Doch im Falle der Erste Group ist die Sache ein wenig diffiziler. Schließlich bildete die Caixa mit der Erste Stiftung, der Sparkassengruppe, der Wiener Städtischen und der Erste Mitarbeiterbeteiligung Privatstiftung eine gemeinsame Gruppe. Die Spanier hatten 2009 während der Finanzkrise erstmals ein größeres Aktienpaket übernommen, das sie im Laufe der Zeit auf knapp zehn Prozent ausbauten. 2014 traten sie dem bestehenden Syndikat der österreichischen Kernaktionäre bei. Gemeinsam hielten sie 30 Prozent der Anteile und bildeten so eine stabile Mehrheit an der Bankengruppe, die einen Gutteil ihrer Bilanzsumme von 310 Milliarden Euro in Ländern Zentral- und Osteuropas erwirtschaftet.
Geschrumpft
Doch mit dem Verkauf der Spanier an unbekannte institutionelle Investoren ist der Anteil des Syndikats auf 20 Prozent geschrumpft. Freilich, dass andere Aktionäre bald mehr zu sagen haben, ist nicht in Sicht. Der nächste größere Aktionär ist das US-Investmenthaus BlackRock mit rund vier Prozent, der Rest sind überwiegend institutionelle Investoren aus dem In- und Ausland. Und auch Börsianer sehen den Ausstieg nicht dramatisch. Jovan Sikimic, zuständiger Analyst bei der Raiffeisen Bank International, erklärt: „Es ist keine Schwächung. Der höhere Streubesitz ist aus Investorensicht generell zu begrüßen, was auch an der positiven Kursreaktion (plus 5,2 Prozent, Anm.) zu sehen ist.“
Es gebe auch andere Banken, die einen hohen Streubesitz haben und der Kernaktionär sogar nur fünf bis zehn Prozent Anteil hält, etwa die ungarische OTP.
Freilich bleibt die Frage, warum die heimische Kernaktionärsgruppe der Caixa ihren Anteil nicht abgekauft hat. Immerhin gibt es dem Vernehmen nach ein Vorkaufsrecht innerhalb des Syndikats. Die Frage, ob man dieses nicht ausüben konnte oder wollte, blieb sowohl seitens der Bank als auch des Syndikats unbeantwortet. Die dazu nötig gewesene Summe von rund 1,5 Mrd. Euro ist vielleicht die Antwort darauf.
Erste Group-Chef Bernd Spalt gab sich zum Thema Caixa diese Woche bei der Präsentation der sehr guten Bilanzzahlen für das bisherige Jahr jedenfalls wortkarg. Allerdings stellte er im Rahmen dessen auch ein Aktienrückkaufprogramm in Aussicht. Verkaufen hier die Kernaktionäre im Gegensatz zu anderen Anteilseignern nicht, steigt infolge automatisch auch deren Anteil am Gesamtkuchen.
Die Bank verfügt für den Rückkauf über ausreichend Kernkapital. Allerdings müsste auch die steigende Dividende bedient werden, gibt Sikimic zu bedenken. Und auch Übernahmen will Spalt tätigen, nachdem die Bank unter seiner Führung seit Anfang 2020 diesbezüglich „sehr leise war“, auch bedingt durch die Pandemie. Zudem sei die Bank auch unter seinem Vorgänger Andreas Treichl in seinen letzten Amtsjahren bei Zukäufen „relativ bescheiden gewesen“. Jedoch sei die Erste außer in Serbien in allen vertretenen Ländern schon sehr gut aufgestellt.
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