Wettbewerbsfähigkeit: Österreich kommt nicht vom Fleck
Die Hauptstadtregion Wien/ Niederösterreich liegt im aktuellen „Regionalen Wettbewerbsindex 2023“ der EU-Kommission auf Platz 33. Ein äußerst bescheidenes Ergebnis, könnte man auf den ersten Blick meinen.
Könnte besser sein
Und das nicht zu Unrecht: Betrachtet man den EU-Durchschnitt aller Regionen, der bei 100 liegt (siehe Karte), ist das Ergebnis zwar nicht so schlecht, es könnte jedoch deutlich besser sein, meint Studien-Mitautor Stefan Höffinger, Geschäftsführer des Strategieberatungsunternehmens Höffinger Solutions, das die Studie für die EU-Kommission erstellt hat.
Die Nummer eins ist die Region Utrecht rund um die gleichnamige niederländische Stadt. Was macht man dort besser als in Wien? „In Utrecht hat man eine Strategie, die konsequent umgesetzt wird“, sagt Höffinger. Die Region fokussiere sich auf Unternehmertum, Businessfreundlichkeit und eine gute Vernetzung. „Die öffentliche Hand, der private Sektor und die Bildungsinstitutionen arbeiten eng zusammen“, erklärt Höffinger.
In der Region rund um Paris, die sich ebenfalls unter den Top-Plätzen befindet, werde die Großstadt und das grüne Umland um Fontainebleau ideal verbunden. Durch eine gute Infrastruktur werde das Beste aus beiden Welten genutzt und die besten Köpfe der Arbeitswelt angezogen.
Ganz anders ist die Situation in Wien und Umgebung. Das Hauptproblem in Österreich ist die „mangelnde Ambition“ und „der fehlende Wille, ganz vorne mitspielen zu wollen“, glaubt Höffinger. Man dürfe sich nicht mit dem Status quo zufriedengeben, denn wer stagniert, wird von anderen überholt. Und genau das ist in Wien passiert. 2019 lag die Region um die Bundeshauptstadt noch auf Platz 29.
Nicht schmeichelhaft
Eine der größten Schwächen: Eine geringe Arbeitsmarkteffizienz, was sich u. a. durch starken Fachkräftemangel ausdrückt. Der 33. Platz schmerze, denn Wien könnte es locker unter die Top-20, ja sogar unter die Top-10 schaffen, glaubt der Experte.
Man darf aber nicht alle Regionen in Österreich über einen Kamm scheren, sagt Höffinger. Oberösterreich habe sich extrem gut geschlagen und sich vom 74. auf den 47. Platz verbessert. Dank eines guten Mixes aus Industrie, Landwirtschaft und zunehmend Tourismus.
Ebenfalls nicht schmeichelhaft für die Region Wien/Niederösterreich: Durch den Brexit sind viele wettbewerbsstarke Regionen weggefallen, allein dadurch hätte man sich eigentlich schon verbessern müssen. Dass das nicht geschehen ist, liegt unter anderem daran, dass vormals schwächere Länder aufgeholt haben. Am stärksten entwickelt haben sich Polen und Portugal.
Beim aktuellen Wettbewerbsindex wurden u. a. Kriterien wie wirtschaftliche Stabilität, Infrastruktur, Bildung, Arbeitsmarkt und Innovationskraft verglichen. Im Gegensatz zur Mercer-Studie, in der Wien regelmäßig auf Platz eins liegt, basieren die Ergebnisse des „Regionalen Wettbewerbsindex 2023“ auf härteren Fakten. Denn Mercer misst Kriterien, wie u. a. die Lebensqualität.
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