„Das überwiegende Geschäft liegt nach wie vor im Zinsertrag, auch im Jahr 2020“, sagt KPMG-Partner und Bankenexperte Alexander Lippner gegenüber dem KURIER. Das werde wohl auch so bleiben. Die Einnahmen würden sich aber sehr wohl „in Richtung Provisionsergebnis verschieben, aber nicht revolutionär und dramatisch.“ Ein paar Zahlen: Die Betriebserträge der heimischen Banken lagen laut Nationalbank OeNB 2020 bei 19,32 Milliarden Euro. Davon entfiel der Großteil auf den Nettozinsertrag, nämlich 8,62 Milliarden Euro. Das Provisionsgeschäft spielte 4,73 Milliarden Euro in die Bankenkassen. Im Vergleich zu 2010 ist der Nettozinsertrag um sechs Prozent zurückgegangen, während das Saldo aus dem Provisionsgeschäft um 20 Prozent stieg.
Abgesehen von Zinsertrag und Provisionsgeschäft gibt es einige weitere Einnahmemöglichkeiten von Banken, die aber eine geringere Rolle spielen – etwa der Eigenhandel. „Ich kenne aber kein einziges Kreditinstitut in Österreich, das in nennenswertem Umfang einen echten Handel betreibt“, so PwC-Partnerin und Bankenexpertin Dorotea Rebmann zum KURIER. Auch Alexander Lippner bezeichnet ihn als „vernachlässigbar“. 2020 lag das Saldo aus Finanzgeschäften bei 498 Millionen Euro (ein Minus von 25 Prozent zu 2010). Die Erträge aus Wertpapieren und Beteiligungen lagen bei 2,22 Milliarden Euro – ein Rückgang gegenüber 2010 um 45 Prozent.
Sonstige betriebliche Erträge
Darüber hinaus besitzen Banken etwa Immobilien, was in der Statistik der OeNB unter „sonstige betriebliche Erträge“ fällt. Dieser Punkt macht rund 3,25 Milliarden Euro aus – ein Plus von 67 Prozent gegenüber 2010. Für die Zukunft der Banken allgemein müsse man sehen, welche Modelle sich langfristig durchsetzen, sagt Dorotea Rebmann. Banken mit Filialmodell, mit Digitalangebot – oder ein Hybridmodell. Letzteres ist für Alexander Lippner in einem Markt wie Österreich „essenziell“.
Er vermutet, dass es mehr Mehrwertdienstleistungen geben wird, die in der Nähe des Ur-Bankgeschäfts stehen. „Banken haben etwa fast alle Daten ihrer Geschäftskunden, die jene für ihre Buchhaltung brauchen – und für dieses Service könnten sie auch Geld verlangen.“ Die Banken selbst seien sehr gut durch die Krise gekommen, betont Lippner, und: „Die Bankenbranche war enorm wichtig in der Zeit der Pandemie. Wir hätten wesentlich mehr Instabilität gehabt, wenn wir nicht so eine dichte und regional verankerte Bankenlandschaft hätten.“
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