Weststrecke: Fast jede zweite Zug-Verbindung könnte wegfallen

WESTBAHN
Ebenfalls schlecht für Pendler: Mit dem Ende der Notverordnung fällt die wechselseitige Ticketverrechnung von Westbahn und ÖBB

Die Situation bleibt verfahren: Weil kein weiteres Geld vom Staat freigegeben wird, wollen die Westbahn und die ÖBB – wie berichtet – ihre Verbindungen zwischen Wien und Salzburg ausdünnen.

„Unser Status ist, dass die Notverordnung nicht verlängert wird“, sagt ÖBB-Sprecher Bernhard Rieder am Montag. Deswegen habe die ÖBB auf der Nebenstrecke Wels–Passau bereits am Montag mit der Reduktion der Verbindungen begonnen. „Als nächsten Schritt streichen wir ab 22. Februar Verbindungen zwischen Wien und Salzburg.“ Schließlich sei die Weststrecke mit einer Auslastung von aktuell 30 Prozent alles andere als rentabel. Aktuell gebe es bis zu 40 Verbindungen pro Richtung, künftig werde es zwischen Wien und Salzburg nur 24 Verbindungen pro Tag geben. So gut wie jeder zweite Zug könnte also dem Sparstift zum Opfer fallen – nicht nur bei den staatlichen ÖBB. Auch bei der mehrheitlich privaten Westbahn.

Diese fährt derzeit – abhängig vom Wochentag – bis zu zwölf Mal täglich auf der Weststrecke hin und her. Sie will bis morgen, Mittwoch, entscheiden, wie der Fahrplan künftig ausschauen soll, wenn die Notverordnung nicht verlängert wird.

Für die Fahrgäste gibt es eine zweite schlechte Nachricht: Mit dem Auslaufen der Notverordnung werden die Tickets von Westbahn und ÖBB auch nicht mehr wechselseitig anerkannt. Das hat organisatorische Gründe. Durch die Notverordnung bekamen die beiden Bahnbetreiber vom Staat das Geld für die Aufrechterhaltung des Fahrplans. Die Ticketeinnahmen auf der Strecke mussten sie im Gegenzug an das Ministerium abliefern. Nun ist aber wieder jeder auf seinen eigenen Ticketverkauf angewiesen. Wechselseitige Anrechnungen sind daher nicht mehr möglich.

15 Millionen Euro

Die Notvergabe wurde übrigens zuletzt im vergangenen November verlängert. „Das Volumen der Notvergabe ist derzeit mit rund 30 Millionen Euro für den nächsten Schritt budgetiert“, erläuterte Verkehrsministerin Leonore Gewessler am Montag im ORF-Mittagsjournal. Die Hilfe sei jetzt für weitere zwei Monate avisiert. Seit vergangenem April haben ÖBB und Westbahn insgesamt fast 93 Millionen Euro erhalten.

Gerüchteküche

Dennoch ziert sich das Finanzministerium. Minister Gernot Blümel schweigt sich zum Thema überhaupt aus. Hinter den Kulissen wird gemunkelt, dass er „not amused“ über Zeitungsinterviews von ÖBB-Vorstand Andreas Matthä war. Dieser hatte bekannt gegeben, dass die ÖBB trotz Corona und Umsatzeinbrüchen das Jahr 2020 über alle Teilkonzerne hinweg wirtschaftlich positiv abschließen werden. Im Finanzministerium stelle man sich daher die Frage, warum das Unternehmen weiterhin Geld für die Weststrecke bekommen soll, heißt es aus informierten Kreisen.

Währenddessen pocht Infrastrukturministerin Leonore Gewessler auf weitere Unterstützung. Der Staat stütze andere Unternehmen in der Krise mit Wirtschaftshilfen in Milliardenhöhe, „und das Gleiche brauchen wir auch für die Aufrechterhaltung des öffentlichen Verkehrs“, argumentiert Gewessler.

simone hoepke

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