Wie den Konsumenten Schrott statt Qualität angedreht wird

Waschmaschinen und andere Geräte
Geplanter Verschleiß von Elektrogeräten, nervige Rückrufe bei Autos oder falsch deklarierte Lebensmittel: Ein immer schnelllebigerer Konsum als Umwelt- und Sicherheitsrisiko.
Von Uwe Mauch

Eine Waschmaschine, die 500 Euro kostet, muss nach spätestens fünf Jahren kaputt sein. Pro 100 Euro mehr für ein neues Modell ist ein Jahr Betriebszeit mehr zu veranschlagen. Spätestens nach acht Jahren muss aber auch die teuerste Maschine ihren Geist aufgeben.

Durch eine Indiskretion kam Sepp Eisenriegler, Gründer und Chef des Reparatur- und Servicezentrums in Wien 14, an ein internes Papier des niederländischen Elektrohandels. Dort fand er schwarz auf weiß, was er lange vermutet hatte: "Wir werden von den Elektro-Multis wie Konsumtrottel an ihrem Gängelband geführt."

"Konsumtrottel" ist auch der unnötig reißerische Titel seines fundiert recherchierten Buchs (edition a, 189 Seiten, 21,90 €), in dem Eisenriegler mit den Herstellern und dem Handel aufgrund seiner jahrelangen Erfahrungen als Reparateur von Haushaltsgeräten Schlitten fährt.

Besonders angetan haben es ihm die Werbepsychologen in der Elektrobranche, die er im Buch und auch im Gespräch mit dem KURIER der Lüge bezichtigt.

Seine Lieblingsgeschichte ist die von der Energie-Effizienz-Lüge. Eisenriegler wie er leibt und lebt: "Millionen von Waschmaschinen wurden in der EU verschrottet, weil sich die Menschen um viel Geld neue sogenannte Triple-A-Modelle gekauft haben. Und jetzt stellt sich in einer Studie der europäischen Konsumentenschützer heraus, dass sich die allermeisten Besitzer dieser Wundergeräte nur 1,50 Euro pro Jahr ersparen."

Nur die Multis gewinnen

Unterm Strich haben für den Kritiker nur die Multis gewonnen, die Jahr für Jahr mehr Umsatz machen müssen: "Auf Kosten unseres Planeten und all der gutgläubigen Konsumenten."

Doch nicht nur der Handel, auch die Erzeuger bringen den Leiter des Wiener Service- und Reparaturzentrums (R. U. S. Z) regelmäßig zur Weißglut. Damit seine Mechaniker auch die wohlfeilen Waschmaschinen von Miele reparieren können, müssen sie fünf Mal pro Jahr zu Schulungen der Firma. Aus der Schule geplaudert: "Dort werden sie mehr zu verlängerten Armen der Verkaufsabteilung ausgebildet. Zwei Drittel der Zeit wird ihnen etwas über neue Produkte erzählt, und nur in einem Drittel der Zeit geht es um technische Details."

Am Ende seines Buchs gibt Eisenriegler praktische Tipps für Konsumenten. Der eine oder andere Rat stellt auch unseren eingeübten Lebensstil infrage: "Wenn Sie Ihre Wäsche nach dem Waschgang bügeln oder gar maschinell trocknen, brauchen Sie nicht länger über Energieeffizienz nachdenken." Er selbst ist übrigens glücklicher Besitzer einer 23 Jahre alten Waschmaschine. Nach seinem Motto "es kommt nix Besseres nach" will er sich kein neues Modell mehr kaufen.

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