Weltweit fielen 225 Millionen Vollzeitstellen Corona zum Opfer

Weltweit fielen 225 Millionen Vollzeitstellen Corona zum Opfer
ILO: Größte Krise am globlen Arbeitsmarkt seit Großer Depression in den 1930ern. Heuer keine Besserung erwartet

Laut Internationaler Arbeitsorganisation (ILO) fielen im vergangenen Jahr 8,8 Prozent der weltweiten Arbeitsstunden aus - das sei so viel wie knapp eine Viertelmilliarde Vollzeitstellen. Der Rückgang ist demnach etwa vier Mal größer als der Verlust während der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009. Das sei die größte Krise für die Arbeit weltweit seit der Großen Depression in den 1930ern, sagte ILO-Chef Guy Ryder in einer virtuellen Pressekonferenz. 

Die ILO rechnete, dass etwa die Hälfte der weggebrochenen Arbeitszeit bei Arbeitnehmern anfiel, die immer noch ihren Job haben. Die andere Hälfte brach in Jobs weg, die damit ebenfalls verschwanden - und die Arbeitnehmer arbeitslos zurückließ.

"Einfach verschwunden"

Nach offiziellen Zahlen stieg die weltweite Arbeitslosigkeit nur um 1,1 Prozentpunkte oder 33 Millionen Menschen auf 6,5 Prozent oder 220 Millionen Menschen. Ryder betonte, weitere rund 81 Millionen Menschen seien gar nicht als arbeitslos registriert worden - "sie sind einfach verschwunden". Entweder könnten sie wegen der Beschränkungen nicht arbeiten oder hätten die Suche nach einem Job aufgegeben. "Ihre Talente, Fähigkeiten, Energien sind verloren, verloren für ihre Familien, verloren für die Gesellschaft, verloren für uns alle."

Einkommensverluste

Das Einkommen der Arbeitnehmer fiel den Berechnungen zufolge im vergangenen Jahr um 8,3 Prozent - das seien 3,7 Milliarden Dollar (3 Mrd. Euro) oder 4,4 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die Aussichten auf eine schnelle Erholung mit Voranschreiten der Impfungen gegen das Coronavirus seien "ungewiss", warnte die ILO.

Frauen und junge Menschen

Arbeits- und Jobverlust trifft laut ILO-Studie vor allem Frauen und junge Menschen. Frauen arbeiten eher in Branchen, die von den coronabedingten Einschränkungen besonders betroffen sind, und übernehmen in größerem Maße die Betreuung von Kindern, die nicht zur Schule gehen dürfen. Junge Menschen haben es besonders schwer, wenn sie gerade ins Arbeitsleben eintreten. Viele hätten dies in der Coronakrise aufgegeben, erklärte die ILO. "Das Risiko einer verlorenen Generation ist real."

Düstere Prognose

Auch der Blick in die nahe Zukunft ist eher pessimistisch. Heuer rechnet die ILO in einem Worst-case-Szenario mit einem weiteren Rückgang der Arbeitsstunden um 4,6 Prozent - im optimistischen Szenario sind es weitere 1,3 Prozent. Das wären weitere 36 Millionen Jobs.

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