Gegründet hat Kowatsch übrigens nicht in Österreich, sondern in Berlin, wo auch noch heute der Sitz des Nonprofit-Unternehmens mit mittlerweile rund 30 Mitarbeitern ist.
Als Sitz für einen zweiten Standort des WFP Innovation Accelerators könnte sich Kowatsch aber Wien vorstellen. „München muss nicht der einzige Standort bleiben“, sagt er und verweist auf das universitäre Umfeld sowie auf die guten Fluganbindungen der Stadt. Interessant ist auch der Breitengrad bzw. die Zeitzone, die sich mit vielen Entwicklungsländern mehr oder weniger deckt. „Das ist in der Zusammenarbeit wichtig und war mit ein Grund, warum wir uns nicht für das Silicon Valley sondern für München entschieden haben“, sagt der Accelerator-Leiter, der Chef von knapp 80 Mitarbeitern aus mehr als 40 Nationen ist.
Die Arbeit geht seinem Team nicht aus. Jedes Quartal bewerben sich zwischen 700 und 800 Projekte aus der Start-up- wie aus der Nonprofit-Szene, viele Einreichungen kommen direkt aus den Entwicklungsländern. „Dort gibt es viele kluge Köpfe, aber es fehlt an Investoren und Vorbildern“, beobachtet Kowatsch. Bewerben könne sich jeder, der eine innovative Idee zur Bekämpfung des Hungers hat, die skalierbar ist, betont er.
Die besten Bewerber werden dann vom Team rund um Kowatsch zu einem Innovation-Bootcamp eingeladen, die nächste Stufe ist ein Pitch-Event, zu dem Investoren – Private, Unternehmer sowie Regierungsvertreter – kommen. Kowatsch: „Wir stellen bis zu 100.000 Dollar an Fördermitteln zur Verfügung, sowie Unterstützung durch unsere Landesbüros, die vor Ort gut vernetzt sind.“ Im Vorjahr hätten die Programme seiner Organisation neun Millionen Menschen erreicht.
Als Beispiel nennt Kowatsch die App „Hello Tractor“. Dabei handelt es sich um eine Art Uber für Traktoren, also einer Plattform, die bereits in mehreren Ländern Afrikas genutzt wird. Die Idee kam aus Nigeria, einem Land, in dem sich Kleinbauern keinen eigenen Traktor leisten können. Die Vermietung von Traktoren über die Smartphone-App „Hello Tractor“ traf also auf eine große Nachfrage. „Wir haben bei der Expansion nach Kenia geholfen, mittlerweile werden Zehntausende Traktoren über die Plattform vermietet“, erläutert Kowatsch.
Ein weiteres Vorzeigeprojekt kommt aus der Dominikanischen Republik und beschäftigt sich mit Schulmahlzeiten für 1,2 Millionen Kinder. „Über eine App können die Bestände in Warenlagern abgerufen werden, Einkaufspreise verglichen, Menüs optimiert werden“, erläutert Kowatsch. Der Einsatz künstlicher Intelligenz habe dazu geführt, dass der Nährwert der Menüs erhöht wurde, während die Kosten um 15 Prozent gesunken und der Anteil regionaler Lebensmittel um 60 Prozent gestiegen sei.
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