Warum Bananen oft billiger sind als Äpfel
Wer glaubt, noch nie eine Cavendish gekauft zu haben, irrt sich bestimmt.
Cavendish ist die „eierlegende Wollmilchsau“ der Bananenindustrie, sagt Hartwig Kirner, Geschäftsführer von Fairtrade-Österreich. Das heißt, sie schmeckt so, wie der typische US-Amerikaner und Europäer meint, dass eine Banane zu schmecken hat. Zudem hat die Sorte keine Kerne, ist haltbar und ertragreich. Also gemacht, um damit Geld zu verdienen. Rund um den Globus gibt es rund 1.000 Bananensorten, doch in den Supermärkten liegt quasi ausschließlich die Cavendish.
Auch in Österreich. Versuche, etwa eine rote Sorte aus Indien zu verkaufen, sind gescheitert – weil sie schlicht zu teuer war.
Laut Statistik isst jeder Österreicher knapp 14 Kilo Bananen im Jahr. Im Einkaufswagen landet verstärkt Ware unter dem Fairtradesiegel. In den vergangenen zwei Jahren ist deren Absatzmenge von 33.000 auf 35.000 Tonnen gestiegen, damit kommt Fairtrade auf 25 bis 30 Prozent Marktanteil. Aus Kirners Sicht ein steigerbarer Wert, da der Bio-Anteil wächst und Fairtrade-Bananen zu 95 Prozent Bio-zertifiziert ist.
Grasgrün angeliefert
Was nicht heißt, dass Konsumenten nicht preissensibel wären. Im Gegenteil. Bananen werden oft verschleudert, sind zum Teil sogar billiger zu haben als Äpfel. Obwohl sie in Schiffscontainern über den halben Erdball gekarrt werden, bevor sie dann per Lkw an Europas Bananenreifereien verteilt werden. Eine davon ist jene des Obst- und Gemüsehändlers Frutura im steirischen Hartl bei Kaindorf. Jede Banane, die in einem Spar-Markt in Österreich verkauft wird, macht hier Zwischenstation.
Zwischen mannshoch gestapelten Bananenkisten steht Reifemeister Gunar Nakladal und kontrolliert die Qualität der Containerladung aus Ecuador. Grasgrün sind die Bananen, haben Null Zuckergehalt, dafür viel Stärke, die der Mensch nicht verdauen könnte. Nakladal holt eine Banane aus dem Karton, bricht sie in der Mitte durch, riecht an der Schale. Sie riecht nach Gurke. „Gleiche chemische Zusammensetzung, genauso gehört sich das“, sagt er, checkt, ob die Temperatur passt und schickt die Lieferung in die Reifekammer. Vier bis sechs Tage später werden die Bananen Stärke und Chlorophyll abgebaut haben und gelb sein. Und süß – dank aufgebautem Zuckergehalt.
Im Obst-Regal sind sie ein Bestseller, immer irgendwo im Angebot. Da stellt sich die Frage, wie sich das bei dem Aufwand rechnet. Durch die Mischkalkulation, wissen Branchenkenner. Kunden, die wegen billigen Bananen ins Geschäft kommen, kaufen garantiert auch andere Artikel, an denen der Händler gut verdient, so die Kalkulation.
Lange Reise
Bananen werden grasgrün geerntet und sind bis zu 5 Wochen in Schiffscontainern nach Europa unterwegs – dabei sind sie luftdicht verpackt, um nicht zu reifen
200 Reifereien
Von den Häfen Antwerpen und Rotterdam geht es per Spedition zu den rund 200 Reifereien in Europa, die die Ware dann an die Supermärkte verteilen. Fast jede dritte in Österreich verkaufte Banane trägt ein Fairtrade-Siegel. Bei Spar liegt die Quote sogar bei 40 Prozent
Fairtrade
Neben Kaffee und Kakao ist die Banane das wichtigste Fairtrade-zertifizierte Produkt überhaupt. Banane, die in Österreich verkauft werden, kommen meist aus Peru, Ecuador, Costa Rica oder der Dominikanischen Republik. Fairtrade-anbauende Familien oder Mitarbeiter von Fairtrade-Plantagen sollen besser - eben fairer - behandelt und entgolten werden, als im konventionellen Bereich. „Es geht um faire Preise und Einkommen, dass man vom Anbau leben kann“, sagt Fairtrade-Österreich-Geschäftsführer Hartwig Kirner.
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