischen Nationalbank geführt werden. Das führte nicht nur zu erheblichen Verzögerungen, sondern zog auch einen weiteren Vertrauensverlust auf Ebene der Geschäftspartner und den kreditgebenden Banken nach sich." Nachsatz: "Da ab diesem Zeitpunkt keine Verbesserung der Situation in der Ukraine in Aussicht stand, begann die Antragstellerin ihre Finanzierungsstruktur zu reorganisieren und schloss mit wesentlichen Gläubigern, darunter auch mit der CNBM, Zahlungsvereinbarungen, wodurch über das gesamte Jahr 2015 die Liquidität der SLAV AG aufrechterhalten werden konnte."

Handel mit Getreide

Darüber hinaus wurde begonnen, so das Unternehmen, den Handel mit landwirtschaftlichen Gütern und insbesondere Getreide aus der Ukraine als weiteres Geschäftsfeld aufzubauen. "Zur Sicherung der Liquidität der SLAV auch für das Jahr 2016 und darüber hinaus, waren neben der Betreibung von offenen Forderungen Ausschüttungen der ,,Capital Division" und hier vor allem durch die Tisha Investment Ltd, an welcher die Antragstellerin über deren hundertprozentige Tochtergesellschaft, der SLAV Beteiligung GmbH, beteiligt ist, eingeplant", heißt es im Konkursantrag weiter. "Die Tisha Investment Ltd. ist Inhaberin von Teilschuldverschreibungen begeben von der Activ Solar GmbH im Umfang von rund 82 Millionen Euro und wäre aus der im Juni 2016 anstehenden Zinszahlung bzw. aus dem Erlös des Rückkaufs von Teilschuldverschreibungen durch die Activ Solar GmbH eine Ausschüttung von mindestens rund zehn Millionen Euro an die SLAV zu erwarten gewesen". Doch über die Activ Solar, die von einem Schwiegersohn eines der beiden Oligarchen geführt wurde, wurde bereits Mitte Februar 2016 ein Insolvenzverfahren eröffnet.

Somit konnte die SLAV AG erstellte mittel- sowie langfristige Liquiditätsplanung unter diesen Voraussetzungen weder weiter aufrecht erhalten werden noch war der Fortbetrieb nicht darstellbar.

Der Schuldenberg

Die Gesamt-Schulden der SLAV AG werden mit 111,811 Millionen Euro beziffert, dazu kommen aber noch 193 Millionen Euro aus einer Bürgschaft gegenüber der ukrainischen Prominvestbank im Zusammenhang mit Handelsgeschäften. Bisher hat die Bank eine Bürgschaftsforderung in Höhe von 42,2 Millionen Euro fällig gestellt. Auch führt die SLAV AG im Konkursantrag aus, dass 94,184 Millionen Euro offene Forderungen aus Lieferungen und Leistungen bestehen.

Zugleich hält die SLAV AG 94,18 Prozent der Anteile am Industrieunternehmen PrJSC Ukrpodshipnik, 100 Prozent an der US-Firma Active Development LLC und geringe Anteile an der zypriotischen Vistec Ltd, sowie an der ukrainischen SLAV Management LLC und am ukrainischen Stahlwerk PJSC Artemovsk.

Die SLAV Beteiligungen GmbH hat 7,952 Millionen Euro Schulden und die SLAV Aero rund 9,829 Millionen Euro.

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