Westbahn fährt noch bis Sonntag im Notvergabe-Modus

WESTBAHN
Haselsteiner appelliert an Finanzminister Blümel, die staatliche Notvergabe zu verlängern.

Am Sonntag endete ja eigentlich, wie der KURIER berichtete, die staatliche Notvergabe der Westbahnstrecke an ÖBB und Westbahn. Wie Hans Peter Haselsteiner, Miteigentümer der privaten Westbahn, heute Vormittag vor Journalisten erklärte, werde man den Systemfahrplan bis Ende der Woche inklusive Wochenende "auf eigenes Risiko" verlängern. In dieser Zeit wird die Westbahn ihre Halte wie etwa im Tullnerfeld beibehalten, auch die wechselseitige Ticketanerkenntnis zwischen ÖBB und Westbahn bleibe aufrecht. Allerdings nicht im Rahmen der eben ausgelaufenen Notvergabe, sondern als Kulanzlösung zwischen den Eisenbahnbetrieben.

Er hoffe, dass die Zeit genutzt werde, so Haselsteiner. Vor zwei Tagen hatte die Westbahn, unter anderem auf ihrer Facebook-Seite, angekündigt, dass ab Mittwoch, 10. Februar, wegen der nicht verlängerten Notvergabe ein angepasster Fahrplan gelten werde.

Haselsteiner richte einen Appell - "Ich erhebe keine Forderung" - an ÖVP-Finanzminister Gernot Blümel, die Notvergabe zu verlängern. Die Verlängerung der Notvergabe der Republik würde laut Westbahn-Berechnungen gegenüber aller Alternativen "vergleichbar hohe Kosten" verursachen, wenn nicht sogar günstiger sein. Denn: Würden die ÖBB ihr Angebot ohne die Westbahn aufstocken müssen, würde die Verluste ja dort steigen - und die müsste ohnehin wieder der Staat als Eigentümer tragen. Dies wäre aber ohne Wettbewerbsverzerrung nicht möglich, was wohl die Wettbewerbsbehörde in Brüssel auf den Plan rufen würde. Zusätzlich müsste die Westbahn Mitarbeiter entlassen. 

Außerdem würde eine Reduktion des Zugangebots ein höheres Infektionsrisiko bedeuten. Eigentlich sollte man in Hinblick auf die Pandemie auch jetzt über eine "sinnvolle Verstärkung" der Frequenz zu Stoßzeiten nachdenken, so Haselsteiner. Möglichkeiten dazu gebe es bei der Westbahn. 

"Wir haben gewusst, was wir tun"

Wie es bei der Westbahn weitergeht, wenn die Notvergabe nicht verlängert wird, wollte Haselsteiner noch nicht konkret beantworten. "Ich gehe davon aus, dass die Notvergabe verlängert wird", so Haselsteiner auf Nachfrage von Journalisten. Andernfalls werde man Anfang der kommenden Woche über Reduktion des Zugangebots und auch mögliche Kündigungen informieren. Die bereits im Raum stehende Reduktion des Zugangebots um 50 Prozent sei aber ein guter Tipp. Man werde aber nicht von einem aktuell Zwei- auf einen Vier-Stunden-Takt ausdünnen, sondern eher Tagesrandangebote streichen.

Mit den Lockdowns hätten sich bei der Westbahn Umsatz und Passagierzahlen auf zehn bis 30 Prozent reduziert, heißt es. Das Unternehmen fahre damit jetzt Verluste ein. Die Eigentümer seien bereit, die Hälfte davon zu tragen. Die andere Hälfte müsse aber vom Staat kommen. Ein unwirtschaftliches Unternehmen sei die Westbahn aber nicht, so Haselsteiner. Man habe 2018 und auch 2019 die Gewinnschwelle überschritten. Alle Anfangsverluste des Eisenbahnunternehmens, das 2011 seinen Betrieb aufgenommen hat, seien "vom Eigentümer abgedeckt worden". Niemand sei auf die Idee gekommen, staatliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. "Wir haben gewusst, was wir tun", so Haselsteiner. Aber: "Gerade, als die Westbahn in die Gewinnzone gefahren ist, kam Corona." Der Verlust des Unternehmens im Vorjahr betrug 6,5 Millionen Euro.

2020 hat die Westbahn laut Auskunft von Geschäftsführer Erich Forster und Haselsteiner im Rahmen der Notvergabe einen Nettozuschuss des Staates in Höhe von 11,5 Millionen Euro erhalten. Von April des Vorjahres bis inklusive 7. Februar waren es 14 Millionen Euro. Im Vorjahr wurden bei der Westbahn 49 Mitarbeiter gekündigt. Aktuell beschäftigt die Westbahn rund 200 Mitarbeiter.

Kommentare