Jobkiller Lockdown: Mehr als 500.000 Arbeitslose im Dezember

Jobkiller Lockdown: Mehr als 500.000 Arbeitslose im Dezember
Besonders betroffen sind Tirol, Salzburg und Vorarlberg. Problem der Langzeitarbeitslosigkeit ungelöst

Der Westen des Landes ist am schlimmsten betroffen: In Tirol lagen die Arbeitslosenzahlen im Dezember um 130 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, in Salzburg betrug das Plus 83, in Vorarlberg 48 Prozent.

Die Gründe für die Misere am Arbeitsmarkt sind schnell erklärt: In den Wintersportgebieten fehlen die Urlauber und damit die Jobmöglichkeiten vor Ort. Vor allem in den westlichen Bundesländern, wo traditionell etwa drei Viertel der Gäste aus dem Ausland anreisen – sofern die Grenzen und die Beherbergungsbetriebe offen sind.

Der dritte Lockdown führt laut AMS-Vorstand Johannes Kopf zu mehr als einer Verdoppelung der Arbeitslosenzahlen in der Gastronomie und Hotellerie. „Der scheinbar nahe liegende Schluss, dass Kurzarbeit in dieser Branche nicht funktioniert, ist aber falsch“, betont Kopf. Mit fast 100.000 betroffenen Arbeitnehmern sei der Tourismus aktuell Spitzenreiter bei der Anmeldung von Kurzarbeit. Zum Vergleich: Österreichweit sind derzeit exakt 417.113 Personen in Kurzarbeit und damit um 140.000 mehr als noch im Vormonat, geht aus den Zahlen des Arbeitsministeriums hervor.

Langzeitarbeitslose

Erstmals gibt es im Winter 2020/21 mehr als eine halbe Million Arbeitslose und damit eine Dezember-Arbeitslosenrate von elf Prozent. Nicht nur wegen der brachliegenden Tourismuswirtschaft. „Gemeinsam mit den saisonalen Effekten im Bau, die sich im üblichen Rahmen bewegen, ist die Situation am Arbeitsmarkt derzeit enorm herausfordernd“, sagt Arbeitsministerin Christine Aschbacher. Aus ihrer Sicht gibt es auch Lichtblicke: „Wir konnten im vergangenen Jahr 607.704 Personen wieder vermitteln, das ist um ein Prozent mehr als 2019.“ Das beweise, dass der Jobmarkt trotz allem dynamisch sei.

Jobkiller Lockdown: Mehr als 500.000 Arbeitslose im Dezember

Ein schwacher Trost für jene, die seit zwölf Monaten und noch länger auf der Suche nach einem neuen Arbeitgeber sind. Die Zahl der sogenannten Langzeitbeschäftigungslose lag zum Jahreswechsel mit 136.620 um ein gutes Drittel über dem Vorjahreswert. AMS-Chef Kopf sieht auch keine Anzeichen für eine baldige Entspannung: „Viele Probleme, wie insbesondere das Ansteigen der Langzeitarbeitslosigkeit, werden uns noch lange beschäftigen.“

Frauen besonders betroffen

Relativ stark gestiegen ist zuletzt übrigens die Arbeitslosigkeit bei Frauen (+35,1 Prozent), was vor allem daran liegt, dass vom Lockdown betroffene Branchen (Handel und Tourismus) traditionell viele Frauen beschäftigen. An zweiter Stelle folgen Ausländer (+33,2 Prozent) und Über-50-Jährige (+28,7 Prozent). Zum Vergleich: In der Gruppe der Unter-24-Jährigen ist die Zahl der Arbeitslosen (inklusive Schulungsteilnehmern) um vergleichsweise moderate 16 Prozent gestiegen.

„Das seit Jahrzehnten schwierigste Jahr am Arbeitsmarkt verabschiedet sich mit wirklich schlechten Arbeitslosenzahlen“, kommentiert Kopf. Mit 588.000 Menschen waren im vergangenen April so viele Menschen auf Arbeitssuche wie zuletzt im Jahr 1945.

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