Wien Energie steigt komplett aus russischem Gas aus

Arbeiter am Gasknotenpunkt Baumgarten
Der Energieversorger wird ab 2025 nur noch Gas aus nichtrussischer Herkunft einkaufen. Für Kunden sollen daraus keine Mehrkosten entstehen.

12 bis 14 Mrd. Kilowattstunden Gas liefert Wien Energie je nach Witterung jährlich an seine privaten und geschäftlichen Kunden  aus, ein nicht unbeträchtlicher Teil davon fließt auch in den Betrieb von Kraftwerken und in die Fernwärme. Im kommenden Jahr wird der Landesversorger dabei komplett auf russisches Gas verzichten, kündigten der Wiener Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) und Wien-Energie-Chef Michael Strebl am Freitag an. 

Kommen wird das Gas aus der Nordsee. Die Verträge dazu seien bereits unterzeichnet worden, sagte Hanke. Wien Energie sei damit das erste österreichische Energieunternehmen, das den eigenen Gasbedarf komplett aus nichtrussischen Quellen decke. Der Wirtschaftsstadtrat sieht darin auch ein Signal an andere Versorger. 

Keine Mehrkosten für Kunden

Für Kunden werde das Gas deshalb nicht teurer, sagte  Strebl. Die Mehrkosten in mittlerer einstelliger Millionenhöhe würden durch das Ergebnis des Unternehmens gedeckt. 

Wien Energie habe auch in der Vergangenheit keine Lieferverträge mit Russland gehabt, betonte Strebl. Bezogen wurde das Gas über Handelsplätze. Dort wird allerdings nicht nach Herkunft unterschieden. Eine Kennzeichnungspflicht gibt es nicht. Man könne sich das europäische Gasnetz mit den Gasspeichern als eine Art See vorstellen, in den die Erzeuger das Gas einspeisen, das von den Kunden entnommen werde. 

Herkunftsnachweis

Um sicherzustellen, dass kein russisches Gas gekauft werde, habe man direkte Lieferverträge abgeschlossen, erläuterte Strebl. Die Herkunft werde durch eine "Declaration of Honour" garantiert. Wer dafür bezahle, dass kein russisches Gas bereitgestellt werde, bekomme ähnlich wie beim Ökostromsystem entsprechende Nachweise, erläuterte Strebl. 

Der Transport nach Österreich werde vom Lieferanten garantiert. Engpässe im Pipeline-System seien nicht zu befürchten, so der Wien-Energie-Geschäftsführer. 

Verträge über 10 Milliarden Kilowattstunden

Konkret hat Wien Energie Verträge über 10 TWh oder 10 Mrd. Kilowattstunden Gas abgeschlossen. 2,2 TWh nichtrussisches Gas befindet sich noch in den Speichern. Sollten 2025 zur Deckung des Bedarfs mehr Gas notwendig sein, will das Unternehmen es nachkaufen. 

Vom russischen Gas versucht der Versorger bereits seit längerem loszukommen. Im vergangenen Jahr wurden bereits 2,5 TWh  größtenteils von norwegischen Produzenten für die Fernwärme bezogen. Im Jahr davor wurde eine TWh aus Nordafrika gekauft. Daneben beziehe Wiener Energie schon seit längerem auch Biogas aus Niederösterreich, hieß es. 

Gas, das über langfristige Verträge bereits eingekauft wurde und das auch aus Russland kommen könnte, will die Wien Energie am Markt verkaufen. Strebl bezifferte die Menge mit "mehr als die Hälfte eines Jahresverbrauchs", sie dürfte also zwischen 6 und 7 TWh betragen.

Wien Energie unternehme alles, was möglich sei, die Rahmenbedingungen könne man aber auch nicht ändern, sagte Strebl. Er mahnte ein Herkunfts-Nachweissystem ein und drängt ebenso wie Hanke auf den Ausbau der Leitungskapazitäten. 

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